Silent Hill: Downpour
Zurück zu den Wurzeln
Deutlich besser haben die Entwickler dagegen die Atmosphäre hinbekommen. Egal ob im nebligen Wald, den heruntergekommen Gebäuden oder aber in der Otherworld, die sich auch in Downpour immer wieder in den Vordergrund drängt, das Spiel strotzt nur so vor Spannung. Der Angst vor dem Ungewissen und dem Schrecken des Unglaublichen. Die Albtraum-Schneelandschaft aus Shattered Memories ist übrigens verschwunden. Stattdessen setzen die Entwickler wieder auf die bekannte, verrostete Metall-Optik.
Ein Element hat aber den Sprung zurück auf die Next-Generation-Plattformen überlebt. Der seltsame Vortex, der euch auch diesmal verfolgt und zu zerreißen droht. Ihr müsst vor ihm fliehen, durch die grausame, nervenzerreißende Welt hetzen, Gegenständen ausweichen und die nächste, rettende Tür erreichen, die sich in einer Sequenz immer weiter wegbewegt. Es entsteht ein Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins. Sehr gut, genau so erging es mir beim ersten und zweiten Teil.
Und natürlich gibt es erneut Rätsel. Sogar ein ganze Menge davon. Im ersten Abschnitt an der Tankstelle, müsst ihr zum Beispiel mit einer Seilbahn in Richtung Silent Hill kommen. Der passende Ticketautomat ist aber verschwunden. Ihr knobelt euch durch Feld, Wald und Wiesen, sucht nach Schleifspuren, entdeckt Hinweise und zum Schluss dann den Automaten in einer dunklen Ecke. Das ist vielleicht nicht die ganz hohe Ermittlerkunst, strengt eure grauen Zellen aber genug an, um euch eine ganze Weile auf Trapp zu halten.
Ein weiteres wichtiges Spielelement versteckt sich im Namen. Dieser Silent-Hill-Teil heißt nicht umsonst Downpour. Wasser spielt diesmal eine wichtige Rolle. Immer wieder ist das kühle Nass ein Schlüsselelement für Rätsel und Aufgaben. Zum Beispiel füllt sich nach einem Brand eine Großküche, in die ihr in einem anderen Abschnitt gelangt, dank der Sprinkleranlage mit Wasser und droht euch bei der Berührung mit der Starkstromleitung zu grillen. Unter Zeitdruck müsst ihr das Wasser abschalten und euch in Sicherheit bringen. Spannung pur.
Abschließend noch ein paar Worte zur Technik: Das Spiel wird komplett mit der Unreal Engine 3 auf den Bildschirm gezaubert und bietet auf der PS3 volle 3D-Unterstützung. Die Grafik-Qualität bewegt sich aktuell in etwa auf der Höhe des Vorgängers. Die Atmosphäre passt, die Texturen gehen in Ordnung und die Animationen auch. Vergleichbare Konkurrenztitel sehen aber trotzdem eine ganze Ecke besser aus. Momentan sorgen vor allem einige Filter für ein fast schon zu verschwommenes Bild. Das darf Vatra Games gern noch ein wenig zurückschrauben. Kleiner Tipp: Das Spiel ist auch gruselig, wenn man Details erkennen kann.
Mal abgesehen von dem noch etwas schwammigen Kampf, der aber bei Downpour sowieso eine relativ unwichtige Rolle spielt, scheint der Entwicklerwechsel der Serie gut zu tun. Der fast schon realistische Ansatz, dass man alle Gegenstände direkt am Körper sieht, und der Einsatz von Gebrauchsgegenständen als Waffen, sind für mich der Schritt in die richtige Richtung. Wer mehr Action und Schock möchte, soll bei Dead Space 2 zuschlagen. Silent Hill war für mich schon immer ein Sinnbild für nervenzerfetzende Spannung und die kommt eben mit einem solchen, auf Überleben getrimmten Ansatz deutlich besser zur Geltung, als mit ausuferndem Waffenarsenal und Dauer-Action.
Damit ist das Team eindeutig auf dem richtigen Weg. Wenn sich nun noch Charaktere und Story richtig entwickeln, die Rätsel gut funktionieren und der Kampf noch ein wenig direkter und glaubwürdiger rüberkommt, könnte mit Downpour die Abwärtsspirale der Serie endlich durchbrochen werden. Die Einmaligkeit eines Silent Hill 2 wird der Titel im Jahr 2011 zwar nicht mehr erreichen, doch mit etwas Glück wird es ein würdiger Nachfolger dieses Ausnahmetitels. Manchmal ist Back to the Roots einfach der einzige richtige Schritt.
Silent Hill: Downpour erscheint im Herbst 2011 für Xbox 360 und PS3.