Sinking Island
Dem Untergang geweiht
Viel wichtiger ist jedoch, dass dabei ein wirklich gelungenes "Ermittlertool" zum Einsatz kommt, das Euch Spuren miteinander vergleichen lässt und Euch über Fortschritte auf dem Laufenden hält. Denn jede Frage will selbstverständlich mit Beweisen und Zeugenaussagen beantwortet werden.
Auch sehr schön ist, dass die zehn Verdächtigen ein kleines Eigenleben führen, nicht stundenlang auf der gleichen Stelle hocken und sogar unterschiedlichen Beschäftigungen nachgehen. Mal trefft Ihr sie bei der Arbeit, mal beim Essen, mal bei einer netten Unterhaltung. Gesprochen wird ohnehin sehr viel, könnt Ihr doch mit jedem Charakter über wirklich alles und jeden quatschen - vieles davon überflüssig. Das Wichtige von dem Belanglosen zu trennen, ist anhand der Fragen allerdings leider nicht gerade einfach.
Doch die meiste Zeit werdet Ihr in Sinking Island nicht mit Gesprächen oder Ermittlungen verbringen, sondern mit etwas ganz anderem: Dem Herumlaufen. Sowohl Hotel als auch Insel sind in unzählige kleine Hintergrundbilder unterteilt, auf denen überwiegend ziemlich genau nichts existiert. Es gibt schon etwas zu sehen, klar, aber nichts zu tun, nicht einmal etwas zum Anklicken.
So lauft Ihr teilweise wirklich minutenlang durch die Leere, ohne etwas machen zu dürfen oder auch nur eine einzige Menschenseele zu sehen. Denn bei einem Bildschirm mal schnell zum Ausgang zu springen, erlaubt Euch das Spiel nicht, und selbst wenn Jack rennt, vergeht immer noch eine halbe Ewigkeit.
Warum das so ist, kann ich nur mutmaßen. Möglicherweise soll es der Atmosphäre dienen, die Einsamkeit der Insel und die Kühle des riesigen Steinklotzes, der sich Hotel nennt, unterstreichen. Oder die Entwickler wollten einfach all diese schönen Hintergrundbilder im Spiel sehen, die sie so mühevoll gerendert hatten. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass diese unerträglichen Laufwege für mich das Spiel zerstören. Ich habe einfach keine Lust, zig Mal die gleichen leeren Umgebungen zu beglotzen, während Jack müde zum Ausgang trabt.
Und es kann einfach nicht sein, dass ein Adventure im Jahre 2007 noch immer diesen Fehler macht und dem Spieler nicht einmal anbietet, zumindest sofort zum nächsten Abschnitt weiterzugehen. Vor allem, wo genau das doch schon bei Syberia seinerzeit heftig kritisiert wurde.
Sinking Island könnte ein ganz netter Krimi sein - die Story ist halbwegs spannend, die Charaktere sind mittelmäßig interessant, das Ermittlertool ist sogar gut -, aber zumindest mich hat bei diesem unglaublich trägen Spielablauf die Lust schnell verlassen. Und als sich die Laufwege (bedingt durch den Untergang der Insel) schließlich zumindest ein klein wenig in Grenzen hielten, war es schon zu spät. Diese Insel lasse ich gerne versinken.