Amnesia: Dark Descent
Ein wilder Ritt durch fünf Jahrzehnte ohne Richtung und nur dem Spaß geschuldet
Amnesia: Dark Descent
Interessiert euch nicht? Dann geht es hier zum nächsten Spiel.
Oder lasst euch per Zufall überraschen.
Zuerst veröffentlicht: 2010
Erschienen auf: PC, Mac
Erhältlich über: Steam
Wer sich über den Niedergang des Survival-Horror-Genres beklagt und noch nicht Amnesia: The Dark Descent gespielt hat, der sollte seine Position überdenken, denn das kleine Team von Frictional Games hat mit dem Penumbra-Nachfolger das vielleicht gruseligste Spiel aller Zeiten geschaffen. Als Protagonist Daniel schleicht man sich durch eine preußische Burg, ohne wirkliche Erinnerung an das zu haben, was zuvor kam. Das Einzige was er weiß, entnimmt er einer angeblichen Notiz an sich selbst, die besagt, dass er aus freien Stücken sein Gedächtnis löschte und nun bitte in die tiefsten Tiefen des Schloss vordringen möge, um dort den Baron des Anwesens zu töten.
Amnesia wird dadurch zu etwas so Besonderem, dass der Hauptcharakter sich im Schein seiner Öllampe mit nur spärlich bemessenem Brennmittel und schwindendem Zündhölzer-Vorrat vollkommen wehrlos durch das wahnsinnig stimmungsvoll ausgeleuchtete Schloss vorantastet. Türen können analog so weit oder so wenig geöffnet werden, wie man will, wenn man sich nicht traut, direkt in den nächsten Raum zu spazieren, ein Feature, das Spiele viel häufiger nutzen sollten. Lauert ihm eines der widerlichen Monster auf, dreht der Lovecraft`sche Horror mit Verschwimm-Effekten, rasendem Puls und hektischem Atem voll auf, denn mehr als das Licht zu löschen und sich zu verstecken, kann Daniel nicht. Quälendes Abwarten, verkrochen in einer dunklen Ecke, hoffend, dass man nicht entdeckt wird, macht einen Großteil des packenden Horrortrips aus.
Unvergessen ist vor allem die Szene mit dem gefluteten Kellergewölbe. Sobald Daniel einen Fuß ins Wasser setzt, nähert sich ein unsichtbares Ungeheuer, dessen Fußstapfen im Wasser laut platschend Wellen schlagen und immer näher rücken. Ein Eiertanz über die aus dem Nass herausragenden Kisten und Möbel beginnt, bei dem man kaum wagt, den nächsten Schritt zu tun. Derart hilflos und schwach hat man sich in einem Videospiel noch nie gefühlt und davor muss man einfach den Hut ziehen. Der Nachfolger, Amnesia: A Machine for Pigs wird für 2013 erwartet.