Skip to main content

Spec Ops: The Line - Vorschau

Die Linie in Zeiten des Sturms

Der Schwierigkeitsgrad ist etwas, an dem noch ein wenig gefeilt werden wird - das wurde schon klar gesagt - und insoweit will ich da keine zu finalen Aussagen treffen. Es war sowieso nur der, der später "Normal" sein wird, wirklich ausbalanciert und hier wurde ich gut unterhalten, aber nur selten wirklich gefordert. Meist, wenn ich mich zu dämlich anstellte. Die KI wurde laut Aussage der Entwickler eingefangen, um dem Spieler für diesen Härte-Level eine gute Chance zu geben. In einer Szene kämpft ihr euch durch den Rumpf-Rest eines Flugzeugwracks und während ihr selbst auch über die Tragflächen flankieren könnt, kommt der Computer nicht auf diese Idee.

Oder vielmehr: Man lässt ihn nicht. Erste Tests mit Spielern haben gezeigt, dass diese gerade auf unteren Schwierigkeitsgraden schnell überfordert waren, wenn die KI auch alle Möglichkeiten ausnutzt. Yager will aber schauen, ob man sie dann auf den hohen Stufen nicht laufen lassen kann. Ich bin sehr gespannt, ob das passiert und was der Computer dann wirklich kann.

Die Momente des Flankierens habt ihr nicht zu oft. Zumindest das Gezeigte verlief in den meisten Fällen nach meinen Maßstäben geradlinig. Sicher, mal kann man eine bessre Position als die Offensichtliche finden, aber wirkliche Level-Verzweigungen wird es wohl eher nicht geben. Kann jetzt aber auch nicht behaupten, dass mich das wahnsinnig gestört hätte. Die einzelnen Gefechte, immer gemischt aus großen Schlachten und kleinen Stealth-Story-Ruhe-Einlagen, hatten das richtige Tempo und trieben voran, ohne zu zwingen. Es fällt gar nicht so auf, dass der Weg in Stein gemeißelt ist, die unsichtbaren Wände muss man nicht suchen, aber sich schon aktiv daran stoßen. Dabei hilft, dass die Deckungen nicht wie sonst so oft in derartigen Shootern einen fast schon provokant grinsend in einem vermeidlich leeren Raum anstrahlen. Es ist nicht immer ganz dezent und wer drauf achtet, kann die Fallen kommen sehen, aber The Line geht mit diesem Problem sehr viel bewusster und geschickter um als ein Großteil der Konkurrenz.

Was ebenfalls nicht auffällt, istdie Unreal Engine 3. Es gab ein paar ganz punktuelle Momente, die am Ende dran "schuld" waren, dass ich, hätte ich wetten müssen, auf diese Technik gesetzt hätte. Die weiten Ausblicke und großen, recht offenen Areale sind aber eigentlich für die Engine untypisch. The Line sieht jetzt schon sehr gut aus und schafft dies auch, ohne den üblichen Unreal-Glanzlook zu verbreiten. Dass die Engine gut mit den verfallenen Hotel-Lobbys und Vergnügungspalästen umgehen kann, war klar, aber dass man so schöne Stadt-Sand-Wüsten damit bauen kann, hätte man nicht gleich erwartet. Ein sehr stimmiges optisches Bild, das hier geliefert wird.

"Nichts ist ein so endgültiges und schnelles Argument wie eine Kugel."

Spec Ops: The Line - Trailer

Zum Multiplayer kann ich nur sagen, dass es einen geben wird. Koop bietet sich ja an, ansonsten gab es auf die Frage, ob es denn tolle, innovative Modi geben würde, die recht kurze und im Rahmen einer solchen Präsentation zu erwartende Antwort: Ja. Details später.

Egal, für den Moment reicht der Blick auf diesen ja sowieso eher Story-zentrierten Shooter, um mit in meinem Falle Erstaunen festzustellen, dass das hier all das nötige Zeug zum ganz großen Kracher hat. Ich muss zugeben, dass sich Spec Ops: The Line im stillen Kämmerlein bei den Yager Studios ganz prächtig entwickelt hat und Take 2s Strategie, den Teams Zeit zu geben, sich einmal mehr auszuzahlen scheint.

Das Szenario mag an einigen eher irrelevanten Glaubwürdigkeitsecken hakeln, in Sachen Stimmung und der Idee, die es transportieren möchte, trifft es jedoch genau auf den sehr düsteren Punkt. Dem Abdriften in den Wahnsinn einer von der Zivilisation losgelösten Blase menschlichen Versagens und Schwächen gelingt es, den Spieler zu packen und nicht mehr loszulassen. Dass für das Spiel das Shooter-Genre gewählt wurde, passt ebenfalls. Zum einen, weil Spec Ops: The Line ein großartiger Shooter ist, zum anderen, weil es die rohe Gewalt nun einmal am direktesten umsetzt. Nichts ist ein so endgültiges und schnelles Argument wie eine Kugel. Das gilt selbst im tiefsten Dschungel der Wüste und dem Herz des Sturmes.

Spec Ops: The Line erscheint im Frühjahr 2012.

Schon gelesen?

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Spec Ops: The Line

PS3, Xbox 360, PC, Mac

Verwandte Themen