Spieler von Battlefield 1 begehen Ende des 1. Weltkriegs mit Feuerpause - werden daran erinnert, warum es immer Kriege geben wird
Von der Geste zum Sozialexperiment.
Der Gedanke ist wunderbar: Bei aller Freude, mit der wir uns in Virtualisierungen blutiger historischer Gefechte stürzen, vergessen wir oft genug, dass die Basis dessen, was wir da genießen, alles andere als erfreulich war.
DICE und die Spieler von Battlefield 1 wollten dem nun Rechnung tragen, indem sie in einer laufenden Partie den 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs mit einer Feuerpause gedachten. Und ... nun ja. Aus dem Moment der Andacht wurde schnell ein Sozialexperiment mit erwartbarem Ausgang. Ein Teilerfolg - was in diesem Kontext mehr oder weniger bedeutet, dass es nicht wirklich ein Erfolg war.
"Das Ende des Ersten Weltkriegs jährt sich heute zum 100. Mal. Zur elften Stunde endeten die Feindseligkeiten," schrieb DICE' Jan David Hassel auf Twitter. "Battlefield-1-Spieler hörten auf zu schießen, um dem Ende des Ersten Weltkriegs zu gedenken."
Liest sich toll und das Engagement des Entwicklers hierfür ist eine schöne Geste in Zeiten, in denen wir alle vor lauter Feindseligkeiten ein wenig abzustumpfen drohen. Aber es entspricht auch nicht ganz der Wahrheit. Wenn man sich auf Reddit das dazugehörige Video anschaut, sieht man, dass die ganze Zeit über ein ballernder Doppeldecker über das Spielfeld fliegt (den die Spieler beider Seiten in einem netten Anflug von Solidarität unter Feuer nehmen) und schließlich der Spieler, der das Video macht, das Bajonett eines anderen in den Rücken bekommt.
Vielleicht bin ich auch zu blauäugig und es ist zu viel verlangt, für einen Moment die Waffen schweigen zu lassen. Das Echo der Community war insgesamt ganz gut und in einem Spiel, in dem es primär darum geht, sie so effektiv wie möglich zum Einsatz zu bringen, ist es den Spielern vermutlich umso höher anzurechnen, wenn sie sich an die Abmachung halten, was die meisten auch taten.
This is the 100 Year Anniversary of the End of WW1. On the 11th Hour we stopped fighting. from r/Battlefield
Am Ende frustriert es mich aber doch, dass es eine Handvoll Leute nicht hinbekommt, für ein paar Minuten nicht den Abzug zu ziehen. Aber wisst ihr was? Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr schwant mir, dass Battlefield 1 mit diesem letztlich doch gescheiterten Experiment in gewisser Hinsicht eine noch wichtigere Botschaft vermittelt.
Dieses versuchte und vertane Gedenken an längst vergangene Konflikte gemahnt für mich in erster Linie daran, dass es immer nur ein paar ... sorry ... Idioten an den richtigen beziehungsweise falschen Orten braucht, damit es immer und immer wieder zu Blutvergießen kommt. Und daran, dass es schon damit beginnt, eigene Bedürfnisse und Impulse über die Anliegen anderer zu stellen.
Vielen Dank an alle, die es aufrichtig versucht haben. Ihr seid der Grund, warum es vielleicht doch noch Hoffnung gibt.
Und jetzt ihr: Was haltet ihr von dem Versuch und dem Ende, das er nahm? Bin ich über die Jahre zu weich geworden, ist es allein der Gedanke, der zählt, wirkt es für euch überhaupt aufrichtig in einem Konsumprodukt wie diesem? Ich bin auf eure Antworten gespannt.