Skullgirls - Test
In ihrem herrlich anzuschauenden 2D-Kampfspiel zeigen die morbiden Skullgirls den Herren der Schöpfung, wer der wahre König im Ring ist.
Anfang März habe ich euch im Test von Nippon Ichis Hyperdimension Neptunia MK2 etwas über das Phänomen "Moe" erzählt. Diese Art Fetischisierung wenden kleine japanische Entwickler nicht nur auf Rollenspiele und das dazugehörige Merchandise an, auch manch ein Kampfspiel setzt voll auf den gemeinsamen Reiz von Beschützerinstinkt und Lolita-Design. Man denke nur etwa an die Arcana Hearts-Reihe. Daher ist man jetzt schnell versucht, das über Konami erschienene Skullgirls mit seiner bisher rein weiblichen Kämpferschaft durch die kritische Moe-Brille zu betrachten. Aber weiter könnte man von der Realität nicht entfernt sein. Das vom US-Team Reverge Laps entwickelte Skullgirls ist ein absolut fieses, einzigartiges Stück Software. Ein herrlich komplexes Kampfspiel mit ein paar der verstörendsten Charakterdesigns diesseits von Shin Megami Tensei und Silent Hill.
Der aufmerksame Skullgirls-Spieler erkennt schnell, dass hier absolute Genre-Kenner am Werk waren. Entwickler Reverge-Labs mag nicht auf eine stolze 2D-Kampfspielgeschichte zurückschauen wie SNK oder Capcom, trotzdem beherrschen sie das komplexe Genre nahezu perfekt. Das Kämpferfeld von Skullgirls ist mit bisher lediglich acht Figuren zwar sehr überschaubar, dafür aber hochinteressant. Wo Namco sein Tekken-Roster seit Jahren schon mit austauschbaren Bären, Känguruhs und Dinosauriern auffüllt, da ist jede Skullgirls-Kämpferin eine hochgradig spannend gestaltete Persönlichkeit, mit einer einzigartigen Move-Palette, die erst in ausgiebigen Trainings-Sessions erlernt werden will.
Der Trainings-Modus ist dann auch eine der größten Stärken von Skullgirls. Hier werdet ihr nicht nur in die Feinheiten des Spiels eingeführt, selbst die blutigsten Anfänger bekommen hier einen absolut vorbildlichen Crashkurs in der hohen Kunst des zweidimensionalen Schlagabtauschs. Genauso zeugen aber auch die makellose Spielbarkeit, die ausgezeichnete Balance und das durchdachte Optionsmenü von der großen Kampferfahrung von Reverge Labs. Star sind aber natürlich die Kämpferinnen selbst. Die sind allesamt butterweich animiert, herrlich hochauflösend gezeichnet und keine der Damen ist so, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag.
Da ist beispielsweise Filia, eine sehr einsteigertaugliche Figur, die sich mit Street-Fighter-Altstar Ryu so manches Kampfmanöver teilt. In ihrem kurzen Rock und dem engen Hemd scheint sie zunächst die klassischen Japan-Fetisch-Gelüste anzusprechen. Wäre da nur nicht der gefräßige Parasit in ihrem Haar, der nicht nur einen eher zweifelhaften Einfluss auf die Psyche der jungen Dame ausübt, sondern mit seiner tiefen, kratzigen Stimme auch so manchen Kampfschrei ausstößt. Und auf jede tief ausgeschnittene Cerebella kommt eine grotesk entstellte Painwheel oder ein komplettes Monster wie die auf links gedrehte Kampfnonne Double.
Trotzdem haben die oft eher aggressiven Damen natürlich ihre eindeutigen Reize. Auch wenn es in manch einem Fall schon stark ins Gegenteil verkehrt ist, wird schnell klar, wo die Präferenzen der Charakterdesigner liegen. Tiefe Ausschnitte, schmale Taillen und breite Becken, die der Animationskenner schnell als sogenannte "Hartman Hips" identifiziert, zeigen deutlich, welche Details der weiblichen Anatomie die Skullgirls-Designer so schätzen.
Aber wer wird den Skullgirls schon ein klein wenig Fanservice vorwerfen, wenn sie doch grafisch und spielerisch so auf der ganzen Linie überzeugen? Gut, im Vergleich zu den modernen 2D-Titeln von Arc System Works oder SNK haben wir es hier mit einem eher kleinen Kämpferfeld zu tun und manch einem schmeckt vielleicht auch der Zeichenstil zwischen amerikanischem Neo-Gothic-Look und klassischer Anime-Ästhetik nicht so wirklich.
Aber wenn ihr erst einmal richtig ins Kampfsystem von Skullgirls eingestiegen seid, langsam die zahllosen Gameplay-Feinheiten erkennt und beginnt, die Fähigkeiten der Kämpferin eurer Wahl zu durchschauen, dann werdet ihr diese Oberflächlichkeiten schnell vergessen haben. Spielerisch muss sich der Download Skullgirls kein Stück vor den japanischen Platzhirschen verstecken. Wer sich nur marginal für 2D-Prügeleien interessiert, der kommt zumindest um den Download der Demo nicht herum.