Singularity

Zwar war die Insel nicht bewohnt und Eure menschlichen Feinde wurden alle aus Russland importiert, aber die Flora und Faune widerstand dem Chaos nicht unberührt. Seltsam schimmerndes Gras und andere Pflanzen sind noch harmlos, ein Echsenwesen, das sich zu einem Godzilla-artigem Biest mutierte, schon weniger. Größe ist dabei kein Thema. Ein anderer Bosskampf beginnt während einer Zugfahrt, als der Zug von einem geschätzt 100 Meter großem Biest attackiert wird, bei dessen Beseitigung Ihr alle Tricks und Möglichkeiten einsetzen werdet.

Euer größtes Problem auf Dauer dürften allerdings die menschenartigen Zeks sein, die nicht nur in Schwärmen angreifen, sondern auch die Zeit aktiv nutzen können. Sie blenden sich zwischen den beiden Epochen hin und her und verwandeln sich von soliden Wesen in geisterartige Gestalten, denen Ihr mit konventionellen Waffen so nicht beikommen könnt.

Woher die Zeks kommen, stellt Ihr fest, sobald sie erst einmal tot sind. Wendet Ihr das TMD auf sie an, verwandeln sie sich in russische Soldaten zurück. Die Handlung scheint ein paar Twists zu beinhalten, die Raven natürlich noch nicht alle verrät.

Im Laufe der Handlung stolpert Ihr regelmäßig über diverse Horrorelemente und die Zeks sind nicht die einzigen Geister dieser seltsamen Insel. Die großen Zeitmanipulationen lassen stets Rückstände der Geschehnisse zurück, die Ihr in einem unirdischen Licht strahlen seht. Oft genug sind es die letzten Minuten der Opfer der Katastrophe in den 50ern, die das Chaos auslöste. Wundervolle Szenen, getaucht in unwirkliche Helligkeit in einer verdammten Umgebung. Popcorn-Schrecken vom Feinsten.

Raven hält sogar noch mehr Zeiten-Spiele in Petto, wie die Rifts, durch diese hindurch Ihr direkt in die andere Ära blickt, oder das taschenlampenartige Chronolight. Mit zuletzt genanntem findet Ihr Objekte, die es früher mal gab, jetzt aber nicht mehr. Leuchtet an den Platz und Ihr könnt einen Gegenstand in Eure Zeit holen. Die Frage, die jedoch bei alledem für den Moment offen bleibt, ist die der spielerischen Freiheit.

TimeShift bot auch schon ein paar nette Spielereien, ruinierte sich diese aber damit, dass es alles genau auf den Punkt definiert war und Ihr sowieso nichts anders tun konntet. Der ersten Einschätzung nach bewegt sich Singularity nicht so weit davon weg, wie man es vielleicht gern hätte. Ganz lässt sich allerdings noch nicht abschätzen, wie viele Möglichkeiten Ihr in Singularity haben werdet oder ob sich alles erneut linear und von allein findet.

Über die Technik solle das Spiel allerdings nicht stolpern. Düstere Szenarien, die fließend in den Zeiten wandern, gewaltige Monster, moderne Effekte und unkonventionelle Situationen sprechen alle die Sprache der Hochpreisproduktion. Selbst wenn sonst alles versagt, es würde mich wundern, wenn Singularity nicht wenigstens eine kleine, eigenwillige Schönheit wird.

Aber eigentlich WILL ich wirklich, dass Raven es mit Singularity richtig macht, selbst wenn ich wider Erwarten nicht an den Einnahmen beteiligt werde. Die Zeitwechsel in dem unheimlichen Ambiente mit Geistereignissen allein fühlen sich schon nach der Art von Grusel an, den seinerzeit die besseren Akte-X – Folgen schufen. Meine Hauptsorge gilt den scheinbar endlosen Möglichkeiten der Zeitmanipulation.

Wird es wieder nur ein netter Shooter mit ein paar definierten Stellen oder müssen wir diesmal wirklich ein wenig unser Hirn bemühen, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen? Sollte es mal wieder nur auf Geballer hinauslaufen, wäre es schade, denn was sich hier andeutet, lädt zu weit mehr ein. Zu einer Art BioShock im Fluxkompensator inklusive Russen, Mutanten und Geister. Und das ist es doch, wofür wir spielen.