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Songs of Silence ist es komplett egal, dass wir Strategiespiele nicht spielen, weil sie so hübsch sind – und bezirzt mit einem genialen, eigenen Look

Bildhübsche Taktik für alle!

Wie kann es sein, dass dieses Spiel bisher an mir vorübergezogen ist? Songs of Silence, das gerade den Early Access auf Steam verlassen hat, ist ein beachtlich fluffiges rundenbasiertes Strategiespiel. Die Tempo-Version von Songs of Conquest gewissermaßen (nicht verwandt oder verschwägert). Und wem das nichts sagt, der schämt sich kurz und denkt dann eben an Heroes of Might and Magic mit Auto-Battler-Elementen, um gedanklich zu Songs of Silence zu kommen.

Wie das in der Praxis aussieht? Ihr zieht eure Feldherren mit deren Armeen rundenweise in verschiedenen Story-Kampagnen über pittoresken Karten voller verlockendem Kriegsnebel und nehmt Ortschaften und Festungen ein. Die gewähren euch neue und exotische Einheiten, die ihr in regelmäßigen Schlachten gegen andere Generäle und Generalinnen zu Felde führt. Die Kämpfe selbst regeln die unterschiedlichen Fantasiewesen und das Fußvolk verschiedener Fantasy-Spezies dann in Echtzeit unter sich. Allerdings übt ihr mit Zaubern und Fähigkeiten großen Einfluss auf den Verlauf aus.

Songs of Silence ist Strategie mit Musik vom Final Fantasy-Veteranen

Visuell und haptisch ist es sehr befriedigend, diese Skills, die als Karten mit Cooldowns am unteren Bildschirmrand warten, wie Befehle dorthin zu ziehen, wo – und wann – sie gebraucht werden. Auch wenn das eigentliche Kämpfen von selbst passiert, macht euer Zutun den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage in den Begegnungen aus, die selten mehr als ein paar Minuten dauern. Das entwickelt einen wahnsinnig starken Sog. Obwohl es nicht irre tiefschürfend oder abwechslungsreich ist, will man immer nur noch kurz die nächste Schlacht schlagen oder die Uhr ein, zwei weitere Runden weiterzuführen, um in einer Siedlung eine frisch freigeschaltete Einheit zu rekrutieren, die man dann mit einem freien General an die Front kutschiert.

Das Killer-Feature ist natürlich der Style, optisch wie klanglich. Im Gegensatz zu Songs of Conquest gibt es hier keine Pixel-Art im realistisch beleucheten Retro-Diorama, sondern handgezeichnete Fantasy-Illustrationen mit Jugendstil-Schwung, die sich über 3D-modellierte Landschaften stülpen. Dazu passt der traumhafte Soundtrack von Final-Fantasy-Komponist Hitoshi Sakimoto, der 36 Stücke lang ist und an dem man sich nicht satthören kann.

Auch das Voice-Action übertraf meine Erwartungen bei Weitem, selbst wenn ich zugeben muss, dass mir die Geschichte eingangs ein wenig esoterisch vorkam. Mittlerweile weiß ich diese Welt, die von einer göttlichen Hymne erschaffen wurde und in der sich die Gefolgschaften zweier verschiedener Arten von Gottheiten aufs Blut bekriegten, bevor eine mysteriöse Still alle Reiche in Finsternis stürzte, durchaus zu schätzen, allein, weil es wenig Vergleichbares gibt. Die Art, wie Kreaturen und magische Maschinen gestaltet wurden und sich diese Menschheit in augenlose “Erstgeborene” und augapfeltechnisch weniger herausgeforderte Sterngeborene aufteilt, ist wahnsinnig eigen.

Wären die Aufstiege doch genauso zügig wie die Schlachten…

Insgesamt habe ich großen Spaß hiermit, wenngleich ich manchmal wünschte, die einzelnen Kampagnen-Karten würden meine Generäle nicht mit Level-Caps belegen, die verhindern, dass ich msehr als zweimal aufsteige. Nur durch Aufstiege erhält ein Befehlshaber neue Karten und irgendwann werden die Fights dann zu gleichförmig. Zugleich ist das auch ein gutes Anzeichen dafür, dass man so langsam mal die Mission einer Kampagne zu ihrem Ende bringen sollte. Und tatsächlich ist diese Einschränkung ein probates Mittel, mich von meiner sonst so oft gepflegten “Nur-eine-Armee”-Taktik abzubringen. Insofern: Ich kann mittlerweile damit leben, auch wenn dadurch der Kick steter Level-ups verloren geht.

Ebenfalls schade ist, dass man keinerlei Truppen von einer Kampagne mit in die nächste nimmt. Jedes Mal seine Armee von Neuem aufzubauen, versetzt mir immer wieder einen kleinen Stich. Aber sei es drum: Ich mag Songs of Conquest, das bei Chimera Entertainment in München entstand und sich auf Steam gerade an einer “Sehr positiven” Bewertung erfreut, nicht zu knapp.

Songs of Silence ist für 29,99 Euro auf Steam und Gog, sowie im PlayStation Store und auf Xbox Series erhältlich.

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