Splinter Cell Conviction
Zurück von den Toten
Diese schaltet Ihr sehr gezielt und mittels eines Systems aus, von dessen Gelingen wohl auch Zukunft und Schicksal Convictions abhängen. „Mark and Execute“, Markieren und Ausführen, nennt es sich. Ihr lauert im Schatten und evaluiert die Lage. Jeder Feind, jede Lichtquelle, Falle oder wichtiges Raumobjekt lässt sich markieren. Auf Ausführen hin legt Sam fast automatisch los. Er hat sein ganzes Leben dafür trainiert, er weiß, was zu tun ist, er braucht nicht bei jeder Kleinigkeit die direkte Hilfe des Spielers. Eure Aufgabe wird es sein, das richtige Timing und die richtigen Ziele zu finden. Wenn unter einem Kronleuchter fünf Bösewichter lauern, dann solltet Ihr lieber den Leuchter auswählen. Einen Feind zu taggen, der dabei ist, den Raum zu verlassen, bringt wenig und endet eher damit, dass Sam sich ins Offene begibt, ohne ein Ziel vorzufinden.
Es ist ein anderes Spielen, als Ihr es bisher aus der Serie gewohnt ward, und so etwas weckt immer Misstrauen. Persönlich würde ich derzeit sagen, dass der Kniff sich einfach nur weg von handwerklichem Geschick und hin zu mehr taktischen Überlegungen bewegt. Je nach Waffe könnt Ihr mehr oder weniger Ziele taggen, und da diese sich auch dynamisch verhalten und auf Sam reagieren, muss dem Schritt der Ausführung ein gutes Maß an Planung vorausgehen.
Schön war auch schon zu sehen, wie diverse Gadgets – in diesem simplen Fall ein einfacher Taschenspiegel – Mark and Execute unterstützen. Ihr lugt unter der Tür durch, peilt die im Raum befindlichen Feinde an und lasst Sam nach dem Eintreten der Tür sein Ding machen. Aber wartet nicht zu lange. Vielleicht haben sie nach einer Minute schon längst die Stellungen gewechselt.
Ihr dürft übrigens auch mit den Erwartungen der Feinde spielen. Seid Ihr in Deckung, dann könnt Ihr vielleicht ein oder zwei Schüsse abgegeben, bevor Umstehende doch auf die Idee kommen, dass da wohl was im Dunkel hocken muss. Dann werden sie zurückfeuern, aber vielleicht seid Ihr ja schon gar nicht mehr da. Taucht Ihr tiefer in die Schatten ab, bleibt eine weiße Umriss-Silhouette von Sam zurück, die Euch den Punkt anzeigt, auf den sich die Aufmerksamkeit der Feinde richtet. Nutzt dies aus, um einen bessere Position zu finden, zu entkommen oder Fallen zu stellen.
Das Mark and Execute-System kommt Sams neuer Beweglichkeit sehr zu Gute. Der Mann mag älter geworden sein, gebremst hat ihn das in keiner Weise. Im Gegenteil. Mit für Splinter Cell ungewohnter Geschwindigkeit bewegt er sich durch den Raum, erschießt zwei, wirft einen dritten aus dem Fenster, springt hinterher und hangelt sich am Sims zum nächsten Fenster, durch das er wiederum in dem Raum zurückkehrt. Alles in wenigen Sekunden. Die Zeit der Langsamkeit ist vorbei.
Die Optik enttäuscht in keiner Weise, reizt aber auch noch nicht zum himmelhohen Jauchzen. Nette Animationen, alles sehr flüssig, alles nett. Was wirklich flashed, ist der beste der optischen Tricks, der auch ein geniales Gameplay-Feature darstellt. Ihr seid allein unterwegs und kein Knopf im Ohr sagt Solo-Rampage-Sam, wo es langgeht. Damit Ihr nicht zu lange knobelt und das Tempo gebremst wird, projiziert das Spiel Missionsziele überlebensgroß auf Wände, Böden oder andere Oberflächen. Eine Häuserwand zeigt eine überdimensionierte Werbung „Enter the mansion“, drinnen gefolgt von einem „Track Sarahs killer“ auf Böden und Glaswänden. Phantastisch in Szene gesetzt und doch schlicht, gleichzeitig wahnsinnig optisch und ein wirksames Mittel zum Zweck noch dazu.
Splinter Cell: Conviction ist definitiv zurück. Zwei Jahre Fitness und einen Frisörbesuch später, schickt sich Sam Fisher an, seinen Platz zurück zu erobern und im Vorbeigehen das Stealth-Genre aufzufrischen. Nur kann er dabei definitiv noch auf die Nase fallen. Ob Mark and Execute sein Ziel trifft, lässt sich eigentlich nur bei einem längeren Gameplay-Test feststellen. Aber Hoffnung dürft Ihr schöpfen. Sam Fisher hinterließ noch nie einen so entschlossenen, aggressiven und spannenden Eindruck wie hier.
Splinter Cell: Conviction soll noch in diesem Jahr erscheinen. Fürs erste wird es ein Xbox 360–exklusiver Release sein Danach lockt auch die Heimrechner-Version.