Sonic Chronicles: Die Dunkle Bruderschaft
Gelungener Einstand
Ein weiteres zentrales Spielelement stellen die so genannten Chaos dar. Diese kleinen, niedlichen Kreaturen schlüpfen aus Eiern, die man im Spielverlauf in praktisch jedem Level vorfindet. Man trifft sie in „Gewöhnlicher“, „Seltener“ und „Einzigartiger“ Ausführung an. Gewöhnliche Chaos verfügen vornehmlich über normale Fähigkeiten, schützen den Charakter etwa mit einem Schild oder erhöhen leicht den Angriffswert. Fess hingegen zählt zu den seltenen Chaos und steigert die Chancen, dass seltene oder einzigartige Wesen aus den Eiern gekrochen kommen. Ebenfalls nicht zu verachten ist Ferox, ein einzigartiger Chao, der bewirkt, dass der ihm zugeteilte Charakter jedwede verwendete Poweraktion automatisch erfolgreich abschließt. Und dann gibt es da noch Spartoi. Mit ein wenig Glück sorgt er bei einem Standardangriff für einen sofortigen K.O. des jeweiligen Widersachers. Sehr nützlich!
Einige der Chaos lagern an gut versteckten Stellen, für die man die speziellen Fähigkeiten der Charaktere einsetzen muss. Und sie erzeugen vor allem einen Sammlertrieb, der an anderer Stelle fehlt. Man freut sich sichtlich über jede seltene und einzigartige Kreatur. Im selben Atemzug ist natürlich die Enttäuschung groß, wenn es „nur“ ein gewöhnlicher Chao ist. Sie sind im Grunde ein Ersatz für das mangelnde Arsenal an Kleidung und Gegenständen. Allen Figuren stehen lediglich drei Slots zur Verfügung – für Füße, Hände und ein anderes Objekt, etwa ein Kleid oder ein Ring mit Einfluss auf Angriff, Verteidigung, Geschwindigkeit sowie andere Attribute.
Dummerweise mangelt es dabei dem Menü ein wenig an Übersicht. Sollte man neue Gegenstände oder Chaos zuteilen wollen, fehlt eine direkte Vergleichsmöglichkeiten mit den aktuell angelegten Gegenständen. Dementsprechend muss man umständlich scrollen und sich die Werte merken. Des Weiteren glänzen simple Sortierfunktionen mit Abwesenheit. Warum ist es unmöglich, die Chaos nach Kategorien anzuordnen? Wieso werden die Zuteilungen für die einzelnen Figuren im Ausrüstungsbildschirm quer durcheinander angezeigt, wodurch es schwer fällt, den Überblick zu behalten? Es hätte mit ein wenig mehr Arbeit und einem simplen Button so viel einfacher sein können.
Optisch überzeugt Sonic Chronicles vor allem durch seine liebevoll gestaltete 2D-Map, auf der sich die 3D-Charaktere tummeln. In den Gefechten selbst geht es wiederum vollständig in kleinen 3D-Arealen zur Sache. Während hierbei speziell die Hintergründe meist ein wenig verpixelt rüberkommen, lässt sich über die Hauptprotagonisten nur wenig meckern. Für mehr fehlt dem DS einfach die Grafikpower. Zur Inszenierung der Story nutzt BioWare hauptsächlich unbewegliche Bilder, mehrere aufpoppende und wieder verschwindende Fenster und natürlich die obligatorischen Sprechblasen im Stile eines Comics. Davon hätten es auch gerne noch etwas mehr sein dürfen. Kleines Schmankerl für Sammelfreudige: Mittels der WiFi-Funktion darf man eifrig Chaos tauschen. Auch online.
Sonic Chronicles hat zweifelsohne seine Macken, die vor allem den Komfort ein wenig erschweren. Aufgrund der geringen Zahl an Items ist das in der Hinsicht noch verschmerzbar, die Speicherfunktion hätte man hingegen besser lösen können. Nichtsdestotrotz kann sich BioWares Handheld-Debüt sehen lassen und hat mich von Beginn an an die beiden Bildschirme des DS gefesselt. Sonic Chronicles ist einfach unkompliziert und macht Spaß. Ein echtes Hardcore-Rollenspiel dürft Ihr Euch allerdings eher weniger erhoffen, denn bei der Entwicklung hatte man vermutlich auch Einsteiger, Nicht-Rollenspieler, ein jüngeres Publikum und Sonic-Fans im Hinterkopf.
Auf Sonic Chronicles lässt sich dessen ungeachtet sehr gut aufbauen. Es bildet eine solide Basis für die Handheld-Abteilung des Entwicklers, die von dem Feedback der Käufer sicherlich bei zukünftigen Projekten profitieren wird. Ich bin sehr gespannt, was man uns als nächsten DS-Titel aus dem Hause der Macher von Mass Effect und Co. präsentiert.
Sonic Chronicles: Die Dunkle Bruderschaft ist ab dem 26. September erhältlich.