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Sonic Boom: Feuer und Eis - Test

Das, was zwischen den Extremen liegt.

Sonic Boom: Feuer und Eis hält sich in der Mitte. Beim Design, beim Gameplay, bei den Gimmicks, beim Spielspaß.

Nach Sonic Boom auf der Wii U hatte ich den Igel abgeschrieben. Das Spiel kam nach SEGAs Bekundung, dass man sich wieder mehr um Qualität bemühen wollte, und war das genau das Gegenteil dessen. Sollte es sowas wie Antiqualität geben - die Word-Fehlerkorrektur beanstandet das Wort schon mal nicht -, dann war Sonic Boom: Rise of Lyric genau das. Zwei Jahre später muss ich mit Erstaunen feststellen, dass der Titel "Boom" nicht voller Scham beerdigt wurde, sondern dass man ihn erneut vorzog. Für ein weiteres Spiel. Nein, zwei Jahre reichen nicht, um solche Wunden heilen zu lassen. Was auch der Grund war, warum ich Sonic Boom: Feuer und Eis erst nach Tagen überhaupt anfasste.

Um diese Blöcke dreht sich etwas zu viel: Mit Feuer geht es durch Eis, Mit Eis wird Wasser begehbar.

Und nein, es geht jetzt nicht wie im Märchen weiter. "Das Spiel ist fantastisch, das beste Sonic evar und darüber hinaus!!"... Nein, das ist Feuer und Eis ganz sicher nicht. Aber ich war auch nicht enttäuscht. Ich musste nicht nach ein paar Minuten alles an Willenskraft aufbringen, um Weiterzuspielen. Es war... okay. Gut sogar. Manchmal. Nicht immer, aber immer wieder. Echte Versöhnung ist was anderes, die brillante Wiedergeburt der Marke sowieso. Aber ich hatte Spaß. Für ein Weilchen zumindest.

Was ihr bekommt, ist eine Menge auf den ersten Blick sehr klassisches Hüpfen und Rennen auf einer 2D-Ebene. Keine großen Überraschungen hier, mal davon abgesehen, dass sich die normale Laufgeschwindigkeit der eigenen Figur etwas zu lahm anfühlt. Dabei aber nicht wirklich präzise. Das konnte Sonic schon mal besser, selbst wenn er immer etwas mehr schwamm als andere große Hüpfer. Insgesamt wechseln sich aber Erkundung und High-Speed solide ab. Fast schon formelhaft. Sehr formelhaft, um ehrlich zu sein. Das Spiel könnte als eine Art Proto-Hüpfer durchgehen. Nicht uninspiriert per se, nur halt zu routiniert.

Auch in der Sonne gibt es massive Eisblöcke.

Das muss in der Entwicklung früh aufgefallen sein und so musste ein Gimmick her. Halt, nein, bleibt hier, es ist keines der schlimmen Sonic-Gimmicks. Von denen gab es weiß Gott genug, aber Feuer und Eis nimmt sich seinen Titel und lässt die Figuren zwischen Feuer- und Eis-Zustand wechseln. Mit Eis friert ihr augenblicklich Wasserblöcke ein und lauft auf ihnen, was euch schmerzhaften Kontakt mit Stacheln erspart. Als Feuer schmelzt ihr in Sekundenbruchteilen Eisklötze und kommt so weiter. Zuerst passiert das eher gelegentlich und in aller Ruhe, später müsst ihr damit rechnen, schon mal in eben diesen Sekundenbruchteilen zu wechseln, um nicht frontal in ein Hindernis zu donnern. Auswendiglernen war eben schon immer ein Teil des Programms.

Die Idee klingt nicht verkehrt, es ist sicher nicht das übelste Gimmick, aber ganz ehrlich und nach zig Leveln: Feuer und Eis wäre ein besseres Spiel, wenn man auf Feuer und Eis verzichtet hätte. Als Geschicklichkeitstest ist es auf dem kleinen Screen nur bedingt geeignet, ohne sinnlos zu frustrieren. Für echte Rätsel ist es in seiner Mechanik zu simpel. Am Ende achtete ich im Idealfall nicht groß drauf und musste es auch nicht, im schlimmsten Fall bremste es kurz den Spielfluss ohne Not aus. Ist ja nicht so, dass man zu lange wo hängen würde, unendlich Leben und zahlreicher Rücksetzpunkte sei Dank.

Keines der Fahrzeug-Minispiele kann wirklich überzeugen, aber stören tun sie auch nicht.

