Spider-Man 2: Der neue Trailer beeindruckt, aber ist es ein echter Generationssprung?
Das Highlight aus dem PlayStation Showcase.
Das Highlight des jüngsten PlayStation Showcase von Sony war ein zwölfminütiger Trailer zu Marvel's Spider-Man 2. Aber trotz der beeindruckendem Gameplay-Ausschnitte fielen die Reaktionen auf die Grafik gemischt aus. Auf den ersten Blick scheint das Spiel einen ähnlichen Look wie die vorherigen Spider-Man-Titel zu haben, ohne neue Grafik-Technologien zu verwenden, die direkt ins Auge springen. Wenn wir jedoch die Gameplay-Segmente des Trailers genauer analysieren, können wir aus technischer Sicht ein besseres Gefühl für die visuellen Aspekte des Spiels bekommen.
Die offensichtlichste visuelle Verbesserung betrifft die Darstellung der Gebäude. Die Spider-Man-Titel auf der PS4 waren durch die Festplatte und CPU der Konsole begrenzt. Um New York City schnell genug zu streamen, während man sich mit bis zu 32 Metern pro Sekunde durch die Luft schwingt, mussten bestimmte Kompromisse eingegangen werden. Die Gebäude wurden mit relativ einfachen, gekachelten Texturen und sich wiederholenden Details erstellt. Das galt auch für Miles Morales und es scheint, dass die PS5-Versionen der beiden Spiele dieselbe grundlegende Geometrie und Texturlayouts wie die PS4-Versionen verwenden.
Im Spider-Man-2-Trailer findet ein Großteil der Handlung in neuen Regionen von New York statt (die in den vorherigen Spielen nicht zu sehen waren), aber es gibt auch einige Aufnahmen, die sich gut vergleichen lassen. Dabei werden unterschiedliche Texturen mit Schmutz und einem gleichmäßigeren Ziegelmuster aus der Nähe sichtbar, ebenso wie anders aussehende Fenster und zusätzliche Lüftungsöffnungen. Andere Gebäude in der Ferne wurden komplett überarbeitet, mit abgerundeten Kanten und breiten, weit auseinander liegenden Fenstern.
Andere Gebäude zeigen weitere offensichtliche Verbesserungen, wie detaillierte Wandgemälde, Torbögen, Marktstände, Balkone und andere strukturelle Merkmale. Es scheint, dass Insomniac seine Arbeit aus dem Spider-Man-Spiel von 2018 übernommen und die Welt aus diesem Spiel umfangreich wiederverwendet hat. Es wurde jedoch deutlich sichtbar viel Aufwand betrieben, um zusätzliche Details hinzuzufügen, die den Fähigkeiten der PlayStation 5 gerecht werden. Es handelt sich nicht um eine komplette Überarbeitung, aber es macht einen Unterschied, insbesondere bei näherer Betrachtung.
Die Wasserdarstellung ist ein weiterer Bereich, in dem Insomniac die visuellen Aspekte erheblich vorangetrieben hat, mit deutlich verbesserter Wasser-Simulation und einer größeren geometrischen Dichte, ohne zu stark von Normal Maps für Details abhängig zu sein. Wenn die Charaktere damit in Kontakt kommen, gibt es viel Spritzwasser sowie eine gewisse Verformung der Wasseroberfläche. Es interagiert auf eine Art, die wir in den vorherigen Titeln einfach nicht gesehen haben.
Die Wasseroberfläche erscheint auch insgesamt glänzender und realistischer als zuvor, dank Raytracing-Reflexionen. Das deutlichste Indiz dafür ist die Art, wie sich die Reflexionen über ein paar Frames nach einem Kamerawechsel zusammenfügen, wenn mehr Strahlen ausgesendet werden und das Rauschen reduziert wird. Die vorherigen Spider-Man-Titel verwendeten Screen-Space-Reflexionen, selbst auf der PS5, daher handelt es sich hierbei definitiv um ein Upgrade. Die Reflexionen haben den typischen zerstückelten Look, den man auf unebenen Wasseroberflächen sieht, aber sie spiegeln konsequent die Umgebung wider und leiden nicht unter Disocclusion-Problemen.
Der vielleicht bahnbrechendste technische Fortschritt liegt in der Möglichkeit, scheinbar im Handumdrehen zwischen den Spider-Men (Peter Parker und Miles Morales) zu wechseln. Dies geschieht einmal im Trailer während einer inszenierten Mission, aber es ist noch nicht klar, ob es auf bestimmte Schlüsselstellen in der Hauptgeschichte beschränkt ist. In jedem Fall ist es eine clevere Methode, fast augenblicklich zwischen den Orten zu wechseln, und erinnert an Insomniacs Arbeit in Ratchet & Clank: Rift Apart. Auf einer Last-Gen-Konsole wäre das nicht möglich.
Abgesehen von diesen Verbesserungen ist es etwas schwierig, klare visuelle Fortschritte zu erkennen, da viel visuelle Kontinuität zwischen Insomniacs Spider-Man-Spielen besteht. Umgebungsreflexionen werden immer noch mit Raytracing verarbeitet - zumindest im 30-fps-Modus, der für die Demo verwendet wurde -, was beeindruckend ist, aber eine Technik, die wir bereits gesehen haben. Ebenso sind die Schatten recht detailliert, aber die RT-Schatten aus den PC-Versionen scheinen den Sprung auf die PS5 nicht geschafft zu haben. Sie haben das einheitliche Aussehen, das für gerasterte Schatten charakteristisch ist, und manchmal Schwierigkeiten mit feinen geometrischen Details.
