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Soul Calibur: Broken Destiny

Schwertkampf (fast) ohne Kompromisse

Soul Calibur 4 ist ein echtes High-End-Monstrum. Fantastisch detaillierte Kämpfer, üppige Hintergründe, butterweiche, elegante Animationen und effektgeladene Attacken stellen von vornherein klar: Wer Soul Calibur 4 spielen will, der kommt um aktuelle HD-Hardware nicht herum. Bis vor kurzem hätte ich das dann auch so unterschrieben. Aber das war, bevor ich Soul Calibur: Broken Destiny für die PSP gespielt habe. Denn das steht dem großen Vorbild in kaum etwas nach.

Man kann nur Mutmaßungen anstellen... wie haben die fleißigen Japaner diesen üppigen Epos nur auf die kleine PSP bekommen? Wie vor ein paar Jahren schon mit Tekken 5: Dark Resurrection reizen die Namco-Bandai-Entwickler die nicht mehr ganz so taufrische PSP hier bis zum Letzten aus und bringen die HD-Prügelei mit nur kleinen Abstrichen und Kompromissen auf den kleinen Handheld-Bildschirm. Aber genau wie Tekken ist auch Soul Calibur auf der PSP keine simple Umsetzung, sondern ein ordentlich erweitertes und verändertes Fast-Sequel.

Zunächst fällt auf: Die Star-Wars-Figuren der großen Versionen mussten das Lichtschwert wieder einpacken und nach Hause gehen, weder Yoda noch Darth Vader noch der Schüler aus The Force Unleashed kreuzen hier die Klingen mit Mitsurugi, Xianghua, Nightmare und den anderen Helden und Schurken. Aber die drei Kämpfer aus einer weit, weit entfernten Galaxis wurden nicht ersatzlos gestrichen, zwei neue Figuren füllen die freien Plätze souverän.

Karl Ranseier ist nicht tot: Mit seinem schicken Bart hat Dampierre unfreiwillig seine wahre Identität verraten.

Da wäre zum einen der Dieb Dampierre, der es sich zum Ziel gesetzt hat, es mit dem gefürchteten Nightmare aufzunehmen. Dampierre wirkt mit seinen gestreiften Hosen, dem gezwirbelten Bart und seinem Zylinder zunächst nicht allzu bedrohlich. Mit zwei ausfahrbaren Klingen an den Unterarmen ist er jedoch ein exzellenter Nahkämpfer und kann seinen Gegner mit seinen unorthodoxen Manövern ordentlich verwirren. Viele Spezialangriffe führen dazu, dass Dampierre das Gleichgewicht verliert und sich der Länge nach hinlegt, aber auch diese scheinbar unterlegen Positionen kann das ausgemachte Schlitzohr zu überraschend agilen Angriffen nutzen.

Das exakte Gegenstück zu Spaßvogel Dampierre stellt der grimmige Kratos dar. Ja, genau der Kratos aus Sony brachialen God-of-War-Spielen hat es als Gastkämpfer in die jüngste Soul-Calibur-Episode geschafft. Verbissen wie eh und je, ist Kratos mit seinen Klingen der Athena, zwei mächtigen Schwertern, die mit Ketten an seinen Armen befestigt sind, ein gemeingefährlicher Distanzkämpfer. Ein gut gespielter Kratos kann seinen Gegner mit gezielten Manövern stets auf Abstand halten und ihn dank großer Reichweite und Icarus-Flügeln mit vernichtenden Luft-Kombos zur Weißglut treiben.

Natürlich wurde auch der Rest der insgesamt 28 Figuren leicht überarbeitet, um für bessere Balance zu sorgen. So könnt ihr mit der feschen Hildegard von Krone nicht mehr ganz so einfache Ring-Outs erzielen und auch das Kombo-Timing fühlt sich bei manchen Figuren eine Spur genauer und exakter an, im Großen und Ganzen entspricht die Spielbarkeit aber Teil 4.

In Sachen Eleganz macht kein anderes Beat´em Up Soul Calibur so schnell etwas vor.

Auch eine kleine, aber hochinteressante spielerische Neuerung wurde hinzugefügt: Wie in Soul Calibur 4 können geschickte Kämpfer Stück für Stück die Rüstung des Gegners zerstören, um ihm schließlich in einem Critical Finish mit einem einzigen Schlag den Rest zu geben. Dagegen kann man sich jetzt wehren. Per Active Purge entscheidet ihr euch selbst dafür, die verbleibenden Rüstungsteile abzustoßen. Das bedeutet zwar, dass ihr von gegnerischen Attacken größeren Schaden erleidet, gleichzeitig verhindert es aber, dass der Gegner seinen Critical Finish anbringt.

Eine tolle Sache, könnt ihr doch nun selbst entscheiden, ob ihr lieber auf Nummer sicher geht und dafür etwas Verteidigung opfert, oder ob ihr volles Risiko spielen wollt. Natürlich ist für angehende Modedesigner auch wieder der exzellente Kämpfer-Editor mit von der Partie – eure Lieblingskämpfer könnt ihr da zwar nur noch umfärben, aber nicht mehr neu ausstaffieren, dafür dürft ihr aber wieder von Grund auf neue Recken erschaffen, die nötigen Ausrüstungsgegenstände und die erforderliche Kleidung spielt ihr nach und nach frei. Im Gegensatz zum HD-Vorbild wirkt sich aber die Ausrüstung nicht auf die Perfomance der Kämpfer aus, sie ist hier lediglich schmückendes Beiwerk.

Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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