Skeleton Crew Folge 3 entdeckt die kindliche Freude an Star Wars neu
Das Geheimnis eines guten Abenteuers
Spoiler bis Folge 3 von Skeleton Crew
Hey, Skeleton Crew, ist da. Und was soll ich sagen? Ich sehe die Brechstange, mit der die versammelte Regisseur-Riege von Spider-Mans Jon Watts über The Green Knights David Lowery bis hin zu den “Daniels”, die Everything, Everywhere, All at Once auf dem Kerbholz haben, zum Kern meiner Liebe für Star Wars vorzudringen versuchen. Allerdings setzen sie an der exakt gleichen Stelle an, an der schon die eigentlich schwachen Ewok-Filme ihren Weg in mein Herz fanden:
Smarte verlorene Kinder, die in der gefährlichen Fremde ihren Weg finden müssen, optimalerweise nach Hause. Klar, dass sie dabei unwahrscheinliche Freunde finden, Abenteuer erleben und hinter uralte Geheimnisse kommen. Geschichten wie diese sind meine Achillesferse. Skeleton Crew liefert exakt das – und ist dabei so gut gemacht und so charmant, dass ich mich gern für diesen Trip einspannen lasse.
Darum geht es in Skeleton Crew
Drei Folgen kann man mittlerweile schauen und wo ich nach den ersten beiden Episoden sehr gut unterhalten war, bin ich mit der dritten restlos überzeugt: Das hier ist die gute Seite von Star Wars, denn sie stellt das Abenteuer und das Entdecken wieder in den Vordergrund und bewahrt sich durchweg eine Leichtigkeit, die ich in diesem Franchise lange nicht gespürt habe. In Skeleton Crew darf man Star Wars wieder mit Kinderaugen sehen.
Worum es geht? Nun, vier grundverschiedene zwölf- bis dreizehnjährige Sonderlinge finden auf dem verdächtig irdischen Planeten At Attin ein verschüttetes Raumschiff, auf dem sich nur noch der Droide SM-33 – in Anlehnung an Peter Pans “Smee” – regt. Das tut er allerdings nicht, bevor das Schiff nicht wie von selbst einen Hyperraumsprung hinlegt und das Quintett irgendwo im Nirgendwo wieder ausspuckt. Die Heimkehr gestaltet sich dabei komplizierter, als gedacht, denn At Attin taucht auf keiner Karte auf und jeder, den die kids nach dem Weg fragen, kennt – wenn überhaupt – ihre Heimat nur als verschollenen Schatzplaneten.
Herzstück dieser immens unterhaltsamen Serie ist ihr wundervoller Cast. In Folge drei schließt sich der geheimnisvolle Jod Na Nawood (Jude Law) den Kindern an, der ihnen verspricht, sie wieder nach Hause zu bringen. Klar, dass dahinter mehr steckt, als pure Gutherzigkeit und Law spielt das Schlitzohr, von dem man nicht genau weiß, wie abgebrüht es wirklich ist, ausgezeichnet. Aber er hat auch dankbare Partner. Die Kinder sind neurotisch (der herzallerliebste Elefantenjunge Neel, Wissenschafts-Nerd KB), gutgläubig (Jedi-Fan Wim) oder misstrauisch genug, dass Law von jedem einzelnen auf andere Weise abprallen kann, was ihm blendend gelingt. Das Resultat ist toll anzuschauen.
Nick Frost hat als Piraten-Droide SM-33 mit den meisten Spaß und versieht auch ihn mit einer Verschrobenheit, die einfach Spaß macht. Da hätte es die vieräugige Ratte, die in seinem Kaputten Auge wohnt, fast (aber auch nur fast!) nicht gebraucht. Selbst Sätze, die er nicht zuende sagt, sind lustig, etwa als er im Begriff ist zu fragen, warum Kinder keine Piraten sein können.
Drehbuch mit klugen Kindern!
Ich mag auch, dass das Drehbuch smart genug ist, seinen Akteuren eine gute Portion natürliches Verhalten mit auf den Weg zu geben: Anführerin Fern hinterfragt die Motive ihres Begleiters von dem Moment an, in dem er mit ihnen die Zelle verlässt – fragt, warum er nicht schon vorher geflohen sei und gibt ihm zu verstehen, dass es keinen Schatz auf ihrem Planeten gebe. Es gibt noch ein paar mehr Momente, in denen die Kinder drauf und dran sind, Jod zu entlarven und man denkt jedes Mal: kluge Kids! Aber man kommt auch nicht umhin Laws Halunken irgendwie zu mögen.
Schön sind auch die Gestaltung und die Effekte. Natürlich erkennt man ein paar Green-Screens, aber viele der Kreatureneffekte stützen auf animatronische Puppen, und wo es nicht anders geht, wird eben mit Effekten nachgeholfen. Neels Design ist irrsinnig niedlich, während man schon in der ersten Szene mit Brutus weiß, dass man diesen Bösewicht einfach lieben muss. Diese Sorte Wolfskopf-Kostüm verströmt dermaßen den Geist der Achtziger, dass man in die Hände klatschen möchte.
Auch die Action- und Spektakelszenen funktionieren bis jetzt ausgesprochen gut. Es ist die wunderbar abenteuerliche, sich auf klapprige Technik stützende Action, die man aus den ersten Filmen kennt und die auch heute aufregend anzusehen ist. Schön, dass auch die Choreografie überzeugt, insbesondere beim Kampf von SM-33 gegen die Piraten oder die beiden Fluchtsequenzen.
Für mich bis hierhin ein wirklich schönes Stück Fernsehen, bei dem ich wünschte, mein Ältester wäre nicht erst sieben, sondern vielleicht schon zehn oder elf. Aber auch alleine vor dem TV freue ich mich schon darauf, zu erleben, wie die Reise weitergeht – und was es mit dem “Großen Werk” auf sich hat, das auf At Attin entsteht…