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Song of the Deep - Test

Tausche Weltraum gegen Wasser.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Mehr Metroid als Vania: Weniger Komplexität, dafür stimmungsvolles Unterwasserabenteuer, dem im Laufe der Zeit ein wenig die Ideen ausgehen.

Dieses Kind kann man ruhig beim Namen nennen: Metroid. Von mir aus Super Metroid. Aber nicht Metroidvania. Wenn die Inspirationen so direkt sind, dann muss man nicht Castlevania dazuholen. Selbst wenn der Entwickler es tut. Song of the Deep tauscht einfach den Weltraum gegen eine Unterwasserwelt. 100 Meter unter der Oberfläche ist der Ozean schließlich selbst in der Realität praktisch ein anderer Planet. Dann haben wir eine einsame Heldin, die sich tapfer durch ein Labyrinth von Orten kämpft. Diese sind miteinander auf einer 2D-Ebenen verwoben, und zwar so, dass neue Hilfsmittel immer wieder neue Bereiche zugänglich machen oder Abkürzungen in alte eröffnen. In diesen Arealen bekämpft ihr fremdartige Wesen mit einem stärker werdenden Arsenal an Waffen, trefft immer wieder auf Bosse und kommt schließlich an das Ende der langen Reise, mittlerweile der unbestrittene Herrscher dieser Karte.

Das ist so hundertprozentig Metroid wie nur irgendwie. Und das ist absolut okay, solange man es nur richtig macht. Das hat Insomniac - Spyro, Ratchet & Clank, Resistance - mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit. Auf den ersten Blick mag das alles wie ein sehr talentierter Indie wirken, wie man ihn zu Dutzenden auf Steam findet. Spielt man jedoch, spürt man eine so sichere Routine in der Steuerung, wie es leider nicht immer der Fall ist.

Die magische und mit viel Liebe entworfene Welt unter Wasser ist allein die Reise wert und viel näher an Metroid als die ganzen Vanias.

Eine Bewegung unter Wasser zu vermitteln ist nicht einfach. Ist es realistisch und träge, macht es keinen Spaß, jedenfalls nicht in einem Action-Adventure. Ist es zu direkt, dann fühlt es sich gar nicht nach Wasser an, dann hätte man auch gleich drauf verzichten können. Song of the Deep trifft haargenau diesen idealen Punkt in der Mitte, an dem sich die Bewegung absolut kontrollierbar und präzise anfühlt, gleichzeitig aber dieses leichte Trägheitsmoment des kleinen Tauchbootes vermittelt. Man muss sich ein wenig daran gewöhnen. Ihr müsst die Bewegungsmuster der Gegner erlernen, die sich in ihrem Element viel freier bewegen, schnell heranschießen und euch mit ihren Angriffen umschwärmen wollen. Das erfordert ein wenig Voraussicht und Übung. Und einen Hinweis an PC-Spieler: Maus und Keyboard sind eine Option, aber nicht wirklich. Ohne Pad macht Song of the Deep nur halb so viel Spaß.


  • Entwickler / Publisher
    Insomniac / GameTrust Games
  • Sprache
    Englisch / Deutsch (nur Text)
  • Erscheint für:
    PC, PS4, Xbox One
  • Preis:
    ca. 20 Euro
  • Erscheint am:
    erhältlich
  • Mikrotransaktionen:
    nein
  • Getestete Version:
    PC, Xbox One

Um ihnen Herr zu werden, habt ihr vor allem einen Greifhaken, der als Twin-Stick-Shooter-Schuss fungiert. In die Richtung, in die ihr den Stick drückt, saust der Haken. Dazu kommen im Laufe des Spiels aber auch eine Reihe von Torpedos, die dem Ganzen dann wieder etwas mehr Shoot-'em-up-Charme verleihen. Ihr müsst in der ersten Spielhälfte euren Weg bei den Upgrades finden. Es gibt keine Erfahrungspunkte, stattdessen kauft ihr mit überall zu sammelnden Münzen bei Riesenkrabben ein, was ihr braucht. Es ist die lose Adaption einer keltischen Sage. Natürlich verkaufen Riesenkrabben Updates, was denkt ihr denn? Wollt ihr mehr Firepower oder doch lieber Beweglichkeit? In den ersten Stunden reicht es nicht für beides und erst zum Ende hin dürft ihr aus dem Vollen schöpfen, wenn so langsam und nach den acht bis zehn Stunden alle Fertigkeiten am Anschlag stehen.

Die Kämpfe werden nie zu hektisch, wenn ihr denn die leichte Trägheit eures Bootes im Griff habt.

Wichtige Upgrades wie die Fertigkeit, auch mal das Mini-U-Boot verlassen zu dürfen, um schmalere Passagen zu erkunden, erhaltet ihr natürlich so im Laufe der Zeit, und in aller Regel sind sie mit Rätselchen verbunden. Diese sind ein echter Schwachpunkt. Dürft ihr euch in den ersten Stunden noch ein klein wenig clever fühlen, dass ihr das alles allein herausfindet, lässt das mit viel zu häufiger Wiederholung der wenigen Elemente nach. Im Zweifelsfalle nehmt den Greifhaken, es wird schon was zu greifen geben. Dazu kommt, dass das Timing mitunter schon sehr fordernd sein kann. Es nervt, ein Puzzle zu verstehen, aber zigmal starten zu müssen, weil es auf Sekundenbruchteile ankommt.

Trotzdem, die magische Unterwasserwelt mit ihren immer neuen Stimmungen, denen es fantastisch gelingt, die kleine, aber sympathische Geschichte voranzutreiben, hält einen bis zum Schluss gefangen. Wie gesagt, alles basiert lose auf einer keltischen Sage und mit der meist ruhigen, sphärischen Musik entsteht genau die Stimmung, die man sich so vorstellt, wenn man vergessene, versunkene Reiche besucht.

Keine tödliche Falle, sondern eines der Puzzles, die sich leider etwas zu schnell abnutzen.

Also ja, Song of the Deep ist Metroid, da erfindet Insomniac nichts neu. Ganz im Gegenteil: So sauber wurde dieses Blaupause schon seit einer Weile nicht mehr bearbeitet. Die fantastische Steuerung des kleinen Bootes geleitet euch durch ein Spiel, bei dem wie beim Original am Ende weniger zählt, dass die einzelnen Kämpfe nicht so interessant sind oder sich bei den Puzzles mit der Zeit eine gewisse Routine einstellt. Es ist eine Stimmung, in die einen so ein Spiel versetzen muss, das Gefühl, eine ungewöhnliche Reise zu bestehen. Die Metroid-Formel abarbeiten kann (fast) jeder - und gefühlt jeder dritte Entwickler tut das auch. Aber dass es gelingt, zumindest einen soliden Hauch der Stimmung einzufangen, die Metroid zu einem so denkwürdigen Spiel machte, das eben nicht. Song of the Deep gehört zu den relativ wenigen, denen das gelingt.

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