SpellForce 2 - Dragon Storm
Von Drachen bis in den Schlaf verfolgt!
Als SpellForce 2: Shadow Wars im letzten Jahr herauskam, war es wieder mal das alte Lied: zu wenig Zeit! Ich konnte dieses Software-Prachtstück nur anspielen – und hing schon an der Nadel.
Immer wieder kramte ich es seitdem hervor, um es dann wehmütig wieder ins Regal zu stellen. Doch jetzt hatte ich endlich einen Grund, einen erneuten Anlauf zu wagen: Herrenlos lag das Spellforce 2-Add-On Dragon Storm in der Redaktion herum und wartete auf mich. Eine schicksalhafte Begegnung. Denn seitdem geht mir das Teil nicht mehr aus dem Kopf. Unterwegs denke ich an meinen Helden Orlok, seine zierliche Gefährtin Wind und den etwas grobschlächtigeren Wisper. Im Gegensatz zu den meisten Computerspielehelden sind mir diese drei mittlerweile tatsächlich richtig ans Herz gewachsen. Nachts verfolgt mich im Schlaf der gefühlsschwangere Soundtrack von der Thüringen Philharmonie. Ich erledige meine Einkäufe und sehe hinter der Wursttheke Schattenkrieger … na gut, ich übertreibe ein bisschen. Aber nur ein bisschen.
Zerfall einer Gesellschaft
Dragon Storm setzt die Geschichte von SpellForce 2 nahtlos fort. Ihr kehrt an alte, längst vertraute Schauplätze im Reich Eo zurück, die sich im Lauf der Jahre jedoch stark verändert haben. Ihr trefft Bekannte wieder: König Ulf, Jandrim Windhammer und Mordecay sind ebenso mit von der Partie wie Redmund oder Idara. Nur den eigenen, mühsam hochgepäppelten Recken aus Shadow Wars dürft Ihr nicht in den Drachensturm schicken. Stattdessen beginnt Ihr die episch lange, elf Missionen umfassende Einzelspieler-Kampagne mit einem neuen Helden auf Stufe 10. Der steht vor einer großen Aufgabe: Das Reich Eo droht zu zerfallen, da die Portale zwischen den vielen Inseln eins nach dem anderen den Dienst versagen. Wer steckt dahinter? Kann Euer Held mit seinen Kumpanen das Schlimmste verhindern? Immerhin: diesmal bekommen sie Unterstützung von einer neuen Fraktion aus Shaikan, den seelenlosen Kampfmaschinen der Eisernen und den Drachlingen.
Zunächst haben die Retter Eos nicht viel in der Hand. Eine wenig berauschende Ausrüstung muss für den Anfang genügen. Doch schon bald bemerkt Ihr, dass Euch nicht nur die bekannten Kampf- und Magie-Kräfte im Fertigkeitenbaum zur Verfügung stehen, sondern neuerdings auch Shaikan-Skills. Und die haben es in sich – so viel sei hier schon verraten. In den ersten Spielstunden geht es auf der Level-Leiter recht flott nach oben, später muss man sich Aufstieg härter erarbeiten. Besiegte Gegner hinterlassen jede Menge Schätze in glitzernden Truhen. Viele der erbeuteten Rüstungen, Schwerter, Stäbe, Helme oder Ringe lassen sich erst mit einem höheren Level verwenden. Das motiviert zum Weitermachen und Dranbleiben.
Blühende Landschaften
Üppige Wälder mit Baumkronen, die sich im Wind wiegen, trutzige Burgen mit mächtigen Verteidigungsringen, beschauliche Bauernhöfe, finstere Schluchten … die Landschaft auf den riesigen Karten ist vielfältig und grafisch vorbildlich umgesetzt. Ich hatte das Gefühl, mich in einer echten Welt zu bewegen und fühlte mich auf Anhieb wohl in Eo – trotz der ständigen Bedrohung durch Wölfe, Bären oder Schattenkrieger. Nur manchmal würde ich mir wünschen, noch weiter vom Geschehen wegzoomen zu können, um den kompletten Überblick zu erhalten. Spielerisch kann sich in Dragon Storm jeder nach seiner Fasson austoben – es gibt praktisch für alle größeren Aufgaben mehrere Lösungen.
Bevor Ihr beispielsweise nach Siebenburg gelangt, müsst Ihr einen strategisch raffiniert angelegten feindlichen Stützpunkt überwinden. Ihr könnt versuchen, nur mit Eurem Heldentrupp die Gebäude der gegnerischen Übermacht zu zerstören, um den Nachschub abzuschneiden – ein äußerst schwieriges Unterfangen. Leichter wird es schon, wenn man die automatisch nachrückenden Kämpfer aus dem nahen Lager zur Verstärkung nutzt. Baut Ihr dort mit Euren Baumeistern die verfügbaren Rohstoffe Stein, Silber und Lenya ab, könnt Ihr zusätzlich Klingenmeisterinnen und Scharfschützen produzieren. Oder Ihr verkleidet Euch als Orks und gelangt unerkannt durch die feindlichen Linien nach Siebenburg.
Nicht aufhören!
Neben den ohnehin schon äußerst umfangreichen und abwechslungsreichen Hauptquests dürft Ihr Euch in „Dragon Storm“ auch noch an diversen Nebenaufgaben versuchen. Damit seid Ihr allein mit der Einzelspieler-Kampagne schon locker 30 Stunden beschäftigt. Während in der Kampagne Rollenspielelemente klar überwiegen, kommen auf den nun insgesamt 50 Mehrspielerkarten für Gefecht und freies Spiel hauptsächlich die Echtzeitstrategie-Aspekte der SpellForce-Reihe zum Tragen. Ein besonderer Leckerbissen für gut ausgerüstete Avatare ab Level 30 ist die neue Arena im Freien Spiel, in der es richtig hart zur Sache geht.
Dragon Storm hat mich vom ersten Moment an gepackt. Meist dauert es lange, bis ich mich mal mit einem Computerspielehelden identifizieren kann. Doch für meine Party aus Orlok, Wind und Wisper entwickelte ich sofort Sympathie und Beschützerinstinkte. So muss es sein! Mit seinen ständig wechselnden spannenden Aufgaben und der herrlich dichten Fantasy-Atmosphäre ist Dragon Storm für mich wie geschaffen. Kleinere Punktabzüge gibt es allenfalls für ein paar Bugs (z.B. nerviges Aufflackern der Windows-Startleiste am unteren Bildschirmrand), für die nicht gerade berauschende Gegner-KI und kleine Schwächen in der Wegfindung. Trotzdem: Während ich andere hervorragende Spiele einfach nur „toll“ finde, hat mich dieses auch emotional berührt. Wirklich empfehlenswert!
Die Erweiterung Spellforce 2: Dragon Storm setzt voraus, dass das Hauptspiel SpellForce 2: Shadow Wars installiert ist.