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Spider-Man: Edge of Time

Neutrale Nachrichten

Spielen wir ein altes Spiel: Gute Nachrichten und schlechte Nachrichten.

Fraktion eins fängt an. Die Story von Spider-Man: Edge of Time ist ok. Wäre dies ein Comic, würde ich es halbwegs unterhalten durchblättern. Hier ist es visuell gut eingefangen, wie ein verrückter Wissenschaftler - gesprochen von einem gelangweilten Val Kilmer - die Zukunft und die Gegenwart in ein düsteres Dystopia mit ihm als Halbgott an der Futterkettenspitze umwandelt. Nicht grade Watchmen, aber hey, es war schon mal langweiliger.

Dass die Zeitstory höchstens im Großen, aber nie in den Details Sinn macht - warum repariert in 100 Jahren eigentlich niemand das Loch, dass Amazing in die Wand sprengt, damit 2099 dann durch kann? - gehört eher zu den neutralen Botschaften, schließlich geht es nur wenigen ausgesuchten Zeitreisen anders. Und mehr Sinn als die meisten der x Reboots der Comic-Serie macht es allemal.

Die schlechten Nachrichten drängen sich aber wieder auf, es geht nämlich wirklich dröger. Das merkt man nach fünf Minuten. Da hat man den ersten Alibi-Kampf gegen ein paar beliebige und selbst auf einem 50 Zöller kaum in irgendeinem Detail erkennbare Henchmen absolviert und eine Sprungpassage bewältigt. Tief in seinem Inneren weiß der Spieler, dass dies genau das ist, was er die nächsten 6 bis 8 Stunden machen wird. In braver Abwechslung. Denkt er das, liegt er richtig.

Gute Nahrichten träufeln in Form der Zeitspielereien herein. Das verbale Wechselspiel zwischen Amazing Spider-Man und Spider-Man 2099 funktioniert dank motivierter Sprecher und ein paar semi-gelungener Dialoge. Spielerisch bleibt das Feature ausbaufähig. Ein bisschen undefiniertes Zeitparadox als Slow-Mo hier, ein paar Stellen, an die man was in der Vergangenheit ändert und die Zukunft sich anders spielt da, aber das ist alles leider so brav durchgeskriptet und lange im Voraus erkennbar, dass jeder Überraschungseffekt ausbleibt.

Spider-Man: Edge of Time - Trailer

Ups, da haben sich die schlechten Nachrichten ja ganz fies dazwischengeschoben. Gehen wir lieber mal zu generellen Spielbarkeit über, denn die stimmt. Spider-Man schwingt sich relativ elegant von Möglichkeit zu Möglichkeit. Das Dumme ist nur, dass diese ziemlich fest vorgegeben sind und nichts von den Freiheiten früherer Spiele bieten. Auch die Kämpfe fallen in die Kategorie "is ok...", so wie auch TRON: Evolution oder zuletzt Thor. Kann man spielen, tut nicht weh, schickt einen in ein friedliches Wachkoma. Dazu noch ein paar Schlüssel-Sammeleien, Spidey-Sense und fertig ist die Schablonen-Film-Umsetzung nicht zu fürchterlicher Qualität, diesmal ohne Film.

Da hinein spielt auch, dass es diesmal keine Stadt gibt, die man erkunden kann. Nicht mal ein Dorf. Nur das Konzerngebäude, in dem der 66. Stock erreicht werden muss. Ein Raum nach dem anderen, ein Schlüssel nach dem anderen, ein Gegnerpulk nach dem anderen. Diese Monotonie wird von ein paar netten Szenen unterbrochen, nur um dann sofort wieder der Formel zu folgen. Nicht einmal technisch kann man so richtig heulen, aber noch weniger sich aufraffen, begeistert zu sein. Tech-Blödsinn in jedem Raum, düster ausgeleuchtet, mit einer Kamera, die einem immer wieder mal negativ auffällt. Wenigstens etwas, das auffällt.

Das ist das Problem von Spider Man: Edge of Time. Es ist so... belanglos. Gleich viel Gutes wie Schlechte an News, aber nichts, was in eine Richtung so richtig ausschlägt. Es fällt in dieses trübe Niemandsland zwischen spektakulärem Versagen und guten Spielen. Harte Spider-Man-Fans können sich das Spiel mal ausleihen und die wirklich guten Sprecher der Spideys für einen Abend genießen, aber was das Spiel angeht, unterscheidet es sich erstaunlich wenig von einem ganzen Schwung vergleichbarer Filmumsetzungen. Und wenn man in diesem Pulk landet, hat man was falsch gemacht. Der Vorgänger Shattered Dimension machte vieles richtig und es ist unklar, warum man die Spinnen in einen generischen Halb-Plattformer-Halb-Prügler inklusive belangloser Level-Boni steckte, anstatt diese Formel weiterzuverfolgen. Es geht schlimmer, aber das sollte kein Maßstab sein. Kreativpause, dann bitte ein Reboot für Spider-Man.

Spider Man: Edge of Time ist für Xbox 360, PS3, Wii, DS und 3DS erhältlich.

5 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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In diesem artikel

Spider-Man: Edge of Time

PS3, Xbox 360, Nintendo Wii, PSP, Nintendo 3DS, Nintendo DS

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