Splatterhouse
BLUUUUUTFEST!!!
Es war mal ein kleines Arcadegame, das sich schlicht weigerte zu sterben. Wie passend, handelte es doch von einer Höllenmaske, die den Träger beinahe unsterblich macht. Und ihn nebenbei in eine Jason-artige Gestalt verwandelt, Maske inklusive. Statt aber nun auf Total-Blutrausch zu gehen, bewahrt sich das Opfer einen Hauch Menschlichkeit und nutzt die neue Macht, um seine in dem Horrorhaus – natürlich ist es ein Horrorhaus, es ist immer ein Horrorhaus – gefangene Freundin zu retten. Was folgte, war einerseits eines der ersten Spiele für Heimkonsolen, das zumindest halbwegs ernsthaft kontrovers war, und andererseits, quasi nebenbei, noch eine überraschend nette und dramatische Geschichte erzählte, die selbst einem Film aus dem Horror-Slasher-Genre gar nicht mal übel zu Gesicht gestanden hätte. Und die einzig wahren Versionen waren natürlich der Arcade-Automat und die japanische Uncut-PC-Engine-Version von Splatterhouse aus dem Jahr 1990.
Uncut war ein echtes Thema, aber wenn man die Bilder aus 1990 und dem jetzt 20 Jahre später folgenden Remake für 360 und PS3 nebeneinander hält, erstaunt es schon, wie weit die Akzeptanz der Gewalt in Games gekommen ist. Wer heute herumheult, weil mal irgendwo wieder drei Pixel fehlen, hätte vor 20 Jahren sicher wenig Spaß an der Handzahmheit der halbwegs provokanten Spiele dieser Zeit gehabt. Und er wird Splatterhouse 2010 sicher sofort ins Herz schließen. Rot ist schön und hier wird der Evil-Dead-Overkill hemmungslos zelebriert. Um die Wände so zu färben, wären wahrscheinlich fünfmal so viele Opfer nötig wie vorhanden, da der menschliche Körper ja bekanntlich nur sieben bescheidene Liter dieser Flüssigkeit enthält. Gut, dass auch noch ein paar Monster und Dämonen dabei sind, die haben vielleicht mehr Rot in sich.
Aber das Original hatte nicht nur Blut und Zombies zu bieten, die Bilder von verwesenden Föten, Live-Enthauptungen und Würmer besonderer Abartigkeit adaptierten den Splatter-Horror der 80s für den Game-Bildschirm und das Remake ist nur zu glücklich, dieses reiche Potential völlig überzogener Gemetzel und Widerlichkeiten aufzugreifen. Es werden ohne Zweifel die schweren Kaliber aufgefahren.
Die Monsterföten hängen immer noch an der Decke und schlagen mit schleimigen Tentakeln nach euch, bevor sie in einer widerwärtigen Schleimexplosion niedergehen. Wandelnde Skelette und geflügelte Abartigkeiten sind der Standard, zombieartige Ex-Menschen wurden natürlich nicht vergessen und alles wirkt wie eine unheilige, sexuelle Begegnung zwischen Paracelsus Homunculus, Romeros Kellerausstattung und Fu Manchus Foltermeistern, nachdem sie ein Wochenendseminar bei Giger besuchten.
Auch den Innendekoratoren des Hauses war der Begriff Understatement völlig fremd und so verzichteten sie an keiner Stelle auf herumschwimmende Tentakel, blutende Wände und Tonnen undefinierten Schleims, alles eingebettet in postviktorianischen Goth-Horror. Setzt noch Elvira dazu und ich unterschreibe den Mietvertrag sofort. Kein Wunder, dass es sich hier ein ganzer Schwarm von Bossmonstern wie beispielsweise ein raumfüllendes Schlangenwesen oder eine Super-Golem bequem machten. Leider haben diese Biester trotz abstoßender Schönheit ein kleines Problem: Es braucht einer Reihe von Quick-Time-Eingaben, um sie in die selten vorhandenen Knie zu zwingen. Hoffen wir einfach, dass die sich an der spielerischen Kompetenz von God of War orientieren oder – noch besser – dass man sich beim Entwickler Bottlerocket noch eines Besseren besinnt und diese Dinger gleich ganz verbannt. Man kann das Herausfetzen wichtiger Organe ohne solche Störungen doch gleich viel besser genießen.