Die Charaktere sind ausdrucksstark mit kühnen Designs und vielen Details, obwohl dies auch für die vorherigen Spiele gilt. Die Beleuchtung scheint ein Bereich zu sein, in dem wir möglicherweise eine Weiterentwicklung des Sonden-basierten GI-Systems der letzten Spiele sehen werden, das ehrlicherweise überzeugend aussah. Spider-Man 2 liefert hochwertige Ergebnisse, aber es ist schwierig, basierend auf dieser begrenzten Stichprobe zu beurteilen, ob sich viel verändert hat.
In Bezug auf Animationen, Weltbeleuchtung und Sichtweiten ist alles fein abgestimmt und scheint absolut ansprechend zu sein, insbesondere wenn die Welt mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde vorbeifliegt. Allerdings macht es diese Geschwindigkeit schwer, potenzielle Upgrades genau zu erkennen.
Visuell gesehen scheint Spider-Man 2 also – oberflächlich betrachtet - größtenteils ein iteratives Upgrade im Vergleich zu den vorherigen Spielen zu sein. Insomniacs hervorragende Spider-Man-Darstellung aus dem Jahr 2018 scheint als Grundlage für diesen Titel gedient zu haben, mit Upgrades, die von der deutlich leistungsstärkeren PS5-Hardware profitieren. Zugegeben, wir sehen nur einen sehr kleinen Ausschnitt von dem, was mit Sicherheit ein inhaltsreiches Erlebnis sein wird, aber das ist mein Eindruck von dem bisher gezeigten Filmmaterial.
Es gibt auch ein kleines visuelles Problem, das es wert ist, erwähnt zu werden. Gegen Ende der Verfolgungsjagd bewegt sich die Sonne sichtbar nach rechts, bevor sie aus dem Blickfeld verschwindet und einige Augenblicke später an ihrer vorherigen Position außerhalb des Bildschirms zurückkehrt. Ich vermute, dass dies ein spezifisches Skript für die Demo ist oder einfach eine Änderung, die außerhalb des Sichtfeldes ausgelöst werden soll, aber in jedem Fall glaube ich nicht, dass dies ein Problem im endgültigen Spiel darstellen wird. Abgesehen davon wirkt das gezeigte Material bereits sehr ausgefeilt.
Bei Betrachtung des gestreamten Materials gibt es einige recht klare Stellen, um Pixelkanten zu zählen, wobei die Ergebnisse zwischen 1296p und 1872p in einigen Aufnahmen liegen. Dies legt möglicherweise ein dynamisches 4K-Setup mit 30 fps nahe, das hohe Auflösungen bei aktiviertem Raytrracing anstrebt.
Abgesehen von all den technischen Details bin ich von der Spider-Man-2-Demo beeindruckt. Mir gefällt besonders, dass Insomniac Peter Parkers Fähigkeiten in diesem Spiel erweitert hat. Wenn man Spider-Man und Spider-Man: Miles Morales direkt hintereinander spielt, bekommt man definitiv den Eindruck, dass das schnellere, spektakulärere Kampfsystem in Miles Morales besser funktioniert, und es scheint, dass Peter Parkers neues Symbionten-Outfit die beiden Charaktere in Bezug auf das Kampftempo auf einen gleichwertigen Stand bringt. Die Symbiontenkräfte wirken sehr greifbar und befriedigend und jede Kampfbewegung ist gut animiert.
Es gibt auch neue kontextsensitive Gameplay-Optionen, wie die Fähigkeit, an ausgewählten Stellen mit hoher Geschwindigkeit nach vorne zu preschen, mehrere Feinde gleichzeitig zu umwickeln,oder Feindfahrzeuge auszuschalten. Einige der schnelleren Manöver wären auf der PS4 wahrscheinlich nicht so einfach umzusetzen gewesen, angesichts der Herausforderungen, mit denen das System bei der Bereitstellung der Assets konfrontiert war. Das grundlegende Gameplay scheint sich nicht so sehr zu unterscheiden, es handelt sich immer noch um ein Kampfsystem, das auf aufeinanderfolgenden Treffern aufbaut, während man feindlichem Beschuss ausweicht und auf die Nutzung seiner Spezialattacken und Kräfte hinarbeitet. Aber Insomniac hat das Arsenal ein wenig erweitert.
Insomniac hat bisher drei wegweisende Konsolenspiele in dieser Generation geliefert. Die ersten beiden Spider-Man-Spiele auf der PS5 waren die ersten Titel, die zeigten, dass hochwertiges Raytracing auf der aktuellen Konsolengeneration möglich ist - sogar mit 60 fps -, während Ratchet & Clank: Rift Apart aus dem Jahr 2021 eine atemberaubende, CG-artige Detailgenauigkeit und eine weitere ausgezeichnete Implementierung von RT-Reflexionen bot. Dass das Studio drei Jahre nach dem Launch der Konsole noch einen weiteren Blockbuster herausbringt, ist sehr beeindruckend.
Gleichzeitig scheint Spider-Man 2, zumindest basierend auf diesem kleinen Ausschnitt, ein mehr iteratives Unterfangen zu sein, die sich stark von den vorherigen Spider-Man-Spielen inspirieren lässt. Das ist natürlich nichts Schlechtes, das Spiel sieht weiterhin exzellent aus und bietet willkommene Gameplay-Upgrades.
Wir müssen auf den Release von Spider-Man 2 im Herbst warten, um das Spiel wirklich umfassend bewerten zu können, da dies buchstäblich nur eine kleine Vorschau auf ein viel größeres Spielerlebnis ist, aber dies scheint einmal mehr eine solide Leistung von Insomniac zu sein.
Im englischen Original von Oliver Mackenzie, Freier Redakteur, Eurogamer.net