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Soulcalibur IV

Schwarzer Fleck auf weißer Weste

Auch der zweite Single-Player-Modus besitzt zumindest auf dem Papier viel Potential. Doch so wie bei der Geschichte die Spielzeit pro Charakter lächerlich kurz ausfällt, so wirkt der kämpferische Aufstieg im Schicksalsturm zu generisch. Gab es beim Edge Master-Modus wie auch bei seinen Nachfolgern spezielle Arenen, die zum Beispiel vergiftet waren, mit Wind die Kämpfer in Richtung Abgrund trieben oder die Defensivfähigkeiten herabsetzten, schlägt man sich von Stufe zu Stufe einfach nur durch immer mächtigere Feinde, die auch noch extrem anfällig für Würfe sind. Allein die freispielbaren Ausrüstungsteile halten längerfristig bei der Stange. Namco hat hier viel Potential verschenkt.

Doch Soul Calibur ist natürlich wie jedes Prügelspiel in erster Linie eine Mehrspieler-Erfahrung. Und hier kann die neuste Variante voll überzeugen, auch wenn das Balancing nicht die Klasse eines Virtua Fighter erreicht. Gerade schnelle und dazu noch starke Waffenartisten wie Mitsurugi und Raphael sorgen mit ihren extrem flinken und vernichtenden Attacken für so einige Frustmomente beim Gegner.

Gegen einen erfahrenen Kämpfer ziehen langsame Zeitgenossen wie Astaroth oder Rock eigentlich immer den Kürzeren. Auch der Secret Apperentice aus Star Wars: Forces Unleashed hebt das filigrane Gleichgewicht immer wieder aus Angeln. Der dunkle Jedi lässt selbst seine Star Wars-Kollegen Yoda und Darth Vader alt aussehen, die es sich auf der Xbox 360 bzw. der PS3 bequem gemacht haben.

Soulcalibur IV Features-Trailer

Dem Multiplayer-Spielspaß tun diese kleinen Mängel aber keinen Abbruch. Das Kampfsystem bietet für Anfänger und Profis gleichermaßen Verbesserungspotential und überzeugt durch seine vielfältigen Taktiken. Button-Mashing führt zwar gegen einen Anfänger zum Sieg, doch echte Könner sorgen für einen Kombo-Regen, der die Haudrauf-Fraktion innerhalb kürzester Zeit zu Boden schickt. Außerdem sorgt ein spezieller Online-Modus, bei dem eine andere Ausrüstung und eigene Charaktere erlaubt sind, für eine gewaltige Portion Tiefgang. Neben den einfachen Vs.-Fights gibt es leider keine weiteren Online-Optionen, dafür laufen die Kämpfe sehr flüssig ab und es kommt kaum zu nervigen Ausetzern. Doch auch hier wäre mehr drin gewesen, Namco hat sich nicht gerade mit Neuerungen überschlagen und viele Optionen, etwa der Kampf gegen Freunde oder Vier-Spieler-Matches, weggelassen.

Die optischen Unterschiede zwischen den beiden Konsolen-Versionen muss man mit der Lupe suchen. Hier eine schärfere Textur, dort ein hübscherer Effekt, glücklich werden beide Seiten. Mit der optionalen Installation lädt die PS3-Variante ein Stück schneller, ohne ein wenig langsamer. Mit dem nächsten Dashboard-Update zieht die Xbox 360 aber auch hier gleich. Wirklich unterschiedlich sind also nur die Star Wars-Kämpfer, deren Kauf per Downloadable Content noch immer nicht bestätigt wurde. Darth Vader ist deutlich stärker und cooler als Yoda, dafür bietet dieser durch seine geringe Größe und seine ungewöhnliche Move-Palette eine deutlich frischere Spielerfahrung. Er kann nämlich nicht geworfen werden, weicht jedem horizontalen Schlag aus und attackiert seine Gegner meist mit flinken Sprungattacken. Unterm Strich ist aber auch das Geschmackssache.

Der Editor in seiner ganzen, überbordenden Pracht.

Auch wenn ich den Edge Master-Modus vermisse, muss ich eingestehen, dass Soulcalibur IV ein echtes Meisterwerk der Prügelkunst geworden ist und mit seinen vielen Features wochenlangen Spielspaß garantiert. Allein im Editor kann man viele, viele Stunden zubringen und erzielt dabei erstaunliche Ergebnisse. Mit nachgebauten Street Fighter-Figuren online antreten oder einen selbst gemachten Kratos in den Schicksalsturm zu führen, kann zwar nicht ganz die abwechslungsreichen Kämpfe der alten Variante ersetzen, dafür liefern die vielen Spezialfähigkeiten jede Menge Taktiken, die aus dem Titel ein Biest mit gewaltigem Tiefgang machen.

Für mich persönlich reicht es aber dank kleinerer Balancing-Probleme, der schwach erzählten Story und der etwas niedrigeren Spiel-Geschwindigkeit nicht ganz für eine 9. Hardcore-Multiplayer-Spieler, die sich nur mit ihren Freunden und Online-Bekanntschaften die Köpfe einschlagen, werden das natürlich anders sehen, aber für mich gehört zu Soul Calibur einfach ein außergewöhnlicher Einzelspieler dazu. Da der Titel mit einer erstklassigen Optik und einem fast perfekten Kampfsystem aufwarten kann, ist die 8 wohlverdient und befördert den Titel automatisch auf Platz 1 der Anwärter für das beste Prügelspiel 2008. Allein Street Fighter 4 könnte ihm noch gefährlich werden, an Weihnachten wissen wir mehr.

Soulcalibur IV ist für Xbox 360 und PS3 erhältlich.

8 / 10

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