Silent Hill Origins
Zu viel Kontrolle
In dieser Freude an der Reminiszens an alle bekannten Elemente liegt auch für die Kenner der Reihe die größte Gefahr. Permanent wird Euch das Gefühl beschleichen, alles schon mal gespielt zu haben. Sicher, ein Silent Hill ohne ein Krankenhaus wäre kein Silent Hill. Nur muss es denn immer fast gleich aussehen? Dies ist insoweit ein echter Kritikpunkt, da gerade diese Spielergruppe den größten Teil der Story aus den anderen Teilen ziehen kann.
Für die Frischlinge unter Euch bleiben zwar nicht viele Fragen nach dem Spiel offen, einige Hinweise und Verknüpfungen werdet Ihr aber zwangsläufig einfach verpassen. Dafür bleibt Euch das Gefühl fremdartigen Horrors, das wir anderen schon so gut kennen. Ihr seht die Zwickmühle, in der sich Konami befindet und es wird spannend, wie und ob sie in Teil fünf eine angemessene Lösung für dieses Dilemma finden.
Eine echte Altlast dagegen stellt das nach wie vor sehr mäßige Kampfsystem dar. Es gibt zum Glück nur relativ wenige Momente, in denen Ihr wirklich Kämpfen müsst - wer den Film kennt: an den Krankenschwestern kommt man auch in Origins so vorbei - dann aber werdet Ihr froh sein, wenn es geschafft ist. Nach wie vor klappt die Zielaufschaltung zwar ganz ordentlich, einem gegnerischen Angriff auszuweichen wird Euch aber nach wie vor in Rage versetzen. Dass Schlagwaffen dann nur wenige Male benutzt werden können, bevor sie zerbröseln, senkt den Blutdruck nicht wirklich.
Die Wut im Bauch ob dieses, seit Teil eins bekannten, Mangels wird nicht kleiner angesichts der Tatsache, dass Konami offensichtlich die störrische Kamera zum festen Bestandteil der Serie erhob. Ja, es löst Emotionen aus, wenn das Spiel Euch das Monster vor Euch verheimlicht und statt dessen Travis rechte Augenbraue in Großaufnahme präsentiert. Nur sind es nicht die Emotionen, für die Ihr Geld bezahlt habt.
Von diesen Unzulänglichkeiten einmal abgesehen, hat Konami das wohl derzeit optisch atmophärischste Spiel überhaupt auf die kleine UMD gebannt. Die Licht- und Schatteneffekte werden Euch in den Bann ziehen und die Umgebung jenseits des kleinen Screens schnell vergessen lassen. Dazu trägt wie immer die Komposition Akira Yamaokas bei. Ihr werdet wieder einmal angesichts der beängstigenden und beklemmenden akustischen Kulisse kaum glauben, dass der Mann ansonsten fast ausschließlich Beatmania- und Dance Dance-Soundtracks bastelt. Hier lässt er mal wieder seiner dunklen Seite freien Lauf und entführt Euch in die Abgründe des Klangs.
Wie gut Euch Silent Hill Origins letztlich gefallen wird, hängt zu einem großen Teil von Eurer Erfahrung mit der Serie ab. Die Gestählten unter Euch spielen es wegen der Story, könnten sich aber an dem allzu vertrauten Gruselgefühl und der billig wirkenden ständigen Möglichkeit, die Welten jederzeit zu wechseln, stoßen. Es ist halt wieder einmal das gleiche, neu gemixt. Sollten Eure Wege aber bisher nicht durch Silent Hill geführt haben: Willkommen...in der Hölle! Es ist grausiger, subtiler und gekonnter Horror in Reinkultur, fernab des billigen Splatters, routiniert und spannend erzählt. Neben den alten Macken Kamera und Kampf bleibt aber eine Kritik, die für alle gilt: ca. 40 ¤ und fünf bis sechs Stunden Spieldauer dürfen nicht Hand in Hand gehen. Etwas weniger oder mehr muss es sein.
Eine Umsetzung der ab sofort erhältlichen PSP-Version von Silent Hill Origins ist nicht zu erwarten. Auf Sonys Kleinster hat es dafür keine Jugendfreigabe, ist ab 18 und uncut.