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Soul Calibur 5 - Test

Wo ist die Seele hin?

Eines vorweg: Soul Calibur 5 ist ein absolut hervorragendes Kampfspiel, das mit fulminanter Grafik, butterweichen Animationen und komplexem Spielsystem überzeugt. Die Hintergründe sind bis auf wenige Ausnahmen echte Augenweiden und die Balance ist besser als bei vielen Vorgängern. Obwohl die Soul-Reihe mit Teil 4 beendet schien, punktet Namco Bandai hier mit einem überzeugenden Sequel. Doch endgültig begeistert bin ich nicht...

Für mich waren es immer die Kleinigkeiten, die Soul Calibur auszeichneten. Die Waffen-Präsentationen, die Galerie, die Modell-Betrachter. Die Kleinigkeiten, die zeigten, wie viel Liebe zum Detail in die Soul-Reihe fließt. Leider spart Soul Calibur 5 hier am stärksten. Keine der oben genannten Optionen fand ihren Weg in Soul Calibur 5. Und nicht nur das, auch etliche vertraute Gesichter glänzen durch Abwesenheit. Taki, Xianghua, Zasalamel, Sophitia, Setsuka, Amy, Seong Mi-Na, Yunsung.... Sie alle haben es nicht geschafft, und während Leixia und Natsu einen gleichwertigen Ersatz zu Xianghua und Taki darstellen, gibt es für Fans von Talims Klingen-Tonfas wenig zu lachen.

Das sind Plotlöcher, die in einer Reihe, die so großen Wert auf Kontinuität legt, weitaus gravierender als bei SEGAs Virtua Fighter sind. Anstatt die Geschichte von Talim und ihren in Teil 4 angedeuteten Fall zur "dunklen Seite" weiterzuerzählen, spulen die Entwickler die Geschichte im Soul-Universum einfach 17 Jahre nach vorne und erzählen nun von Sophitias Kindern Patroklos und Pyrrha.

Warum, das weiß ich auch nicht. Hauptfigur Patroklos ist ein selbstgerechter Unsympath und seine Schwester Pyrrha ein dümmlich-naives Schaf. Und für diese beiden Pfeifen soll ich mich nun interessieren? Da ist die Truppe um Natsu, Leixia, Xiba und Maxi, die ihr im Story-Modus mal kurz trefft, schon weit interessanter und sympathischer. Überhaupt, hätte man den Story-Modus noch dröger präsentieren können?

Der haarsträubende Plot, der nur davon lebt, dass Patroklos und Pyrrha immer die denkbar schlechtesten Entscheidungen treffen, wird in simplen Sepia-farbenen Bildern und nur wenigen animierten Sequenzen erzählt. Entscheidungsfreiheit gibt's nicht und ihr atmet erleichtert auf, wenn ihr nach etwas mehr als zwei Stunden den finalen Endgegner mit der Billig-Taktik "Abstand halten - Ausweichen - Werfen" auf die Bretter geschickt habt.

Dummerweise könnt ihr den Story-Modus nicht vermeiden, spielt ihr hier doch gleich drei Bonuskämpfer frei. Und für diese Gähn-Nummer hat Namco Bandai noch die Hilfe von CyberConnect2 in Anspruch genommen? Stümperte da eine Truppe von Praktikanten unter der Leitung des Hausmeisters diese inhaltliche Nichtigkeit zusammen, während die guten Leute an Asura's Wrath werkelten? Vergleicht man das hier Gebotene einmal mit Konkurrenz-Prüglern wie dem letzten Mortal Kombat, dann wirkt das schon arg ärmlich...

Aber genug davon. Während Patroklos und Pyrrha nerven, machen andere Neuzugänge einen besseren Eindruck. Natsu tritt das Erbe von Taki an und gibt sich ebenso elegant wie schnell, den fehlenden XXL-Vorbau ihrer Vorgängerin kompensiert sie durch eine liebevoll modellierte Kehrseite. Stabkämpfer Xiba springt derweil für Kilik in die Bresche. Mit wildem Haar und Tigerfell-Schwanz erinnert er an Affenkönig Sun Wukong und ist auch rein spielerisch einfach herrlich.

Soul Calibur 5 - Dampierre-Trailer

Sogar der obligatorische Gast-Charakter fügt sich dieses Mal wunderbar ins Gesamtbild ein. Anstatt Trash-Comic-Ikone Spawn oder deplatziert wirkender Star-Wars-Importe lädt Namco Bandai dieses Mal den Assassinen Ezio Auditore da Firenze zum lustigen Schwerter-Ringelrein. Ezio spielt sich ganz hervorragend und setzt mit Armbrust, Kurzschwert und Assassinen-Klinge interessante Akzente. Probiert ihn unbedingt mal aus. Schaut auch in den Charakter-Editor rein: Der ist dieses Mal besonders gut gelungen.

Das ausgedünnte Kämpferfeld gibt manchem Alt-Fan schwer zu schlucken, der Story-Modus ist ein schlechter Witz und der generelle Mangel an Optionen und Spielvarianten lässt spontan auf einen Schnellschuss schließen - wären da nicht die todschicke Grafik und die blitzsaubere Spielbarkeit. Die Figuren sind grandios animiert, detailreich modelliert und steuern sich butterweich. Das ist es ja letzten Endes, was zählt.

Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass da etwas fehlt. Vielleicht will Namco Bandai demnächst mit Download-Content zur Kasse bitten? Auf jeden Fall bleibt trotz aller audiovisueller und spielerischer Klasse das Gefühl hängen, dass mehr drin gewesen wäre.

Soul Calibur V erscheint am 3. Februar für PlayStation 3 und Xbox 360.

8 / 10

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