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Sonic Superstars Test - Wenigstens reicht es diesmal für ganz okay. War schon mal schlimmer

Amy zeigt den Jungs mal, was ein Doppelsprung ist.

Auch Sonic zieht dieses Jahr im 2D-Look um die Häuser, aber an der eigentlich so guten Koop-Solo-Kombi-Idee muss man noch etwas feilen. Gut, dass Amy die Sache zumindest teilweise im Doppelsprung retten kann.

Ein Spiel auszubalancieren, das sowohl Koop wie auch solo Spaß machen soll, das ist eine Kunst. Noch dazu, wenn jeder Charakter seine eigenen Stärken und Schwächen hat. Selten wurde das deutlicher als in Sonic Superstars.

Da ich initial keinen Spielpartner an meiner Seite hatte, wählte ich halt Sonic aus und legte los. Es beginnt nett genug, der Igel fühlt sich in den grünen Hügeln zu Hause. Immer noch links halten und Gas geben funktioniert, da die Level gewaltige Ausmaße annehmen und es immer einen Weg zu geben scheint. Ich würde gerne ein zusammengesetztes Bild eines vollständigen Superstar-Levels sehen. Ich glaube, das ist dann das 2D-Level-Äquivalent des Story-Baums für Cyberpunk. Spieler, die zwanghaft alles in einem Level sammeln müssen, und wenn es nur sinnlose Ringe sind, werden hier schlicht wahnsinnig.

Amy Superstars? Ich nehme es, wenn ich dann den Doppelsprung habe. (Sonic Superstars Test)

Die Größe hat aber einen Sinn, den man nie verstehen würde, wenn man nur mit Sonic spielt und die anderen Charaktere außen vor lässt. Knuckles kann klettern, Tails fliegen - etwas zumindest - und Sonic hat seinen Dash. Alle kommen an andere Stellen, alle Fertigkeiten eröffnen andere Wege. Aber sie führen alle zu den gleichen Bosskämpfen. Jeder Level hat mehrere Abschnitte, jeweils mit einem eigenen Boss und hier zeigt sich, dass es eigentlich nur einen Charakter gibt, der sich lohnt solo gespielt zu werden: Amy. Es gibt keinen Grund, dass dieses Spiel nicht Amy Superstar heißt, denn sie hat den Doppelsprung.

Mit Amy machte es dann auch gleich deutlich mehr Spaß. Sicher, alle Wege konnte sie auch nicht erkunden, aber damit war ich völlig fein, die anderen Charaktere sollten ja auch was zu tun haben. Wenn ich nur besser wüsste, welche das wären. Schilder mit Hinweisen, vielleicht den Charakterköpfen drauf, innerhalb der Level wären nett gewesen. Oder ein Hinweis zum Start eines Stages, welchen Charakter man solo nehmen sollte. Oder überhaupt die Möglichkeit vor jedem Stage einen Charakter auszuwählen. Irgendwas davon. Wenn ich als normaler Zocker dieses Spiel in sechs Monaten im Sonderangebot gekauft hätte, nach drei Stages mit Sonic auf einen unfairen Boss treffe und verzweifle, dann mache ich das Game aus und komme nicht wieder. Das hier ist nicht 1993, ich verbringe nicht mehr zwei Tage damit ein schlecht designtes Hüpf-Game zu analysieren.

Mit Sonic ein ganz normaler Bosskampf. Mit Amy fühlt es sich an wie mit Cheats zu spielen. Armer Robotnik. (Sonic Superstars Test)

Umso ärgerlicher, da Sonic Superstars ja eigentlich nicht mal schlecht designed ist. Nur haben eben die Entwickler nicht beachtet, dass nicht jeder wie sie die komplexen Maps im Kopf haben und wissen, was wo zu passieren hat. Wenn das der Fall wäre, würde jeder sehen können, was für kleine Kunstwerke hier erschaffen wurden und die der Erkundung wert sind. Nicht zuletzt, weil sie so gut aussehen. Von fröhlichen grünen Hügeln zu Tech-Welten springen einen die Farben und Details an, die Animationen sind herzallerliebst. Das, was Sonic Frontiers gerade späteren Welten an visueller Lebensfreude fehlte, ist hier im Übermaß vorhanden.

Aber dann wird man wieder in die harte Realität des friss-oder-stirb-Designs zurückkatapultiert. In jeder Welt versteckt sich wie gehabt ein Chaos-Diamant. Diese schalten aber nicht nur Bonus-Stages frei, sondern jeder davon bringt auch eine Fertigkeit mit. Diese sind mal innerhalb der Level interessant, wenn sich eure Figur durch Hindernis katapultieren kann, mal aber vor allem bei den Bossen mitunter ein echter Cheese. So zum Beispiel, wenn hunderte von Sonics von allen Richtungen über dem Screen huschen und wie eine blaue Smartbombe in Turnschuhen den Boss auch in der letzten Ecke noch kriegen.

