Sniper Elite: Resistance ist "hardcore" und raffiniert wie eh und je
Mehr Stealth als ihr essen könnt!
Hey, ich bin noch nicht mal durch das letzte Sniper Elite durch, da setzt es auch schon den Nachfolger. Im Januar schon dürfen wir schon wieder ran, zum ersten Mal als notorische zweite Geige und Koop-Scharfschütze Harry Hawker, denn die Wehrmacht besiegt sich auch im mittlerweile sechsten Sniper Elite nicht von selbst.
Ein “voller” sechster Teil ist es zwar nicht, mehr ein Ableger in Gewichtsklasse um die 50 Euro. Dennoch sei jedem verziehen, der Sniper Elite: Resistance mit einem ausgewachsenen neuen Serieneintrag verwechselt. Rebellion verspricht nämlich eine “Kampagne in voller Länge”, durchgängige Koop-Unterstützung sowie einen neuen Propaganda-Modus. Sogar die lustigen Invasionen vom letzten Mal kehren zurück.
”Nazis, ich hasse diese Kerle”
Ich konnte während eines Remote-Events eine Mission mit einer gestreamten Vorabversion anspielen und kann schon mal bestätigen, dass sich Sniper Elite: Resistance jedes bisschen so raffiniert und knifflig spielt wie man es gewohnt ist. Der Einsatz im von den Nazis besetzen Lyoner Bezirk Fourvière folgte dem bewährten Aufbau: In einem großen offenen Gebiet mit starker Feindpräsenz und Schussdistanzen teils deutlich über 300 Meter Entfernung soll ich als Hawker die provisorischen Gestapo-Büros in einem Luxushotel infiltrieren.
Hier lagern Geheiminformationen über eine bestimmte Fracht. Auch der nahe Bahnhof ist von Interesse, vielleicht erklärt das, was Hawker dort findet, ja die Mengen an Gestapo-Leuten in der Stadt? Und wenn wir schon dabei sind, dürfen wir auch noch versuchen, den abgerissenen Kontakt zur Resistance wieder herzustellen und einen Kollaborateur erledigen, der den Franzosen schon viel zu lang ein Dorn im Auge ist. Die Mission hatte alles, was ein guter Sniper-Elite-Auftrag braucht. Und wie jeder gute Sniper-Elite-Auftrag war die Stunde, die ich ihn spielte, nicht genug, um das Ende zu sehen.
Sprich: Ich machte viele Fehler (die in diesem Fall nicht komplett meine Schuld waren, auch etwas Lag hatte ich wegen des Streams, der mir einige wichtige Schüsse verdarb), starb sehr häufig und musste stets von Neuem anfangen, weil in dieser Version noch nicht gespeichert werden durfte. Weil die Zeit knapp war, habe ich mir auch beim Schießen noch von dem HUD helfen lassen, das Kugelabfall sowie Windgeschwindigkeit und -Richtung mit einbezieht. Und trotzdem sah ich in dem komplexen Level kein Land. Immer war kurz vorm Hotel Schluss.
Ein Stealth-Highlight, wenn es gut läuft
Mein persönlicher Höhepunkt war es, meinen Schuss auf den Kollaborateur auf der anderen Flussseite mit dem Knall eines fehlzündenden Generators zu maskieren und danach meinen Weg über eine schwer bewachte Brücke zu beginnen: Die Wache am Brückenbeginn mit einer geworfenen Flasche abgelenkt, am Flussufer ein Baugerüst die Brücke hoch, und dann hinter Sandsäcken und Kisten zwei, drei stationäre Wachen leise ausgeschaltet, während parallel eine weitere ahnungslos patrouillierte. Noch bevor sie bemerkte, was ihren Kollegen widerfahren war, war ich auf der anderen Seite im hohen Gras einer kleinen Parkablage sicher.
Erst dann ging es mit meinem Einsatz rapide bergab, regelmäßig zog ich einen immer länger werdenden Rattenschwanz an Soldaten hinter mir her und am Ende ging es jedes mal von vorne los. Alles beim Guten, Alten. Ein Sniper-Elite-Level will, ähnlich wie eine Hitman-Mission, in-und-auswendig gelernt sein, bis man wie ein Schatten über die Karte huscht, der lautlos Leichen hinterlässt. Ein echter Besatzer-Albtraum eben. Die Anlagen dafür sind einmal mehr vorhanden, wie mir scheint. Das ist mittlerweile ein ausgeklügeltes Uhrwerk, was Rebellion da immer wieder entwirft.
Ausgeklügelte Patrouillenwege, die zu gleichen Teilen bedrohlich und doch voller Lücken für unseren Leisetreter zum Hindurchhuschen sind. Viele Optionen für gemeine Winkelzüge und kurze Zeitfenster für perfekte Blattschüsse. Dazu Werkzeug, das man in den Missionen findet, um etwa mit einem Bolzenschneider Alarmsirenen untauglich zu machen. Ein morbider Mords-Sandkasten an dem man viel Schadenfreude haben kann.
Neu sind unterdessen die Propaganda-Missionen, die ich aber noch nicht ausprobieren konnte. In den eigentlichen Einsätzen sind jedenfalls einzigartige Resistance-Poster versteckt, die, wenn man sie findet, eine Propaganda-Mission freischalten, in der man als Widerstandskämpfer sein Ding macht. Wie genau das aussieht, darüber verriet mir die Probierversion noch nichts. Aber ich freue mich darauf, es herauszufinden. Schließlich war die letzte Ergänzung zum Sniper-Elite-Erlebnis, der Invasionsmodus, ein großer, diebischer Spaß.
Und ja, natürlich kehrt auch die eklige X-Ray-Sicht bei Treffern wieder zurück, die in Zeitlupe euren Abschuss feiert. Guter Geschmack geht anders, aber irgendwo fand ich in dieser blut- und fleischfarbenen Überzeichnung auch immer ein wenig Abstand von dem grausamen Tagwerk meines Scharfschützen.
Mehr Sniper Elite geht eigentlich immer
Insofern: Immer her damit! Rebellion hat es mittlerweile ziemlich gut raus, wie man spannende und mit viel Gestaltungsfreiraum angelegte Stealth-Missionen entwirft. Es macht jedes Mal großen Spaß, sich in eine neue Karte zu werfen und seine Ziele aus allen möglichen Richtungen anzugehen, um schließlich auf einem von mehreren Wegen wieder zu fliehen. In Sniper Elite geht man ihn freiwillig, den Weg zur Perfektion. Und er ist selten einnehmender und spannender als in dieser Reihe.