Sid Meier's Civilization V
Zwischen Innovation und Tradition
Außerdem wurden die Unterschiede zwischen den unterschiedlich weit fortgeschrittenen Einheiten deutlich vergrößert. Ein Panzer wird von einem Bogenschützen nicht einmal angekratzt. Da hilft ihm auch kein Generals- und Verteidigungs-Bonus. Die Städte selbst besitzen nun übrigens eingebaute Abwehrgeschütze und eine Lebensenergieleiste.
Je größer und besser befestigt die Stadt, umso mehr Schaden müsst ihr anrichten, um sie zu übernehmen. Mit dem richtigen politischen System und entsprechenden Weltwundern kann man einzelne Städte fast uneinnehmbar machen. Ideal für eher zurückhaltende Generäle, die auf einen diplomatischen oder kulturellen Sieg aus sind.
Die Streichung der Religion wirkt dagegen auf den ersten Blick sehr hart. Der Spaß, den es bereitet hat, eine militärisch stärkere Nation spirituell in die Knie zu zwingen, kann das neue Kultur-System nicht ersetzen. Doch im spielerischen Alltag mit der KI sorgte das Hin und Her der Weltreligionen oft für Verwirrung. KI-Gegner reagierten seltsam, wenn ihr statt einem Kreuz etwa Shiva angebetet habt.
Oft war am Ende gar keine Diplomatie mehr möglich, weil einfach zu viel Religion im Spiel war. Firaxis hat stattdessen die Staatssysteme ausgebaut, den kulturellen Teil erweitert und die KI je nach Ausrichtung der entsprechenden Nation empfindlicher für eure Weltbeherrschungsambitionen gemacht.
Wer die ganze Zeit mordend und annektierend über den Kontinent zieht, wird von friedlichen Völkern wie den Indern komplett ignoriert. Habt ihr davon mehrere als Feind, kommen sie auf höheren Schwierigkeitsgraden sogar auf die Idee, sich zu verbünden und euch gemeinsam den Garaus zu machen. Gleichzeitig verwandelt sich die von euch durch Opernhäuser und Tempel eingesammelte Kultur in eine Ressource, die ihr in eine von acht unterschiedlichen Politikausrichtungen investieren könnt.
Zuerst entscheidet ihr euch für einfache Sachen wie Freiheit, Ehre und Tradition. Dann wählt ihr in einem Fertigkeiten-Baum verschiedene Boni aus, die euch zum Beispiel mehr Einnahmen oder mehr Zufriedenheit bringen. Gelingt es euch, fünf dieser Politik-Arten zu maximieren, erreicht ihr einen kulturellen Sieg.
Wie gehabt gibt es außerdem einen Wissenschafts-Sieg mit dem Bau einer Weltraumrakete, einen Zeit-Sieg nach 500 Zügen, einen diplomatischen Sieg, wenn ihr in der UN gewählt werdet, und einen Eroberungs-Sieg, wenn ihr alle gegnerischen Hauptstädte platt gemacht habt. Gerade letzteres ist ein echte Erleichterung. Ihr müsst nicht mehr mühsam am Ende trotz gewaltiger militärischer Überlegenheit nach einer verstreuten Stadt suchen, sondern einfach nur die Hauptstadt des letzten Gegners erledigen.
Auch der eigentliche Spielablauf unterscheidet sich nur marginal von den Vorgängern. Städte gründen, forschen, Wirtschaft ausbauen, Krieg führen und über Diplomatie für Verbündete sorgen. Um wirklich alle Rassen, Sieg-Arten und Schwierigkeitsgrade auszuprobieren und zu bewältigen, ist man Monate beschäftigt. Etwas ungewöhnlich ist die Tatsache, dass es keine speziellen Szenarios oder Kampagnen gibt. Civilization V setzt allein auf das Endlosspiel. Gut, werden die meisten Hardcore-Fans sagen. Ein bis zwei spezielle Herausforderungen hätte ich mir aber doch gewünscht.
Insgesamt stehen euch 18 Fraktionen zur Auswahl. Jede avon wird von einem Führer geleitet und bringt spezielle Einheiten und Fähigkeiten mit. Die Deutschen setzen auf Landknechte und Panzer, die Perser auf Unsterbliche und ein spezielles Gerichtsgebäude, um übernommene Städte früher zu befrieden, und Inder kommen mit Kriegselefanten daher. Grundsätzlich könnt ihr alle Völker sowohl defensiv als auch offensiv spielen.
Da aber zum Beispiel die Azteken für jeden getöteten Feind Kultur bekommen, machen sie als Friedensstifter wenig Sinn. Aber genau das kann auch die Herausforderung sein. Wie bei kaum einem anderen Spiel seid ihr euer eigener Game Designer. Ihr stellt vor der Partie die Regeln auf und versucht diese dann zu schlagen.