Die Level sind schlicht gewaltig groß und man hat nie den Eindruck, dass man auf dem idelaen Weg unterwegs ist. (Sonic Superstars Test)

Wenn man die Fertigkeit denn hat. Wahrscheinlich lassen sich die Diamanten und damit die Fertigkeiten in jedem Stage mit jeder Figur finden, aber Geld würde ich auf solche Fairness hier nicht setzen. Es ist zumindest weit einfacher, einen partout zu verpassen, weil ihr eben mit dem falschen Superstar unterwegs seid. Dumm, wenn ihr dann in einem späteren Durchgang merkt, dass der Boss, den ihr mit viel Fluchen und weitgehend ohne Spaß ab einem gewissen Punk niedergerungen habt, mit einer der Fertigkeiten praktisch für umsonst zu haben ist. Wenn man denn mit endlich der richtigen Figur die richtige Fertigkeit in einem der vorigen Level, die man bequem mit einer anderen Figur beendete, gefunden hat. Ich hatte selten in einem Spiel ständig das Gefühl, dass das alles gerade viel zu einfach ist, dass ich was Wichtiges verpasse und ich das gleich schwer bereuen werde.

Aber Koop ist doch alles super, oder? Nun, jein. Erst mal geht es immer noch, dass zwei oder mehr Spieler die „falsche“ Figur für einen Stage wählen, aber es wird unwahrscheinlicher und mit dem vierten Spieler dann unmöglich. Der Haken? Koop ist ausschließlich lokal. Im Jahr 2023. Nur versammelt vor einem Bildschirm. Ich begrüße die Bestrebungen, mehr Menschen zusammenzubringen, aber was spricht dagegen mit zufälligen Menschen oder auch mit Verabredungen eine Runde Sonic online zu zocken? Zumindest die Option zu haben? Aber ja, wenn ihr mit hier immerhin drei Leuten dann endlich mal vor einem Screen sitzt, dann ist der Koop klasse. Nicht Klempner-Klasse, aber hey, gut genug für einen Igel.

Einfach die Minispiele nächstes Mal streichen und den echten Spiel den Online-Koop spendieren, den es verdient. (Sonic Superstars Test)

Es gibt Online-Play, aber nur im weitestgehend überflüssigen Battle-Mode. Der macht mit anderen Spielern leidlich Spaß – Sterne um die Wette sammeln, Last-Man-Standing auf einem einzelnen, chaotischen Screen, solche Sachen eben. Habe schon schlimmer meine Zeit vergeudet. Aber kommt nur nicht auf die Idee, allein zu spielen oder zu üben. Nicht nur, dass ihr, wenn ihr mal als Erster sterbt, der KI bis zum Ende zuschauen dürft. Ihr müsst auch mitansehen, wie sie sich völlig frei jeder Intelligenz in den Abgrund stürzt, ihr müsst auch warten, bis die Bots damit fertig sind. Keines der Minigames war sonderlich erfreulich, und ich sehe mich nicht irgendwann in diesem Leben zu diesem Menüpunkt zurückkehren.

Wie so oft ist alles da, was es für ein gutes Sonic-Spiel gebraucht hätte. Wenigstens ist es diesmal genug für ein ganz okayes. (Sonic Superstars Test)

Sonic Superstars ist mal wieder ein Fall von was hätte sein können. Die Spielbarkeit ist prinzipiell da, vor allem Amys Doppelsprung ist ein Segen. Die Level sind prinzipiell toll designend und sehen fantastisch aus. Die Spezialfertigkeiten sind prinzipiell eine echte Bereicherung. Die übergreifende Koop-Ausrichtung ist prinzipiell nicht weiter verwerflich. Sonic Superstars könnte seinen direkten und retro-verliebten Vorgänger Sonic Mania definitiv überbieten, alle Elemente sind da. Prinzipiell. Und doch passt am Ende nichts so richtig perfekt zusammen.

Die Balance der Level passt zwar ganz gut zum Koop-Spiel, aber dass dieser heutzutage nur lokal funktioniert, ist freundlich gesagt nicht mehr zeitgemäß. Als Solo-Spiel sollte Superstars weit mehr Hinweise in den Stages bieten, welcher Charakter an welcher Stelle gefragt ist oder überhaupt in der Lage ist in einem fairen Kampf den Boss zu legen. Amy ist mit ihrem Doppelsprung am Ende der einzige Charakter, den ich 90 Prozent der Zeit freiwillig spiele, aber selbst dann fühlt es sich nie so an als würde ich den vollen Spielspaß geboten bekommen. Andere Spiele lösen das, indem man Charaktere on the fly wechselt, und ich sehe nicht, was hier dagegen sprechen würde. Nur so als Gedanke, um das Spiel auf Spur zu bringen und die durchaus vorhandenen Qualitäten von Superstars scheinen zu lassen. So wie es jetzt ist: Natürlich habe ich schlimmere Sonics gespielt, nicht so schwer bei der Serie. Aber bei Frontiers zuletzt hatte ich deutlich mehr Freude.

Sonic Superstars
PROCONTRA
  • Amy hat einen Doppelsprung
  • Die Welten sehen hinreißend farbenfroh aus
  • Viele kleine spieleriesche Hüpf-Details halten die Level frisch.
  • Vier-Spieler-Koop ist lokal klasse
  • Nur Amy hat einen Doppelsprung
  • Im Solo-Modus kann man nicht den Charakter wechseln und die Level sind nie ideal für einen Charakter allein
  • Kein Online-Koop
  • Die Bonus-Minispiele funktionieren online, aber taugen leider nicht viel

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