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Solatorobo: Red the Hunter

Das Beste kommt zum Schluss?

Red ist ein Hunter. Gemeinsam mit seiner Schwester Chocolat reist er in seinem Luftschiff in der Shepherd Republic von einer fliegenden Insel zur nächsten, um dort Aufträge für die Einwohner zu erledigen: Während Red in seinem knuffigen Mech Dahak für das Grobe zuständig ist, kümmert sich Chocolat um die Wartung der Technik und die Finanzen. Die beiden führen ein lockeres Leben, bis Red auf einer nicht ganz legalen Mission auf dem Luftschiff Hindenburg ein seltsames Medaillon findet, das für eine Menge Trubel sorgt... Ach ja, habe ich erwähnt, dass Red und Chocolat anthropomorphe Hunde sind, die gemeinsam mit ebenso menschlichen Katzen, den Felineko, die Shepherd Republik bewohnen?

Solatorobo ist ein Abenteuerspiel klassischster Machart. Zu Fuß oder an Bord eures Mechs lauft ihr durch Dungeons und Städte und folgt dabei der stets präsenten, aber nie zu aufdringlichen Handlung. Mal kämpft ihr gegen Gegner, mal löst ihr Puzzles, dann folgt ihr wieder der ebenso spannenden wie sympathischen Handlung. Das Spiel läuft dabei questbasiert ab: Zu den storyrelevanten Missionen kommen jede Menge optionale Einsätze. Jede Aufgabe lässt sich in überschaubarer Zeit absolvieren, so motiviert Solatorobo auch mal für kurze Sessions zwischendurch, genauso könnt ihr aber auch stundenlang in der sympathischen Welt von Red und Chocolat versinken.

Das Kampfsystem ist überraschend innovativ: Red verhaut seine Gegner nicht einfach, er hebt sie auf und wirft sie durch die Gegend. Dabei kriegt er aber natürlich nicht jeden Widersacher so problemlos hoch: Manche muss er von hinten greifen, andere können schnelle Konter-Attacken ausführen: Nur wer mit dem richtigen Timing zulangt und dann schnell den entsprechenden Knopf malträtiert, der kann auch die dicksten Gegenspieler stemmen. Mit der Zeit erlernt Red immer mehr Angriffsvarianten, so wird Langeweile in den Kämpfen effektiv vermieden.

Habt ihr einen Gegner gegriffen, dann könnt ihr ihn durch schnelles Buttonmashing hochheben.

Hilfreich ist dabei auch das Aufrüsten des Dahak. Red selbst steigt im Level auf und vergrößert so seine Energieleiste, wollt ihr euren Mech aber stärker machen, dann müsst ihr neue Komponenten einbauen. Die sorgen für bessere Hubkraft, mehr Offensive beim Werfen oder bessere Verteidigung – das gibt euch genügend Freiheit, den Dahak eurer Spielweise anzupassen und motiviert, neben der Hauptstory auch die zahllosen Nebenquests zu absolvieren.

Neben Spielbarkeit und Plot überzeugt vor allem die Präsentation. Solatorobo ist ohne Wenn und Aber einer der schönsten DS-Titel überhaupt. Sattgrüne Wiesen, weiße Häuser und blaue Himmel künden von durchdachtem Art-Design, die detaillierten Polygonfiguren und Szenarien zeigen eindrucksvoll, dass die Entwickler den DS absolut im Griff haben. Auch die Zwischensequenzen überzeugen. Seht ihr die Figuren in Großaufnahme, könnt ihr nie so recht sagen, ob ihr es nun mit liebevoll gezeichneten Bitmaps oder extrem clever eingesetzten Polygonen zu tun habt – ein wenig erinnert der Stil an die Grafikwunder Odin Sphere (PS2) oder Muramasa (Wii).

Trotzdem ist Solatorobo ein Spiel, das in dieser Form nur auf dem DS möglich wäre. Der clevere Technik-Trick, Bitmap-Hintergründe mit 3D-Szenarien zu verknüpfen, funktioniert dank fester Kameraperspektiven und der niedrigen Handheld-Auflösung perfekt und verbindet so die Dynamik von Polygonen mit dem Detailreichtum handgezeichneter Grafiken, eine höhere Auflösung würde diese clevere Illusion allerdings sofort zerstören.

Selten sah man auf dem DS so gelungene 3D-Szenarien.

Ich könnte mir kaum einen schöneren Schwanengesang für den guten, alten DS vorstellen als Solatorobo. Entwickler CyberConnect2 holt nicht nur grafisch einiges aus dem betagten Handheld heraus, man merkt dem Spiel auch deutlich an, dass bei der Entwicklung nicht Kundenbefragungen und Marketingpläne, sondern der Ehrgeiz der Entwickler selbst die maßgebliche Motivation darstellte. Die liebevoll dargestellte Welt, die charmanten Protagonisten und die herrlich optimistische Abenteuerstimmung weckt warme Erinnerungen an Abenteuer vergangener Jahre – Solatorobo steht in einer Reihe mit dem ersten Grandia oder SEGAs grandiosem Skies of Arcadia.

Die Handlung beginnt klassisch, ist aber immer wieder für Überraschungen gut, das Quest-System motiviert und die Kämpfe mögen sich anfangs noch etwas beschränkt anfühlen, gewinnen aber mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr an Tiefe. Hier ist aber auch das einzige echte Manko von Solatorobo zu finden: Der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe ist durchgehend eher niedrig angesiedelt, bei vielen Puzzles werdet ihr etwas arg an die Hand genommen, selbst auf eigentlich offensichtliche Lösungen stößt euch das Spiel noch mit der Nase. Trotzdem kann ich euch Solatorobo nur wärmstens ans Herz legen – momentan gibt es keine schönere Abenteuer-Alternative zum bleihaltig-braunen Grim-&-Gritty-Alltag.

Solatorobo: Red the Hunter ist exklusiv für den Nintendo DS im Handel erhältlich.

8 / 10

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