Dass das allein es noch nicht gewesen sein kann, fiel wohl ebenfalls auf, also hat jede der Figuren neben Sonic - die üblichen Tails, Amy, Knuckles - eine eigene Fertigkeit. Amy haut mit dem Hammer Säulen runter, die dann wieder nach oben fahren, Tails kann schweben und einen Laser abfeuern, Knuckles buddelt an bestimmten Stellen. Da ihr auch auf dem Touch-Pad jederzeit bequem und schnell wechseln könnt, habt ihr auch nie das Problem, dass ihr grad den falschen Helden unter dem Steuerkreuz habt. Nett als Feature also, nur leider wie auch schon Feuer und Eis: Es bleibt extrem oberflächlich. Meistens wird es sogar nur dafür genutzt, Bonus-Bereiche zugänglich zu machen und für den normalen Weg durch den Level müsst ihr nur selten wechseln.

Das ändert sich auch alles durch das Spiel hindurch nur herzlich wenig. Der Ablauf wird etwas schneller, manche Sprünge und Passagen kniffliger, aber ohne je wirklich den echten Reiz und die Befriedigung, eine wirklich inspirierte Hüpf-Passage gemeistert zu haben. Muss ja nicht eine besonders kniffelige sein, einfach nur eine, die sich im Leveldesign clever aufgebaut anfühlt. Nicht nur nach Schema F. Es gibt ein paar davon, aber sie liegen zu weit auseinander. Was nicht nötig gewesen wäre. Etwas weniger Streckung wäre sogar gut gewesen, Feuer und Eis ist ein sehr umfangreiches Spiel, dazu kommen viele Bonus-Runden und Level. Ihr werdet lange beschäftigt sein, bis ihr alles gesehen habt. Und dann werdet ihr sagen, dass das ja ganz nett war, aber als Sightseeing-Tour hat es sich sicher nicht geeignet.

Die besten Passagen sind immer noch die schnellen und die sind größtenteils auch so gut, wie sie in einem Sonic-Spiel sein müssen.

Die meisten Welten, die ein Sonic-Spiel seit den Anfangstagen besuchte, fast egal welches der Spiele es war, versuchten sich an einem besonderen Touch. Sie wollten ein unverwechselbares Markenzeichen herauszuarbeiten. Wenn es gut lief, wurden Legenden wie die Green Hill Zone daraus, wenn es fürchterlich in die Hose ging, entstand Sonic 2006. Feuer und Eis liegt exakt und durchgehend in der Mitte davon. Die Themen waren nie kompliziert und insoweit ist es dem Eis-Level, dem Lava-Level oder dem Dschungel-mit-Ruinen-Level nicht direkt anzukreiden, dass sie sind, was sie sind. Dass die Designer anscheinend nicht die geringste Idee hatten, sie nach etwas mehr aussehen zu lassen als einen zu dem generischen Level-Design passenden Entwurf, das schon. Immerhin sind keine echten Ausfälle dabei. Ihr werdet euch einfach an nichts davon erinnern. Weder im Guten noch im Schlechten.

Das gilt denke ich auch für das Spiel insgesamt. Ich hatte meinen Sonic-Spaß mit Sonic Boom: Feuer und Eis. Ich hüpfte, rannte, freute mich manchmal über die neuen Gimmicks, ärgerte mich meistens, weil ich den Eindruck hatte, dass das Spiel ohne sie besser dran gewesen wäre. Es hat mich ohne Zwang lang genug an dem Analog-Schieber des 3DS gehalten, ohne jemals zu fesseln. Es hat mich nie wirklich enttäuscht oder zur Verzweiflung getrieben, nie größere Freude ausgelöst, wenn etwas geschafft war, mich nie mit Enthusiasmus oder Furch den nächsten Stage erwarten lassen. Ich habe es einfach gespielt, ich war beschäftigt und dachte häufig an bessere Sonic-Spiele. Und schlechtere. Und daran, dass Sonic Boom: Feuer und Eis in keine dieser beiden Schubladen passt. Was für ein "Sonic" und besonders ein "Boom" keine schlechte Sache sein muss. Einfach nur einer dieser Hüpfer, die ich spielte, mich freute und sie am nächsten Tag wieder vergessen hatte. Es gibt davon heute nicht mehr so viele. Ich weiß nicht, ob ich darüber freuen sollte. Ob es schade ist. Ich denke, es ist mir einfach egal. So wie Sonic Boom: Feuer und Eis. Nun, zumindest jetzt erinnere mich noch auf eine gute Art an das Spiel. Vielleicht sollte ich das von ihm behalten.


Entwickler/Publisher: Sanzaru Games / SEGA - Erscheint für: 3DS Preis: ca. 40 Euro - Erscheint am: Erhältlich - Getestete Version: 3DS- Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: Nein

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