Skate 3
Skated there, grinded that...
Skate 3. Allein der Name schreit ja geradezu alles Schlechte heraus, was man dem Publisher Electronic Arts so nachsagt. Ein erfolgreiches Konzept und dann wird ordentlich gemolken. Teil 2 ging ja schon hart an diese Grenze, aber kann man es überhaupt in der gleichen Hardwaregeneration schaffen, einen sinnvollen dritten Teil zu einer Grundidee herauszubringen, die sich im ersten Anlauf eigentlich schon perfekt anfühlte?
Ja. Mit Einschränkungen. Und dafür kann man angesichts der Konkurrenz ja schon dankbar sein. Um mit Tony Hawk in seiner aktuellen Ausführung mithalten zu können, hätte man sich bei EA Black Box kaum ins Zeug legen müssen. Bis zu einem gewissen Grad taten sie es trotzdem. Steuerungstechnisch ist Flick-it immer noch das Beste, was es bisher gab und es wurde nicht groß angetastet. Bestimmte Drehbewegungen mit dem rechten Stick sorgen für Tricks ohne Tastendruck. Lediglich für die Grabs braucht ihr die Trigger. Das funktioniert nicht nur großartig, es fühlt sich immer noch so an. Da nicht alle Menschen gleich geschickt mit dem rechten Daumen sind, wurden zwei neue Schwierigkeitsgrade eingeführt. Auf „leicht“ lenkt es sich sehr vergebend, der Skater fällt nicht so schnell hin und die Trickerkennung funktioniert großzügiger, im Gegenzug allerdings nicht mehr ganz so hundertprozentig präzise. Aber wer halbherzig rumrührt, muss sich auch nicht wundern, wenn der falsche Trick kommt.
So etwas lässt „hart“ nicht mehr zu. Die Bewegung muss nicht nur genau sitzen, sie muss dazu noch mit dem richtigen Schwung ausgeführt werden. Harte Profis, die die ersten beiden Skates im Schlaf beherrschen, finden hier die dringend nötige Herausforderung, ohne dass das Spiel sich auf billige Tricks zurückziehen müsste. Was die Moves angeht, kam nicht viel zu Teil 2 dazu, aber das ist nicht so wild. Selbst die jetzt möglichen Darkslides oder Underflips sind kaum mehr als nette Abrundungen. Es gab halt schon so ziemlich alles Wichtige und das ist immer noch da.
Was netterweise verschwand, sind die unfreundlichen Menschen, die die letzte Stadt bevölkerten. Schubsende Passanten, prügelnde Sicherheitsleute, all das ist mit dem Umzug nach Port Caverton Vergangenheit. Diese Stadt glänzt in der Sonne, lacht einen geradezu mit ihren Stadtbezirken an und sie liebt Skater. Das geht soweit, dass besagte Passanten diesmal bei Rennen eher zujubeln und versuchen, nicht mehr als nötig im Weg herumzustehen. Solltet ihr selber anfangen herumzuschupsen, dann kommen coole Securitys auf Boards angerollt und reden mit euch darüber, bevor sie euch den Weg zum nächsten guten Spot zeigen. Das ist wie Schweden, nur mit weniger Alkohol. Irgendwie wundervoll und auch ein wenig unheimlich.
Was die Spots angeht, gab man sich wieder einmal alle Mühe und niemand sollte ein Problem haben, genau den Fleck zu finden, der seinen Vorlieben am nächsten kommt. Rollende Hügel um die Uni für Tempo, endlose Grind-Areale um die Malls, wohldesignte Trick-Parks an jeder dritten Straßenecke. Und trotzdem bleibt das Gefühl, dass die Stadt zwar Skater-freundlich gestimmt ist, aber eben nicht nur für sie gebaut wurde. Fast schon ein Grund, das neue Skate vorbehaltlos ins Herz zu schließen.
Aber nur fast. Ein paar neue Tricks, eine frische Stadt, Abstufungen bei den Schwierigkeitsgraden, als Solo-Skate-Spieler reicht mir das nicht ganz. Die praktisch endlosen, wie gehabt größtenteils geschickt platzierten Herausforderungen kommen einem sehr bekannt vor. Was keine so große Katastrophe ist. Sei es nun ein simples Rennen, ein Foto-Shoot, eine Runde Challenges in Own the Lot oder ein kompletter, mehrstufiger Trick-Marathon, sie beschäftigen wieder für lange Zeit. Und ja, die Hall of Meat mit ihren Todessprüngen ist natürlich dabei. Der Schwierigkeitsgrad reicht von locker bis Wow! und bis ihr alle Challenges hinter euch gebracht habt, wird viel, viel, viel Zeit vergehen. Content ist wirklich die kleinste Sorge von Skate 3.
Das ganze Drumherum wurde diesmal erfreulicherweise nicht in das übliche „Pro-Skater auf dem Weg zur Weltspitze“ gezwängt, sondern setzt euch in den CEO-Sessel eines eigenen Skateboard-Labels. Dass der Sessel in diesem Falle das Board ist, wird so erklärt, dass tolle Stunts mehr Boards verkaufen. Mit der Zeit und höheren Absatzzahlen – nichts anderes als eine Form des Punktezählens – kommen dann KI-Skater zu eurem Team dazu und die Koop-Challenges, in denen ihr die gleichen Spots wie auch im Solo-Modus befahrt, öffnen sich. Der Punktemultiplikator, der dann für das Team läuft, ist das wichtigste und wer fällt, setzt ihn zurück.