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Skullgirls

Catfight!!

Seit Capcoms Street Fighter IV feiert das Beat'em'Up-Genre so etwas wie eine kleine Renaissance. Nachdem die taktisch komplexen und spielerisch ebenso spaßigen wie anspruchsvollen Hauereien nach der 32Bit-Ära zugunsten von Action-Adventures und Ego-Shootern stark in die Freak-Nische gedrängt wurden, sind sie auf einmal alle wieder da. Street Fighter, Marvel vs. Capcom, Mortal Kombat, Soul Calibur, Dead or Alive... all die klassischen Reihen von früher werden nun auf den aktuellen System fort- oder zumindest umgesetzt.

Auffällig ist dabei allerdings, dass die Studios sehr vorsichtig und konservativ agieren. Bis auf Arc System Works' fulminantes BlazBlue wurde in dieser Generation nicht eine neue Reihe gestartet - womöglich auch mit gutem Grund. Zum einen sind die Zweikampf-Fans ein recht konservatives Völkchen, das Innovationen und Neuerungen oft mit Argwohn betrachtet, andererseits ist es natürlich auch viel leichter, auf Erfahrungen in Sachen Spielbalance und Feinarbeit aus bereits bestehenden Reihen zurückzugreifen.

Jetzt sind es wieder einmal die amerikanischen Indie-Entwickler, die dort in die Bresche springen, wo es den großen Studios aus den USA und Japan zu riskant wird. Die kleine, engagierte Truppe bei Reverge Labs arbeitet schon seit geraumer Zeit am 2D-Klopper Skullgirls und hat sich dafür große Ziele gesteckt.

Peacock lässt die Kanone sprechen, Cerebella hat andere... schlagkräftige Argumente.

Dank unermüdlicher Feinarbeit, todschicker Comicgrafik und einem an die großen Capcom-Klassiker angelehnten, in entscheidenden Punkten aber dennoch angenehm eigenständigen Spielsystem soll Skullgirls zwar auch die Gelegenheitsklopper begeistern, vor allem aber sollen die schlagkräftigen Mädels aus dem Stand zur Turnierfähigkeit gebracht werden. Ein ehrgeiziges Ziel, für die die Entwickler bereits jetzt pausenlos Daten sammeln und auswerten, um weiterhin an Schadenswerten, Animationsphasen oder Manöver-Prioritäten zu feilen.

Vier Figuren waren auf der gamescom alleine, im Zweier- oder im Dreierteam spielbar. Für Einsteiger am besten geeignet ist Filia, die spielerisch an klassische Capcom-Figuren wie Ryu oder Ken erinnert: Die Schülerin hat ein mächtiges parasitäres Wesen im Haar, das ihre Kampfkraft steigert, aber auch einen unersättlichen Hunger hat - kein Wunder, dass Filia kaum noch in ihre knappe Schuluniform passt. Die dralle Cerebella ist vor allem im Nahkampf sehr effektiv: Sie trägt einen Hut mit extrem muskulösen Armen, mit denen sie ordentlich austeilen kann. Die kleine Peacock ist eine Figur für Profis, die in fähigen Händen mit ihren kreativen Manövern fast den ganzen Bildschirm kontrollieren kann. Parasoul ist schließlich ein typischer Charge-Charakter und erinnert mit ihren Manövern und ihrer Reichweite an Street-Fighter-Veteran Guile.

Von den bereits jetzt deutlich sichtbaren spielerischen Qualitäten einmal abgesehen, überzeugt Skullgirls vor allem grafisch. Die vier Figuren sind herrlich flüssig animiert und setzen sich mit ihrem handgezeichneten Look angenehm von den Capcoms Polygonkämpfern und BlazBlues Cel-Shading-Recken ab. Oft hat man das Gefühl, einen flüssig animierten Comic zu spielen und die Liebe zum Detail ist oft beeindruckend.

Wenn Parasoul Verstärkung ruft, geht Filia lieber erstmal in Deckung.

Wenn Kämpferin Peacock ein Objekt aus dem Nichts auftauchen lässt, dann erscheint immer wieder etwas anderes - mal wird der Gegner von einem großen Elefanten geplättet, mal fällt ein riesiger Moai-Kopf als Zitat an den Baller-Klassiker Gradius vom Himmel. Aber nicht nur Peacock, auch die anderen drei bisher gezeigten Figuren erfreuen mit spielerischer Komplexität und grafischem Einfallsreichtum.

Keine Frage, Skullgirls ist ein Prügler den ihr euch unbedingt vormerken solltet: Dieses Jahr noch soll der ehrgeizige Titel über Publisher Konami als Download für Xbox360 und PS3 erscheinen, dank GGPO-Netcode sollen besonders die Online-Matches sehr sauber über die Bühne gehen. Mit seinem ehrgeizigen spielerisch Ansatz, der schicken Grafik und den oft an den Capcom-Klassiker Darkstalkers erinnernden Figuren und Spezialattacken schickt sich Skullgirls an, aus dem Stand in die Liga der großen Beat'em'Ups aufzusteigen. Mal schauen, welche Figuren die Entwickler bis dahin noch aus dem Hut zaubern...

Skullgirls erscheint dieses Jahr noch für Xbox Live Arcade und PlayStation Network.

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Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Skullgirls

PS3, Xbox 360, PC

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