Sie hatten mich bei "Mamaspucke": King of Meat entdeckt das Hack and Slash als Party-Spiel von Neuem
Es geht um die Wurst.
Ich habe eine große Schwäche für Games, die sich als trashige Gameshow verkleiden. Jeder kennt doch den Gedankengang, was er machen würde, wenn er bei American Gladiators den Riesen-Q-Tip schwingen dürfte, oder wie er sich seine Telefonjoker beim Jauch zurechtlegen würde. Das “Was würde ich machen”-Gefühl, gepaart mit der Aussicht auf sehr konkrete Gewinne, versprüht eine ganz eigene Anziehungskraft, weshalb ich natürlich Cliffy B’s glückloses Battle Royale Radical Heights liebte, aber auch The Finals eine Menge abgewinnen konnte.
King of Meat, von Glowmade zieht nun einen farbenfrohen Koop-Dungeon-Häcksler als virtuelles TV-Ereignis auf. Als moderner Mix aus Gauntlet, Castle Crashers und Little Big Planet funktioniert das dem ersten Anschein nach tatsächlich exzellent.
Dazu muss ich sagen, dass mich der ausufernde Plaza-Hub voller betont künstlicher Mittelalter-Pappkulissen und all den verschiedenen Ansprechpartnern für Progression und kosmetische Individualisierung zunächst ein bisschen abgeschreckt hat. Das sah schon sehr nach Live-Service-Tretmühle aus. Zum Glück stellte sich heraus, dass es sich bei King of Meat um einen Bezahltitel für gut 40 Euro handelt, der das allermeiste seines Contents ohne weitere Zahlungen vor euch ausschüttet. Insofern war das eher eine ästhetische Beschwerde meinerseits, manche Dinge triggern einen dann eben doch…
Mamaspucke war das Zauberwort
Aber gut, nachdem ich die ersten paar handgezeichneten Werbespots gesehen hatte, die das Spiel zwischen den Partien einstreut, als schaute man die Show wirklich im Fernsehen, war es ohnehin um mich geschehen. Das ist zum Teil wahnsinnig lustig, wenn etwa ein Ritter für eine hochwirksame Rüstungspolitur namens “Mom Spit” wirbt. Überhaupt scherzte Glowmades Johnny Hopper, einst leitender Programmierer an Little Big Planet, im Präsentationsvideo ganz offen über den überbordenden “corporate commercialism” der Welt von King of Meat. Als ich ihn später frage, wie ihr diese Zeile an den Verantwortlichen bei Publisher Amazon vorbeibekommen hat, grinst er: “Haben wir ihnen einfach nicht verraten.”
Das Spiel an sich war dann ebenfalls erstaunlich gefällig. Ein einfach gestrickter, aber eleganter Third-Person-Slasher mit Paraden, zwei Angriffen und ebenso vielen durchgeknallten Super-Moves mit Cooldown, die man sich selbst aussucht. Der Kracher dieser Specials war ein Wurmloch, das sich über der Arena öffnete und aus dem ein gigantischer Pferdehuf die Gegner zerstampfte. Und von der Sorte dürfte es noch einige mehr geben. Das Ziel? Ihr richtet in den Dungeons Chaos und Zerstörung an, um das Publikum zum Überschäumen zu bringen, was wiederum den Punktemultiplikator in die Höhe treibt. Achtet auf versteckte Fallen und Schätze, besiegt wilde Gegner-Spawns und erreiht dabei vorgegebene Ziele, um Trophäen einzufahren.
Vom Fleck weg mochte ich den hohen Grad an Kontrolle in den Dungeons, die Art, wie sich die Kamera um meine Figur drehte und wie ich sie durch den Raum dirigierte. Wie meine Sprünge direkt auf den Punkt saßen, fühlte sich gut an und garantierte Übersicht, selbst im tiefsten Chaos. Am Ende eines Dungeons setzt es eine Sternebewertung – ich kann mir tatsächlich vorstellen, diese Dungeons mehrmals zu spielen, um eine bessere Bewertung zu erhalten. Es ist so simpel, aber manchmal sind die einfachen Konzepte doch die besten.
Ein bisschen Tiefe gibt es natürlich dennoch. So schaltet ihr etwa “Waffenlizenzen” frei, um neue Arten von mittelalterlichem Kriegsgerät zu erhalten und levelt diese schließlich auf. Dadurch steigert ihr eure Expertise mit Schwert und Schild, zweihändigen Kriegshämmern und und und. Allzu viel RPG-Unterbau gibt es ansonsten nicht. Effizienz von Schwert und Schild hängen allein von eurer Expertise ab. Neue Sets ändern lediglich das Aussehen. Das spielt dann auch für eure Figur eine zentrale Rolle, wenn ihr freigespielte Requisiten nach bliebigen skalieren und an eure Figuren pappen dürft.
Cool ist auch, dass King of Meat den Spielern denselben Editor an die Hand gibt, mit dem sie ihre eigenen Dungeons gestaltet haben. Es wird ziemlich einfach sein, sich in die Level anderer Spieler zu werfen und sich dann über deren kreative Gemeinheiten zu ärgern. Zugleich soll sich das Selberbauen nicht nach Editor anfühlen, sondern mehr nach Spielzeugkiste, was in Sachen Design-Philosophie schon mal sehr sympathisch ist.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, hier einen spaßigen Koop-Titel vor mir zu haben, der sich nur noch in Sachen Langlebigkeit beweisen muss. Und das läuft letzten Endes wohl doch wieder über Belohnungs- und Freischaltmechanismen, von denen ich in der Kürze meines Termins noch nichts sehen konnte. In jedem Fall ein charmanter kleiner Titel, mit einigem Spielwitz.