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Spacebase DF-9: Theme Raumstation oder Weltraumschrott?

Double Fine hat noch viel Arbeit vor sich.

Spacebase DF-9 erinnert mich auf den ersten Blick ein wenig an den Bullfrog-Klassiker Theme Hospital. Ähnliche Perspektive, ähnliches Spielprinzip und ähnlicher Grafikstil. Nur mangelt es dem Double-Fine-Projekt noch am entsprechenden Humor und leider auch noch an Qualität. Aber na gut, bei einer Alpha-Version sollte ich mich vielleicht nicht zu sehr darüber beschweren, aber dennoch gibt es in der Early-Access-Version so einige Ärgernisse, die den Manager-Alltag im Weltraum vermiesen, auch wenn man das Potenzial erkennen kann.

Ambitionen und Realität

Von dem, was man für die Zukunft des Spiels geplant hat, ist Double Fine derzeit noch sehr, sehr weit entfernt. Der Begriff „Early Access" ist hier wirklich wörtlich zu nehmen, momentan repräsentiert Spacebase DF-9 eher eine Art Demo von dem, was es später einmal werden soll. Und das veranschaulicht die Alpha-Version eigentlich auch schon ganz gut, wenn da nicht diese kleinen, nervigen Kinderkrankheiten werden, die das Spiel derzeit schnell frustrierend werden lassen.

Sofern ihr euch ein wenig damit beschäftigt, ist zum Beispiel der Aufbau einer Basis - womit fangt ihr zuerst an, was kommt dann und so weiter - kein großes Problem mehr, Schwierigkeiten machen vielmehr die Bewohner. Denen könnt ihr keine direkten Befehle erteilen, sondern legt bestimmte Aufgabenbereiche fest, macht sie etwa zum Builder - baut alles zusammen -, Sicherheitspersonal oder Barkeeper. Vor allem die Techniker sind derzeit aber noch in höchstem Maße unzuverlässig.

Die Lage eurer Station entscheidet etwa über vorhandene Asteroiden oder die Regelmäßigkeit von Besuchen.

Selbst wenn der Zustand eines Sauerstofferzeugers nur noch bei 8 Prozent ist, stehen sie schon mal bequem in der Gegend herum, spielen ein Handheld-Spiel oder plaudern mit anderen, anstatt sich diesem dringenden Problem zu widmen. Macht ja nichts, ist ja nur lebenswichtiger Sauerstoff! Und mangels direkter Befehle bleibt euch dann eben auch nicht viel anderes übrig, als tatenlos zuzusehen. Am liebsten würde man den Pixelfiguren in ihren virtuellen Allerwertesten treten. Die Anzahl der Techniker spielt dabei jedenfalls keine Rolle. Wenn selbst fünf Stück von ihnen es nicht schaffen, sechs zentrale Bestandteile meiner Basis am Laufen zu halten, läuft irgendwas falsch.

Die Galaxie steht euch offen

An welchem Ort der Galaxie ihr eure Basis aufbaut, bestimmt ihr übrigens selbst anhand einer entsprechenden Karte. Das hat dann wiederum Einfluss auf die Zahl der Asteroiden in der Umgebung, die für den Rohstoffabbau wichtig sind, die Zahl der freundlichen wie auch feindlichen Besucher oder die Wahrscheinlichkeit eines Feindkontaktes. Der Spielanfang bleibt dabei erst einmal immer gleich. Ihr habt nur eine begrenzte Menge an Rohstoffen zur Verfügung, braucht also mehr. Eine Raffinerie ist daher zu Beginn ebenso Pflicht wie eine Luftschleuse, um die Basis betreten und verlassen zu können, und Sauerstoff. Ist all das vorhanden, baut ihr darauf auf, erweitert alles Stück für Stück und fügt beispielsweise eine Bar hinzu, Schlafräume, Feuerlöscher, Pflanzen und dergleichen.

"Es ist eine gute Abstimmung eurerseits nötig, damit alles reibungslos funktioniert, jeder Teil eurer Station ineinandergreift und am Ende alle glücklich sind."

