Sonic Rush Adventure
Mit Vollgas nach oben
Ich muss schon sagen: Sonic ist wirklich eine coole Sau. Er ist schneller als die U.S.S. Enterprise bei Warp 9, kann weiter springen als Mario mit seinem billigen Cape, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und sieht dabei auch noch verdammt gut aus. Was will man mehr von einem Videospielhelden, der nun mittlerweile fast 20 Jahre auf dem Buckel und sämtliche Höhen und Tiefen der virtuellen Protagonisten-Karriere hinter sich hat?
Die Frage ist zugleich die Antwort: Eben mehr. Und weil die Jungs von SEGA ebenfalls richtig coole Säue sind, werden wir nicht mit einer vermeintlichen Sonic the Hedgehog-3D-Fortsetzung gefoltert, sondern dürfen mit Sonic Rush Adventure – dem direkten Sequel des 2005 erschienenen Sonic Rush – in Nostalgie schwelgen.
Um es kurz zu machen: Sonic Rush Adventure ist ein traditionelles 2D-Jump & Run, das sich im Großen und Ganzen an den Mega Drive-Originalen orientiert. Wenn man die Entwicklung der Sonic-Spiele in den letzten Monaten/Jahren genauer verfolgt hat, bleibt nur zu sagen: Gott sei Dank. Also fix das Modul in den DS-Schlitz gequetscht, kurzerhand einen Ventilator aufgestellt, um den Gegenwind zu simulieren, und schon kann es losgehen.
Gleich nach den ersten Minuten auf der Piste passiert es: Der Sonic-typische Geschwindigkeitsrausch entfaltet sich, und man will nur noch „Schneller, Sonic, SCHNELLER!“ schreien. Für irgendwelche Reaktionen bleibt eigentlich keine Zeit, denn das menschliche Auge ist kaum in der Lage, dieses brachiale Sidescrolling zu verarbeiten. Es gibt kein oben, kein unten, kein links und kein rechts – es gibt nur eine Richtung und die heißt geradeaus.
Die bildhübschen, dynamischen Hintergründe und die überaus netten 3D-Spielereien ziehen fast ungeachtet am Spieler vorbei. Das soll aber nicht bedeuten, dass Sonic Rush Adventure wegen seines extremen Spieltempos zu wenig Substanz bietet – im Gegenteil. Hat man erst einmal einen Fuß auf den Boden der mit Loopings und Trampolinen gespickten Levels gesetzt, will man ihn so schnell nicht wieder anheben.
Bis dies allerdings geschieht, müsst Ihr Euch durch eine für ein Sonic-Spiel im Grunde überflüssige Kinderstory klicken und ein paar belanglose, aber durchaus witzige Minispiele absolvieren. Dieser Part schwellt parallel zum Spielfortschritt an, sodass man im Endeffekt nur noch die Hälfte der Zeit damit verbringt, seine Schuhsohlen in den Jump & Run-Levels durchzulatschen. Das kann man als Minuspunkt ansehen, aufgrund der erhabenen Qualität der Minispiele muss man es aber nicht.
Alles in allem hinterlässt Sonic Rush Adventure beim Spielen einen überwiegend positiven Gesamteindruck. Durch die Beibehaltung der klassischen Spielmechanik vermittelt SEGA das Nostalgie-Feeling der alten Teile optimal und sorgt darüber hinaus mit der superben Inszenierung für Staunen. Insbesondere die musikalische Untermalung will ich an dieser Stelle erwähnen.
Die unglaublich chilligen Karibik-Melodien sind perfekt auf die Spielthematik abgestimmt und gehen mir vor allem durch ihre Hochwertigkeit nur schwer aus dem Kopf. Schade, dass die Unterschiede zum ersten Teil etwas mager ausfallen und der anspruchsvolle Spieler durch die Story ein wenig gelangweilt wird. Das ändert aber nichts am Spaß- und Suchtfaktor, den des blaue Igelchen mit sich bringt. Und endlich kann man sagen: Wo Sonic drauf steht, ist seit langer Zeit endlich auch mal wieder Sonic drin.
Sonic beweist: Speedy Gonzales ist Schnee von gestern. Das zweite DS-Abenteuer des rennwütigen Geschwindigkeitssüchtlings ist schlicht und einfach ein Heidenspaß, an dem insbesondere die Kenner und Fans der damaligen Sonic-Werke ihre Freude haben werden. Angesichts der Tatsache, dass die Unterschiede zum ersten DS-Abenteuer aber etwas zu marginal ausfallen, reicht es nicht ganz für den Sprung auf das Siegertreppchen. Aber das wird bestimmt wieder, der Anfang ist gemacht.
Sonic wartet bereits ungeduldig auf den Startschuss am 14. September.