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Singstar Celebration: Oops! I did it again...

Für den feuchtfröhlichen Abend mit Freunden - aber mit viel zu viel deutschem Pop.

Es gibt so einige feuchtfröhliche Erlebnisse in meinem Leben, an die ich immer wieder gern zurückdenke. Eines davon hat viel mit meinem Gesangstalent zu tun. Nach einer Geburtstagsfeier besuchte ich gewissermaßen als Absacker gemeinsam mit ein paar Freunden eine Karaoke-Bar. Wir entschieden uns zu singen und wählten etwas nicht gerade Einsteigerfreundliches: Bohemian Rhapsody. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es war so schrecklich, dass die Betreiber der Bar uns die Mikrofone abgestellt haben. Das kann mir jetzt aber nicht mehr passieren, denn ich besitze Singstar Celebration für die PlayStation 4 - mit PlayLink-Feature! Will mir also jemand das Mikro abstellen, muss er mir schon mein Handy aus der Hand reißen. Nachdem Sony mit Singstar: Ultimate Party Fans der Reihe eher brüskiert hat, soll Celebration nun die Reihe wiederbeleben. Ob das mal klappt...

... we're more than just friends. Oh baby, it might seem like a crush, but it doesn't mean that I'm serious!

Naja, teilweise. Singstar war schließlich mal wirklich groß, das war aber zu PS3-Zeiten. Diese Zeiten scheinen heute vorbei, Sony hofft sozusagen nicht mehr darauf, dass sich die Leute frenetisch feiernd zu Singstar-Parties zusammenfinden. Eher sollen sie nach einem durchzechten Abend noch ein bisschen in ihr Handy singen, so macht es jedenfalls den Anschein. An Singbarem stehen dabei neben aktuellen deutschen Pop-Songs à la Lena Meyer-Landrut oder Namika auch Klassiker wie Blondie oder Abba zur Verfügung, wild durchmischt mit Ohrkatastrophen wie Andreas Gabalier oder Tim Bendzko. Bei Sony war man offenbar der Auffassung, dass die deutsche Singstar-Version eine ordentliche Portion Lokalkolorit braucht, weshalb an deutschsprachiger Populärmusik hier mehr enthalten ist als nötig. Besonders bitter: Dafür wurden andere Lieder gestrichen, die in der US-Fassung enthalten sind, beispielsweise von Hillary Duff oder Ella Henderson. Und dafür dann den Gabalier? Ich weiß ja, Musik ist Geschmackssache, aber so bleiben mir bei Singstar Celebration am Ende halt doch nur zeitlose Knaller wie Britney Spears mit Oops!... I Did It Again oder Roxette mit It Must Have Been Love, die ich dann hipsterhaft ironisch ins Handy gröhle.

Wer darf bei Singstar nicht fehlen? Richtig, Amy Winehouse.

Was ich dem Spiel aber definitiv hoch anrechne: Es gibt nichts von Xavier Naidoo zu singen. Kein Xavier Naidoo. Ich bin der Auffassung, das könnte man auch gern als Sticker auf die Packung kleben, ist schließlich ein echtes Qualitätsmerkmal. Aber mal abgesehen von meinem Altherrengemotze über die Musikqualität unserer Tage: Rein technisch betrachtet funktioniert Singstar Celebration ganz ordentlich - klar kommt es nach wie vor nicht auf Spracherkennung, sondern lediglich auf eure Stimmhöhe an. Wenn ihr mögt, dürft ihr also immer noch einfach summen oder schreien. So lang ihr das nur in der richtigen Höhe macht, ist alles okay. Übrigens gehört Singstar Celebration zwar zu Sonys Playlink-Reihe, zwingend erforderlich ist ein Handy aber nicht. Alternativ könnt ihr auch das Mikro der PlayStation-Kamera oder die Originalmikros nutzen. So oder so ist beim nüchternen Singen eine leichte Latenz bemerkbar - eure Stimmbandvibrationen kommen also minimal verzögert beim Gerät an. Ich muss allerdings eingestehen: Bei einem Partyspiel wie diesem stört das nicht wirklich.

Ein bisschen schade fand ich dagegen die Tatsache, dass man bei Singstar Celebration nicht zu viert zum Smartphone greifen darf. Nach wie vor können nur zwei Gesangstalente gleichzeitig ihre Stimmbänder malträtieren. Online-Gesangsduelle fehlen ebenfalls, stattdessen könnt ihr nach einem Lied eure Ergebnisse miteinander vergleichen. Da wäre vielleicht mehr drin gewesen und deshalb wirkt Singstar Celebration bisweilen etwas halbherzig. Ziemlich amüsant ist es dagegen, sich selbst nach einer Gesangseinlage noch einmal zu sehen, denn die Kamera zeichnet unbarmherzig alles auf. Wenn ihr besonders selbstbewusst seid, könnt ihr das dann auch noch online teilen und es durch andere Nutzer bewerten lassen. Hab' ich nicht gemacht - meine Interpretation von Britney Spears soll niemals jemand sehen, nie. Das soll für immer unentdeckt bleiben.

Ansonsten ist Singstar eben Singstar geblieben - Celebration ist sicher nicht so kontrovers wie sein Vorgänger, allein die Liedauswahl zeigt, dass hier versucht wurde, einem gewissen Durchschnittsgeschmack gerecht zu werden. Und obwohl ich das aus unternehmerischer Perspektive irgendwie verstehen, hätte ich mir doch was anderes gewünscht. Natürlich könnt ihr euch auch wieder allerhand dazukaufen, die mitgelieferten Lieder atmen aber trotzdem zu sehr Pop. Wie wär's denn mit ein bisschen Punk gewesen, warum enthält dieses Spiel nichts von Motörhead? Oder den Ramones? Und was ist mit den österreichischen Spielern? Sollen die sich ernsthaft mit Gabalier zufrieden geben? Allzu leiwand wären doch Interpreten wie Seiler und Speer oder meinetwegen auch Wanda gewesen. Immerhin: Neben Xavier Naidoo fehlt glücklicherweise auch Julia Engelmann.

Hier habe ich gegen meine Freundin gesungen und vernichtend verloren.

Kurzum: Wer vielleicht noch eine Singstar-Bibliothek hat und diese Lieder gerne mal wieder singen würde, sich regelmäßig mit Freunden vor der Playstation versammelt, der wird Singstar Celebration mögen. Auch alle, die ganz neu einsteigen und gewillt sind, sich das ein oder andere Lied zu kaufen, werden ihre Freude haben, denn zusätzliche Peripherie ist dank Playlink nicht nötig. Das Singen ins Handy funktioniert gut, wenn auch ganz leicht verzögert, was aber nicht groß stört. Lediglich der deutsche Pop... der könnte weg. Dann halt doch lieber Britney Spears. Oops!

Entwickler/Publisher: Sony/Sony - Erscheint für: PS4 - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PS4 - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Ja

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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