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Sim City DS

Die Stadt in der Tasche

Gerade erst vor einem Monat habe ich den Shop-Kanal meines Wii eingeweiht. Der erste Teil der Sim City-Reihe war das Objekt meiner Begierde. Und siehe da, während ich aktuelle Spiele allzu oft nach ein paar Minuten unmotiviert abdrehe, hat mich das Städtebaufieber aus dem vorletzten Jahrzehnt sofort wieder stundenlang gepackt. Feine Sache, dass EA die Kultserie nun auch für den Nintendo DS umsetzt. Und kaum war meine Version vor ein paar Tagen angekommen, landete das Modul auch sofort im Schacht meines Hosentaschen-Lieblings. Das Nächste, woran ich mich erinnere: Irgendwann ist der Akku ausgegangen.

„Hallo Herr Bürgermeister“, freundlich begrüßt Euch eine fesche Comic-Beraterin und begleitet Euch fortan auch durch das restliche Spiel. Optional winkt ein allumfassendes Tutorial: In kleinen Portionen wird hier der Ablauf erklärt, und nach einer Viertelstunde ist man dem Stress der Städteverwaltung dann auch schon gewachsen. Steuern, Budget, Baustrategien, Verkehr, Grundversorgung? Alles kein Problem mehr.

Also macht man sich daran, endlich auf eigene Faust eine Metropole hochzuziehen. Das Spiel bietet dafür eine Reihe von vorgefertigten Gebieten an, in denen man jeweils mit unterschiedlichem Budget startet. Wer nicht wirklich zu den Profis der Serie gehört, sollte keine falsche Eitelkeit zeigen und mit einem leichteren Szenario beginnen. Geld wird bei schwierigeren Aufgaben schnell rar und der Spielfluss schleppend.

Die kleine Stadt wächst und gedeiht.

Nach einem kurzen Blick auf das (leider immer flache) 2D-Terrain tippt Ihr Euch durch das Baumenü. Mit dem Stylus platziert Ihr Kraft- und Wasserwerke und zieht erste Siedlungen hoch. Das Grundprinzip hat sich natürlich nicht geändert: Der richtige Mix aus Wohn-, Industrie- und Gewerbezonen will gefunden werden. Zwischendurch schüttelt Ihr ein paar Spezialgebäude wie Schulen und Polizeistationen aus dem Ärmel, damit Friede und Wohlstand gewahrt bleiben.

Die Funktionen sind gegenüber den letzten Ablegern der Serie etwas abgespeckt. So beschränkt sich zum Beispiel die Wasserversorgung auf den Bau von Pumpen – Rohre müssen diesmal nicht verlegt werden. Trotzdem Vorsicht! Wer nicht schon in frühen Phasen mit Köpfchen vorgeht, muss später beim Modernisieren vieles wieder schweren Herzens abreißen.

Aber andererseits kommt man da eh kaum herum, denn die Stadt wächst und die Welt entwickelt sich weiter. Der Verkehr nimmt zu und schon bald sind öffentliche Verkehrsmittel gefragt - erst Züge, dann Busstationen. Die Umweltverschmutzung wird zum Problem, die antiquierten Kohlekraftwerke veralten und irgendwann brauchen die Bürger auch Universitäten, Bibliotheken, Museen, Baseballstadien und eine Vielzahl von anderen Gebäuden.

Immer wieder kommen zudem schräge Figuren in Euer Büro spaziert und fordern mehr Ausgaben in ihren Bereichen. Im Laufe längerer Spielsessions nervt es allerdings gehörig, wenn alle paar Minuten eine „echt coole“ Paris Hilton-Highschool-Tussi Euch etwas über „total krasse“ Parks oder Ihr „voll süßes“ Chihuahua-Hündchen erzählt. Dann empfängt man den Besuch einfach nicht mehr.

Trotzdem: Anfangs ist man noch gern bereit, seinen Schäfchen ihre Wünsche zu erfüllen. Wenn mit der Zeit das Geld knapp wird, folgt irgendwann ganz automatisch das erste Nein. Der gute Wohltäter stirbt eben langsam.

Sitzt die Kohle dann nicht mehr so locker, ist man schnell geneigt, die Förderungen für Bildung und Forschung zurück zu fahren, den Feuerwehrleuten weniger zu geben oder auf die gute Qualität der Straßen und Sicherheit zu verzichten. Kurz: Der neoliberale Sparefroh kommt durch, der irgendwo tief in einem verborgen schlummert.