Soulcalibur Legends
Schlecht recycelt
Ein pochender, schmerzender Daumen war bisher immer ein verlässlicher Indikator für ausgedehnte Soul Calibur-Sessions. Doch jetzt, wo Namco mit Soulcalibur Legends erstmals einen Ableger der erfolgreichen Serie für Nintendos Wii veröffentlicht, soll die Zeit des Knöpfchendrückens vorbei sein. Statt schmerzender Fingergelenke warten ab sofort schweißtreibende Übungen anderer Art auf Euch. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes - in Soulcalibur Legends schwingt Ihr nämlich nicht nur die Wiimote, sondern auch den Nunchuk.
Doch bevor wir auf die Einzelheiten der motorisch durchaus anspruchsvollen Steuerung eingehen, zunächst noch ein Wort über den Hintergrund des Spiels. Wie bei allen Vorgängern dreht sich der Hauptbestandteil der Geschichte auch diesmal um die beiden gegensätzlichen, magischen Schwerter Soul Edge und Soul Calibur. Ihr mimt dabei den naiven Helden Siegfried, der durch die Macht des bösen Soul Edge korrumpiert wird. Um zu verhindern, dass die gesamte Menschheit vom "Bösen" unterjocht wird, macht Ihr Euch auf die Suche nach vier verschollenen Fragmenten der finsteren Waffe und metzelt dabei unzählige Feinde über den Haufen.
Zu Beginn steht die Entscheidung an, ob Ihr Euch allein in die Story-Kampagne stürzt, oder alternativ den (offline) Koop-Modus nutzt und zu zweit einzelne Missionen bestreitet. Dann geht das schweißtreibende Handwerk los: Mit Wiimote und Nunchuk bewaffnet, schlagt Ihr auf die bemitleidenswerten Spießgesellen ein und das funktioniert sogar recht gut. Während Ihr mit der Wiimote Hiebe, Stiche und Schläge verteilt und Hindernisse mit Sprüngen überwindet, dient der Nunchuk zum einen Eurer Fortbewegung mit dem Analogstick. Durch flinke Bewegungen Eurer Hand vollbringt die Spielfigur allerdings auch Sidesteps, mit denen Ihr den Attacken der Widersacher entgeht oder auf diese Weise geschickt die Distanz zwischen Euch und Euren Opfern verringert und integriert dies so in die Kampf-Choreografie.
Prinzipiell werden Eure Vorgaben recht sauber auf dem Bildschirm reproduziert, indes stellt sich schon bald Ernüchterung ein: Es macht keinen wirklichen Unterschied, ob man blind drauflos häckselt oder seine Bewegungen mit gekonntem Timing absolviert. Die tumben KI-Gegner rennen blindlings gegen Euch an und selbst sinnloses Gefuchtel bringt sie nach kurzer Zeit zu Fall. Es entsteht daher der Eindruck von Zufälligkeit und Beliebigkeit, was nicht gerade motivierend ist und woran auch einige Spezialattacken nichts ändern. Wer Soulcalibur Legends als kleine Workout-Übung ansieht, könnte darüber eventuell noch hinwegsehen, jedoch sicher nicht über den mehr als drögen und einschläfernden Spielablauf.
Die Missionen sind immer wieder nach demselben Strickmuster aufgebaut und dauern meist nicht länger als höchstens zehn Minuten. Ihr werdet andauernd durch enge und höchst lineare Schlauchlevels gelotst, die optisch aufgrund matschiger und häufig detailarmer Texturen kaum etwas hermachen, deren Aufbau sich häufig wie ein Ei dem anderen gleicht, in denen Ihr sehr häufig auf die stetig gleichen Feinde trefft und auf diese Weise kaum Abwechslung genießt. Meist rennt man einige Gänge entlang, bis man in zentrale, Arena-artige, Räume gelangt, in denen "überraschend" einige Widersacher auf Euch warten.
In den Gängen lauern zudem gelegentlich Fallen wie Feuerwände (die man per Schwert löscht ...), aus dem Boden ragende Spieße, giftige oder heiße Dämpfe oder mächtige Steinkugeln, die Euch überrollen sollen. Wirklich gefährlich wird Euch das alles jedoch nur, weil die Kameraperspektive sich meist zu zäh an Eure Bewegungen anpasst und Ihr deshalb fast blind um Ecken rennt. Ergo: Ihr die Hindernisse erst zu spät erkennt. Ab und zu werdet Ihr außerdem mit einigen Mini-Rätseln konfrontiert, die diese Bezeichnung jedoch kaum verdienen und lediglich als Staffage dienen.
Zu allem Überfluss recycelt Namco die meisten Orte und Gegner mehrfach, sodass Ihr mit den hüftsteifen Charakteren immer wieder durch dieselben bereits bekannten Dungeons wackelt und Monster vermöbelt, die Ihr schon wiederholt besiegt habt. Natürlich schaltet Ihr dabei auch in diesem Ableger nebenbei neue Charaktere, Waffen und andere Goodies frei, was aber für das Gameplay höchstens nebensächliche Bedeutung hat. Vor jeder Mission wählt Ihr nämlich zwei Figuren aus, zwischen denen Ihr dann per Knopfdruck jederzeit wechseln könnt. Notwendig wird das aber nur, falls Euer Hauptcharakter doch einmal zu viel Prügel bezieht. Mit Spieltiefe hat das Ganze leider nichts zu tun, da sich alle Charaktere im Prinzip gleich spielen.
Soulcalibur Legends ist ein gutes Beispiel für „gut gemeint, aber schlecht ausgeführt“. Das Handling via Wiimote und Nunchuk klappt prinzipiell gut, in der Praxis erweist es sich aber als beliebiges Gefuchtel ohne nennenswerten Anspruch. Zu allem Überfluss wurde das Spieldesign dermaßen linear, dröge und repetitiv angelegt, dass man schon nach sehr kurzer Zeit alles gesehen hat und höchstens beinharte Soul Calibur-Fans daran interessiert sind, auch den letzten Charakter freizuschalten. Prügelspaß definiere ich definitiv anders als eine langweilige, endlose Wiederholungsschleife.
Soulcalibur Legends ist bereits im Handel erhältlich.