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Sonic und der schwarze Ritter

Sir Wackellot

Aber ganz egal, ob Ihr am Ende eine bestimmte Zahl Ringe verteilen, Feinde umhauen oder einfach nur ankommen sollt, am Ende läuft alles auf das entnervende Gewackel zum Schlagen hinaus, das Euch immer wieder aus dem Tritt bringt und das durchaus häufig aufkeimende Gefühl von Speed und Kontrolle versagen lässt. Dazu gesellt sich in den schon haptisch weitestgehend unkoordinierten Fights die optische Ahnungslosigkeit. Drei Monster hinter Sonic, drei Ritter vor ihm und schon wedelt Ihr mit der Mote um Euer Leben - in der vagen Hoffnung, dem Pulk zu entkommen. Meist funktioniert das auch, mit Kontrolle und Koordination hat das aber ungefähr so viel zu tun wie dieses Spiel mit der Artus-Sage.

Hier nahm sich Team Sonic ein paar dichterische Freiheiten heraus. Sonic wird von der Zauberin Merlina – nur einer von vielen historisch wertvollen Momenten, in denen die Lippen des Redakteurs tonlos die Buchstaben w, t und f formen – in das Mittelalter entführt, damit er den böse gewordenen Artus bändigt. In den Rollen der Ritter des Königs schlüpfen die üblichen Verdächtigen wie zum Beispiel Knuckels, die Ihr dann in den durchschaubarsten Bosskämpfen seit Ewigkeiten abserviert, um sie dann in der zweiten Hälfte des Spiels nach dem ersten Abspann und dem großen Plottwist auf Wunsch steuern zu dürfen.

Die taktische Note der neuen Figuren hält sich zwar in Grenzen – der eine ist etwas schneller, der andere haut besser zu –, nichtsdestotrotz werdet Ihr die zweite Spielhälfte willkommen heißen. Die erste bietet nämlich praktisch keine nennenswerten Herausforderungen. Und Königreich nebst Artus persönlich lagen nach nicht einmal drei Stunden zu Testers Füßen.

Sonic und der schwarze Ritter - Gameplay

Anschließend geht es mit den Herausforderungen im zweiten Teil des Spiels steil bergauf, was aber leider auch die Mängel im Kampfsystem und der Präzision der Bewegung noch deutlicher werden lässt. Frust und Challenge oder Entspannung und Drögheit. „Choose your poison" würde der Brite sagen, das klingt netter als Pest oder Cholera und ist auch ein wenig so gemeint.

Der Spaß bleibt trotz allem nie ganz auf der Strecke, was nicht zuletzt an der Präsentation liegt, die die Wii weitestgehend an ihre Grenzen treibt. Mein persönlicher Favorit war ein Level, in dem sich alles auf einem hunderte von Meter großen, von Titanen gezogenen Schlachtwagen abspielt. Hier wird elegant ein Gefühl von Größe und Epik vermittelt. Und alles in leuchtenden SEGA-Farben, durchdesignt in jedem Polygon und flüssig bis in die letzte Framerate. Andere Stages stehen dem allerdings teilweise in nichts nach. Ob Ihr nun durch Camelot oder den Wald der Lady of the Lake heizt: Für das Auge hält Sonic und der schwarze Ritter immer etwas bereit.

So viel, dass Ihr so mache Stage aller Macken zum Trotz gerne mehrfach bestreiten werdet. Als zusätzlicher Motivationsschub für Sammler kann das nicht schaden. Auch wenn bewiesen werden konnte, dass das Spiel komplett durchspielbar ist, ohne auch nur die freischaltbaren Items und Moves zur Kenntnis zu nehmen, wird es mit ihnen doch einfacher. Leider macht das Freischalten an keiner Stelle irgendeinen Sinn. Neue Fähigkeiten erhaltet Ihr unter anderem durch das Sammeln von Anhängern im Königreich.

Der Riese verheißt Schmerzen. Im Handgelenk.

Pro Stage werden davon zwischen 2 und 600 vergeben, ein perfekter Run bringt Euch etwa 60 – 80. Um die volle Zahl zu erreichen, ist nicht nur die Qualität Eures Spiels entscheidend, sondern auch wie geduldig Ihr das wiederholt. Das war noch nie ein tragfähiges Konzept. Mit den zufällig verteilten Items sieht es nicht besser aus. Am Ende ist es wohl besser, dass niemand diesen Kram braucht, um den Spaß zu finden, der in Sonic und der schwarze Ritter steckt.

Nicht dass dies übertrieben viel Spaß wäre. Die wundervolle Optik und ein paar wirklich rasante Hüpf- und Rennpassagen reißen nicht das an sich schon eher bescheidene Kampfsystem heraus, das durch das nervtötende Mote-Gewackel bis der Arzt kommt – in Anbetracht der Existenz von Handgelenksentzündungen nur halb im Scherz gesagt – in keiner Weise aufgewertet wird. Ganz im Gegenteil. Durch dieses zwanghafte Einsetzen irgendeiner Wii-Bewegungsfunktion, völlig frei von Bezug und Sinn, ruiniert sich das Spiel einen guten Teil seines eigentlich stattlichen Potentials. Es gibt Abschnitte, in denen Sonic zeigt, dass er es noch kann. Nur sind es zu wenige, um die Mühen, die Euch Sonic und der schwarze Ritter bereitet, zu rechtfertigen.

Sonic und der schwarze Ritter ist ab sofort für die Wii erhältlich.

5 / 10

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