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Smash Court Tennis 3

Dicker Doppelfehler

Tie Break: Nur noch wenige Punkte trennen Euch vom Sieg des Grand Slam-Turniers in Wimbledon und damit der Krönung Eurer virtuellen Tenniskarriere. Und da passiert es. Erneut landet einer Eurer Schläge ohne Grund im Aus und Ihr habt's vermasselt. Ein so genannter "Unforced Error" hat Euch die Feierlaune versaut. Spiel, Satz und Sieg - diese drei Worte möchte wohl jeder Tennisfan am Ende seines Matches hören. In Smash Court Tennis 3 werdet Ihr darauf jedoch eine ganze Weile warten müssen, denn die KI-Kontrahenten scheuchen Euch nur so über die Courts, dass Euch Hören und Sehen vergeht.

Erfolgserlebnisse sind gemeinhin die besten Motivationshilfen. Namco scheint das ganz anders zu sehen und lässt Euch erstmal am ausgestreckten Arm verhungern. Ihr startet den Karrieremodus von Smash Court Tennis 3 als Nummer 250 der Weltrangliste und habt natürlich nur ein Ziel: Der Beste zu werden. Doch das fällt unter den gegebenen Umständen mehr als schwer. Trotz ausführlichem Tutorial erweist sich der Umgang mit Racket und Ball als mehr als gewöhnungsbedürftig. Was vor allem fehlt, ist eine fürs Tennis unabdingbare Grundlage: Ballkontrolle und Präzision.

Zunächst erklärt man sich das Ganze noch mit der Tatsache, dass man als Rookie ins Rennen um die Krone im Welttennis geht. Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und mit jedem besiegten Gegner erntet Ihr Erfahrungspunkte, mit denen Ihr die Fähigkeiten beziehungsweise Parameter Eurer selbst erstellten Spielfigur in den von Euch favorisierten Gebieten anhebt. Auf diese Weise beeinflusst Ihr die Stärken Eures Charakters - etwa Grundlinienschläge, Serve & Volley oder Beinarbeit. Dummerweise wirkt sich das nur sehr marginal auf das Gameplay aus und Eure Chancen wirklich große Turniere, also Grand Slams zu gewinnen, sind äußerst gering.

Den Aufschlägen fehlt die Präzision.

Die KI-Kontrahenten mit niedrigerer (also besserer) Weltranglistenplatzierung sind Euch in den ersten Stunden von Smash Court Tennis 3 einfach so was von überlegen, dass viele Schläge einfach nur unerreichbar bleiben. Aufgrund des Setzlisten-Systems trefft Ihr nach überstandener Qualifikation bereits in der ersten Runde unweigerlich auf die Topspieler und scheidet daher meist sehr früh aus. Interessant ist dabei, dass man den Ausgang der Partien auch automatisch auswürfeln lassen kann. Sofern man im Ranking besser positioniert ist, gewinnt man diese Autoplay-Duelle praktisch immer beziehungsweise verliert sie im umgekehrten Falle genau so vorhersehbar.

Das Grundproblem von Smash Court Tennis 3 ist die von Beginn an fehlende Präzision der Schläge. Nur sehr selten gelingt es, die Bälle auch wirklich nahe an die Seitenlinien zu spielen und damit die KI-Kontrahenten unter Druck zu setzen. Umgekehrt hauen diese Euch einen präzisen Crossball oder Return nach dem anderen um die Ohren, dass es nur so pfeift. Trifft man auf weniger versierte Widersacher, entwickeln sich dagegen Endlosballwechsel mit 70 Schlägen. Ein Ausweg aus diesem Schlamassel bietet höchstens der Weg ans Netz, der häufig mit einem Punktgewinn endet. Falls Ihr Eurerseits auf einen Serve & Volley-Spezialisten trefft, könnt Ihr das Racket aber fast schon aus der Hand legen - am Netz erweisen sich die KI-Gegenspieler als nahezu unüberwindbar.

Aufschläge sind im modernen Tennis einer der Schlüssel zum Erfolg. Und auch hier krankt Smash Court Tennis 3 an problematischer und ungenauer Umsetzung. Platzierte Spieleröffnungen gelingen meist nur per Zufall, dabei ist diese Spielphase normalerweise schon vorentscheidend für viele Ballwechsel. Den entscheidenden Faktor will man hier mit einem System der "schönen Schläge" etablieren. Um diese erfolgreich ins Feld zu bringen, bedarf es einer gehörigen Portion Timing, was sich der Praxis jedoch eher als Zufall beschreiben lässt. Es scheint dabei keine bestimmbaren Faktoren zu geben, an denen man sich orientieren könnte und so gelingen diese speziellen Schläge drei Mal hintereinander und dann wieder zehn Mal nicht. Womit die frustige und demotivierende Chose eigentlich zu Genüge beschrieben wäre.

Der Weg an Netz wird häufig mit Punkten belohnt.

Da man leider viele Tennis-spezifische Grundlagen vermasselt hat, ziehen auch einige nette Ideen den Karren nicht mehr wirklich aus dem Dreck. So äußert Ihr etwa nach jedem Ballwechsel auf Wunsch Euren emotionalen Zustand und ballt die Becker-Faust oder spottet über den Kontrahenten. In strittigen Szenen verfügt Ihr darüber hinaus über eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten, die Entscheidungen der Linienrichter anzufechten. Die Implementierung von Ausdauer-Eigenschaften und Spurt-Fähigkeiten der Spielfiguren ist allerdings nur unzureichend gelungen und wirkt unausgewogen. Erste wirken sich nur gering auf das Gameplay aus, letztere bevorteilen die KI. Weniger ausgereift wirkt zudem der Netcode für die Online-Matches, bei denen bis zu vier Spieler miteinander beziehungsweise gegeneinander in Einzel und Doppel antreten. Häufige Lags und Slowdowns verhindern oftmals einen flüssigen Spielablauf und vermiesen damit den Koop-Spaß.

Smash Court Tennis 3 kann in keiner Disziplin mit den Platzhirschen Virtua Tennis und Top Spin mithalten, obwohl solides Gameplay und durchaus einige interessante Ideen, wie das Anprangern von Schiedsrichter-Entscheidungen, vorhanden sind. Mangelnde Präzision der Schläge und Ballkontrolle, demotivierender Spieleinstieg, vor allem anfangs unschlagbare KI-Gegner, vermeintlich auf Zufall basierende Spiel-Technik, schwacher Netcode - all das sind Punkte, die den Namco-Titel unweigerlich in der Gunst absacken lassen. Ein Besuch im Tenniscamp von Nick Bollettieri sei den Entwicklern vor der nächsten Folge von Smash Court Tennis dringend ans Herz gelegt.

Smash Court Tennis 3 ist bereits im Handel erhältlich. Für Xbox 360 und PSP.

4 / 10

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