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Skate it

Einsamer Skater

Zu einem guten Skate-Spiel gehört aber nicht nur eine gelungene Steuerung(svariante), sondern auch ein passendes atmosphärisches Drumherum. Und selbst wenn ich für den nächsten Satz Ärger mit Nintendo-Wii-Jüngern einhandeln werde: Für ein Wii-Spiel sieht Skate It gar nicht mal schlecht aus. Mit skate kann es nicht konkurrieren, aber die Areale sind detailliert genug, haben an keiner Stelle mit Pop-Ups oder Nebelbildung zu kämpfen und ziehen flüssig an Euch vorbei. Was vielleicht auch daran liegt, dass Ihr die fiktive Stadt von San Vanelona komplett und gänzlich für Euch allein habt.

Ein etwas dusseliges Intro berichtet mit Kindermalzeichnungen und einer missratenen Fox News–Interpretation von großen Katastrophen, die die Stadt verwüstet und unbewohnt zurück ließen. Statt jetzt Kriegsrecht zu verhängen und in postapokalyptische Depressionen zu verfallen, schnappen sich die letzten Bewohner – Euer Skater und sein ständig aus dem Off quasselnder und sonst unsichtbarer Kameramann – ihre Bretter und machen ihr Ding. Ganz für sich allein.

Das gibt massive Atmosphäreabzüge, die auch nicht durch die wie üblich nette Skate-Rock-Pop-Punk-Dub-Beat-Musikmischung oder die milde endzeitigen Kulissen wettzumachen sind. Gab Euch skate das Gefühl, durch eine lebendige Welt zu schaukeln, gerät es hier eher zur Simulation des Sports auf einem abgezäunten Gelände. Nicht einmal in den Mehrspielermodi seid Ihr zu zweit unterwegs. In den drei Varianten des Partyspaßes – Rennen, Punkte und Tricks – reicht Ihr brav nach absolvierter Leistung die Mote an den nächsten der bis zu vier Spieler. Online? Fehlanzeige.

Unrasiert? Na und, man ist doch unter sich.

In dem recht umfangreichen Karrieremodus könnt Ihr für eine Weile die Einsamkeit vergessen. Skate It hetzt Euch von einer durchaus knackigen Herausforderung zu nächsten und lässt Euch auf der etwa zehnstündigen Tour auch mal aus San Vanelona ausreisen. Barcelona, Paris und Shanghai sehen, von einigen wichtigen Landschaftsmerkmalen abgesehen, zwar nicht viel anders aus und sind trotz ausgebliebenen Weltuntergangs unbewohnt, aber Ihr dürft Euch zumindest vorstellen, in Frankreich zu skaten. Ein schwacher Trost im Vergleich zu dem Spaß, den Ihr im pulsierenden San Vanelona vergangener Tage hattet.

Lebenszeichen mögen auch hier Fehlanzeige sein, aber wie alle Orte sind sie vom Standpunkt reiner Skatebarkeit wohl durchdacht. Diese kluge Vorarbeit werdet Ihr mit dem My Spot–Feature zu schätzen lernen. Nach und nach trefft Ihr auf ein paar Skater-Größen, die allen Abonnenten des Thrasher wohl bekannt sein dürften. Durch sie schaltet Ihr Gegenstände frei – Rails, Rampen, Bänke, Zeugs in dieser Richtung –, die Ihr an Euch interessant scheinenden Orten nach Gutdünken positioniert.

Hier lassen sich dann wirklich wilde Stunts vollführen, die Ihr auch in Skate It bequem per Rekorder festhalten könnt. So nett der Editor auch hier ausfiel, bleibt er ohne die direkte Onlineanbindung doch ein wenig schal. In Skate It seid Ihr halt auf Euch selbst gestellt und zwar in jeder Hinsicht.

Grabs gelingen auf Knopfdruck.

Skate It überzeugt, aber nicht auf der ganzen Linie. Die Balance Board-Steuerung erinnert weniger an Skateboardfahren als an das Lenken eines Supertankers mit den Füßen. Auch solltet Ihr nicht unter Eremophobie leiden – wieder ein Wort gelernt – oder überhaupt zu viele Freunde haben, mit denen Ihr permanent Online sein wollt.

Skate Its nicht zu verachtende Stärken liegen im Meistern der präzisen Mote-Chuck-Steuerung, um ganz für sich allein auf wohl durchdachten Parcours aberwitzige Punktzahlen zu häufen und diese zwecks späteren Angebertums in kleine Videos zu verpacken. Damit bekommt Skate It zwar die Essenz und das letztlich Wichtigste eines solchen Spiels gut hin, um zum großen hausgemachten Vorbild aufzuschließen, fehlt aber noch einiges. Trotzdem, ein guter Einstand auf der Wii für alle Skate-Freunde, die nicht an ihrem Balance Board festgewachsen sind.

Skate It gibt es ab sofort und zwar für Wii und DS. Bei Letzterem dann ohne Balance Boarding.

7 / 10

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