Sonic CD - Test
Bestes Mega-CD-Spiel. Was auch immer das wert ist.
Welche Relevanz hat Sonic CD in der Historie von Sonic? Nun, ehrlich gesagt, heute keine besondere mehr, da wenig später Sonic 3 und Sonic & Knuckles erschienen, die um den Titel "Bestes 2D-Sonic" streiten und Sonic CD mit dem fragwürdigen Label "Bestes Mega-CD-Spiel" zurückbleibt. Nun, es hat mit seinem Stage "Collision Chaos" den ersten Spin-off "Sonic Spinball" inspiriert, der eine kleine Levelidee in ein erstaunlich witziges Spiel verwandelte. Mehr, als man über die meisten sonstigen Ausflüge des Igels jenseits des ursprünglichen Genres sagen kann.
Schauen wir jedoch mal jenseits historischer Bedeutung dieses kleinen Remakes - 5 Euro / 400 Punkte = kleines Geld -, bleibt noch etwas anderes übrig: Ein sehr nettes Jump´n ´Run, das sich ebenso gut gehalten hat wie auch die anderen Sonics dieser Ära. Natürlich nur, wenn man nicht mit dem tippenden Finger auf HD-Grafik besteht. Die wird hier zwar geboten, aber nur insoweit, als das jeder Ingame-Pixel aus ganz vielen HD-Pixeln besteht.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters und die Anpassung an das Widescreen-Format, ohne links und rechts Hintergrundbildchen einzublenden, gelang ohne Verlust des ursprünglichen Charmes, der so ziemlich dem entspricht, was man allgemein mit dem Igel verbindet. Kräftige, lebendige Farben aus der Primär-Palette, die Bandbreite der 16-Bit-Generation in aller Pracht. Ein wenig düsterer arrangiert jedoch. Sollte es der Igel schon so früh, lange vor dem Wer-Igel, mit "düster" versucht haben? Jein. Der Kniff von Sonic CD sind die "Future" und "Past"-Schilder.
Jeder Stage hat neben der Gegenwart, die man in zuerst berennt, eine Vergangenheit und eine Zukunft. Berührt ein Schild, haltet danach das Tempo und wie ein lebendiger DeLorean wechselt der Igel vor oder zurück in die Zeit. Geht ihr erst nach vorn, landet ihr in einer sehr heftigen Zukunft mit vielen Gegnern und Hindernissen. Also erst in die Vergangenheit, wo irgendwo im Level eine Monster-Maschine versteckt ist. Zerstört sie, geht zurück in die Zukunft und sie wirkt gleich viel freundlicher und leichter. Schafft das mit den ersten beiden Stages eines Levels und der Bosskampf findet ebenfalls in der freundlichen Zukunft statt.
Es ist ein geschickter Twist, der dazu anspornt, sich mit den extrem umfangreichen und vielseitigen Stages auseinanderzusetzen. Und das kann dauern. Es sind einige der größten Stages aller Sonics, jeder mit seinen eigenen kleinen Tricks, Extras und Gemeinheiten, an die man sich nach und nach heranarbeitet. Was ich vermisse, wenn auch nur, weil ich heutzutage einfach weniger Zeit habe, ist die Möglichkeit, jederzeit zu speichern. Stattdessen hält der Port sich an das Original, das nach jedem Boss speicherte.
Sonst gibt es nichts auszusetzen und die Emulation geht definitiv über das verpflichtende Minimum hinaus. Die verschiedenen Länder-Soundtracks der alten Versionen sind zum Umschalten enthalten, der Widescreen wurde hier schon lobend erwähnt, aber ich tue es gern noch mal und nach dem Durchspielen wird Tails als spielbarer Charakter mit eigenen Fertigkeiten freigeschaltet. Mehr als nur solide, gerade angesichts des zahmen Preises, der sich für jeden Fan allein schon wegen des kraftvollen Soundtracks rechtfertigen lässt.
Inzwischen ist die Auswahl an XBLA/PSN-Spielen endlos groß und ich werde euch nicht das Blaue vom Himmel versprechen, wenn ihr Sonic CD kauft. Ihr bekommt ein hervorragend spielbares Jump´n´Run im Look der frühen 90er mit stellenweise fast genial und sonst sehr gut entworfenen Leveln. Viele Stunden Spaß und wenn da nicht Sonic & Knuckles wäre, würde ich sagen, dass Sonic CD die Krönung der alten Igel-Historie war. Nun, dann spielt halt zuerst das und kommt danach zu Sonic CD zurück: für weit mehr als nur anständig gealterten Jump´n´Run-Spaß.