Asteroiden nehmt ihr zum Erhalt neuer Rohstoffe auseinander.

Und dabei ist Spacebase DF-9 noch ein Stück von der eigentlich geplanten Komplexität entfernt, denn derzeit arbeitet Double Fine etwa daran, dass eure Bewohner auch Nahrung benötigen, die ihr dann wiederum replizieren oder anbauen werdet. Worauf das hinausläuft, ist klar: Es ist eine gute Abstimmung eurerseits nötig, damit alles reibungslos funktioniert, jeder Teil eurer Station ineinandergreift und am Ende alle glücklich sind.

E.T. oder Independence Day

Mehr oder weniger regelmäßig bekommt eure Station - was wie gesagt abhängig von ihrer Lage ist - Besuch von fremden Raumschiffen. Im besten Fall bescheren die euch ein paar neue Bewohner, die euch fortan zur Verfügung stehen, im schlimmsten Fall greifen sie eure Basis an und schießen sich durch die Gänge. Falls sie das tun und es schaffen, alle eure Bewohner zu töten, habt ihr ein Problem, denn ihr könnt nicht einfach neue Leute irgendwo anfordern oder rekrutieren, sondern müsst auf etwaige Schiffe warten, die neue Bewohner hinterlassen.

Obendrein sehen besagte Schiffe auch mehr aus wie eine Erweiterung eurer Basis, die plötzlich an diese andockt. Könnt ihr nichts davon gebrauchen, müsst ihr das ganze Zeug erst einmal wieder mühsam verschrotten und Arbeiter dafür abstellen. Es ist auch irgendwie nervig, wenn plötzlich an einer Seite, für die ihr eigentlich andere Pläne hattet, so ein großer Klotz schwebt. Ihr müsst ihn dann entweder auseinandernehmen oder könnt ihn eben auch in eure Basis integrieren, wie ihr wollt. Schiffe, die Bewohner für euch hinterlassen, sehen im Übrigen auch aus wie normale, kleine Raumschiffe, fliegen aber gleich wieder weiter. Warum das bei aggressiveren Besuchern nicht der Fall ist ... gute Frage.

Der Sauerstofferzeuger steht kurz vor dem Versagen? Momentan plaudern die Techniker noch lieber miteinander, anstatt sich darum zu kümmern.

Optisch sieht das alles schon wirklich stimmig aus, versprüht einen leichten, Comic-artigen Touch. Eben so, dass ihr das Gefühl habt, es hier mit einem nicht ganz todernst gemeinten Spiel zu tun zu haben. Den Eindruck hinterlassen auch die Animationen, wenn eure Leute etwa wild mit den Armen wedelnd durch die Gänge laufen, weil sie Feuer gefangen haben, lächelt man schon ein wenig vor sich hin.

Double Fine hat mit Spacebase DF-9 noch einen sehr weiten Weg vor sich, so viel ist klar. Was mich betrifft: Das Konzept ist interessant - gerade auch im Hinblick auf die vielen geplanten Features - und ich will das Spiel wirklich mögen, auch wenn es mich momentan eher frustet, als Spaß zu machen. Das liegt allen voran am Verhalten der Bewohner, die mich regelmäßig die Hände vor dem Kopf zusammenschlagen lassen. Wenn die Jungs und Mädels cleverer wären, ihre Aufgaben wirklich konsequent vollführen würden, wäre dem Spiel schon mal sehr geholfen - vielleicht mit direkten Befehlen oder Prioritätenlisten, die man selbst anlegen kann? Wie gesagt, hier gibt es noch viel zu tun und zu verbessern. Vielleicht hätte sich Double Fine selbst einen Gefallen tun und noch ein oder zwei Monate mit dem Early-Access-Release warten sollen. Potenzial ist vorhanden, insofern lohnt es sich durchaus, das Projekt im Auge zu behalten. Nun liegt es aber an den Entwicklern, dieses Potenzial schnellstmöglich auf die Bildschirme zu bringen.

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