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So Blonde

Blond, aber nicht blöd

Es ist kaum möglich, ein Review zu So Blonde zu schreiben, ohne diesen einen Namen zu nennen. Ihr ahnt, welchen ich meine? Also lasst es uns gleich zu Beginn tun, um diesen leidigen Vergleich hinter uns zu bringen:

Ja, So Blonde hat viel von Monkey Island. Halbherzige Piraten, eine traumhafte Insel, hübsche Frauen, große Schiffe. Es spielt mit Vergangenheit und Gegenwart, der Hauptcharakter ist einigermaßen charmant, aber nicht unbedingt mit viel Verstand gesegnet. Ich könnte diese Aufzählung noch eine Weile fortsetzen, nur wozu?

Denn zum Glück macht das Spiel keinen Hehl daraus, sich ein wenig in Guybrushs Welt zu bedienen. Es weist vereinzelt sogar konkret darauf hin und versteht sich, wenn überhaupt, eher als Hommage denn als Plagiat. Die Parallelen sind vorhanden, man kann natürlich nicht über sie hinweg blicken, sie stören jedoch nicht. Es sind intelligente Referenzen, keine kopierten Ideen.

Verwundern sollte das niemanden, schließlich stammt So Blonde aus der Feder von Steve Ince, der jahrelang bei Revolution Software unter anderem an Baphomets Fluch gearbeitet hat. Und dass die Geschichte von jemandem geschrieben wurde, der das tatsächlich kann, merkt man dem Titel jederzeit an.

Sunny wähnt sich noch im Urlaub.

Sunny, dieses junge, blonde Mädchen, deren Geschicke Ihr lenkt, mag nicht die Klügste sein. Man könnte sie sogar als verzogenes, verwöhntes Görr bezeichnen. Aber sie fühlt sich vielleicht gerade deshalb wie ein echter, wie ein glaubwürdiger Charakter an. Sie hat ein gutes Herz, liebevollen Witz und auch wenn sie anfangs ein wenig einfältig wirkt, so ist sie nicht dämlich, sondern durchaus praktisch veranlagt. Zumal sie in keiner einfachen Situation steckt:

Gerade noch wähnte sie sich auf einer gemütlichen Kreuzfahrt, genoss die Vorzüge eines Luxusliners - und jetzt findet sie sich plötzlich am Strand einer merkwürdigen Insel wieder, ohne Freunde, Familie und möglicherweise sogar ohne Chance auf Rettung. Denn wie Sunny schnell feststellen muss, hat ihr Handy hier keinen Empfang. Telefone kennen die Bewohner der Insel nicht und sogar auf ein bequemes Hotelzimmer muss die unfreiwillige Heldin verzichten.

Schlechter Name für ein Schiff.

Stattdessen trifft sie auf verschwiegene Ureinwohner, griesgrämige Seefahrer und allerlei andere mysteriöse Gestalten. Ist sie etwa in einem Ressort, einem Vergnügungpark gelandet? Ist die Insel ein bislang unentdecktes Stück Land, auf dem die Zeit stehen geblieben ist? Oder ist Sunny gar durch selbige gereist? Eure Aufgabe lautet, genau das herauszufinden, und natürlich einen Weg zurück in die Zivilisation zu entdecken.

Ein lustiges, lockeres, leichtes Abenteuer also, das sich selbst nicht wirklich ernst nimmt. Beste Voraussetzungen für jede Menge Spielspaß.

Nicht zuletzt, weil auch die Optik stimmt: Bei Perry Rhodan schrieb ich vor ein paar Tagen: "Boah, sieht das gut aus!" Bei So Blonde sollte ich das gleiche schreiben, obwohl die Grafik stilistisch unterschiedlicher kaum sein könnte.

Eine der schönsten Locations: Sunny erkundet eine Lichtung.

In Sunnys Abenteuer sind es in erster Linie die wunderschön gezeichneten, farbenfrohen Hintergründe, die vor Details wahrlich strotzen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass in jeder einzelnen Location mindestens ein, zwei kleine Gags allein in der Umgebung versteckt sind: Seltsame Geräte, die auf der Insel eigentlich nichts verloren haben. Bildnisse bekannter Personen. Oder manchmal nur ein Gegenstand, der sich bewegt, als würde sich ein kleines Tier darin verbergen. Nicht einmal ein Runaway 2 hatte so viel für's Auge zu bieten.

Die 3D-Charaktere, denen man ihre einzelnen Polygone etwas zu sehr ansieht, können da nicht ganz mithalten, doch das trübt den Eindruck kaum.