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SSX Blur

Bruchlandung für Einsteiger

Auf richtig viel Schnee musste man in diesem Winter ja leider vergeblich warten. Umso besser, dass uns Electronic Arts jetzt die Flocken auf dem heimischen Fernseher zaubert. Zumindest dort brettert Ihr per Snowboard oder auf Skiern die waghalsigsten Pisten hinunter, bei denen man sich im echten Leben wohl sämtliche Knochen brechen würde. Wie auch der echte Sport, ist SSX Blur allerdings nichts für Einsteiger, die mal eben eine lockere Runde in der weißen Pracht drehen wollen. Aber Vorsicht, denn sogar vor dem TV-Gerät besteht aufgrund der Steuerung teilweise Knochenbruchgefahr.

Von Berg zu Berg

SSX Blur wirft Euch ohne große Vorgeschichte oder irgendwelche Handlungsfäden ins Geschehen. Ihr startet im Hauptmenü einfach den Spielmodus „Karriere“ und sucht Euch einen der Charaktere aus. Zu Anfang steht lediglich eine handvoll Protagonisten zur Auswahl, jedoch könnt Ihr durch Siege weitere Fahrer beziehungsweise Fahrerinnen freischalten. Anschließend dürft Ihr auf Eurem Brett bereits den ersten Berg nach Belieben erkunden. Wer das nicht will, kann es auch einfach sein lassen. Per Tastendruck wechselt Ihr schnell ins Menü, ruft die Karte auf und springt automatisch an den gewählten Streckenabschnitt. Jeder Abschnitt bietet Euch mindestens ein Event an, das sich wiederum in fünf unterschiedliche Varianten aufteilt: Rennen, Slopestyle, Half-Pipe, Big Air oder Slalom.

Das mickrige Symbol unten zeigt Euch die Form des Übertricks an.

Im „Rennen“ zählt lediglich Eure Position im Ziel, während „Slopestyle“, „Half-Pipe“ und „Big Air“ den höchsten Punktestand erfordern. Diesen erreicht Ihr durch das Auslösen zahlreicher Tricks sowie Kombos. Im „Slalom“ hingegen umkurvt Ihr - wie der Name schon verrät - diverse Slalomstangen. Sollte man eine davon verpassen, rechnet sich sofort eine Zeitstrafe auf die eigene Stoppuhr an.

Wer lediglich die normalen Events an einem Berg abgrast, kann andere Pisten allerdings nicht freischalten. Dafür solltet Ihr schon die zusätzlichen Turniere gewinnen, die sich separat über das Menü auswählen lassen. Je nach Spielfortschritt bestehen solche Wettkämpfe aus mehreren Abschnitten. Zum Beispiel erst drei Rennen, dann Slopestyle und abschließend Slaloms. Im Freeride-Modus findet Ihr hingegen satte 32 Herausforderungen. Sofern Ihr hier Euren Gegner besiegt, dürft Ihr Euch später dessen Snowboard oder Skier in den Rucksack packen. Manche der gewonnenen Sportgeräte verbessern bestimmte Werte Eures Fahrers, andere wiederum bieten lediglich eine unterschiedliche Optik. Apropos Werte. Durch Siege in den Events und Turnieren könnt Ihr die Fähigkeiten Eures Charakters immer weiter ausbauen. So kitzelt man zum Beispiel noch etwas mehr Geschwindigkeit aus ihnen heraus oder lässt sie Tricks präziser absolvieren.

Knifflige Steuerung

Solche Abhänge sind keine Seltenheit.

Bisher bietet SSX Blur aber kaum etwas, das man nicht schon aus den Vorgängern kennt. Da der Titel jedoch exklusiv für Nintendos Wii erscheint, machen die Entwickler verständlicherweise von der neuen Steuerung Gebrauch. Die grundlegende Kontrolle Eures Fahrers übernimmt der Nunchuck. Mit dem darauf befindlichen Analogstick beschleunigt oder bremst Ihr. Des Weiteren haltet Ihr damit die Balance auf Kanten, oder absolviert Kurven, indem neben dem Stick selbst auch der komplette Nunchuck zur Seite geneigt wird. Für einen Sprung müsst Ihr das Gerät indes einfach nur nach oben ziehen. Bei solchen Aktionen kommt dann schließlich die Wiimote zum Einsatz. Bewegt Ihr den Controller zur Seite beziehungsweise auf und ab, führt Euer Fahrer Spins oder Flips aus. Die Landung klappt ganz einfach: Per Druck auf die A- oder B-Taste richtet sich der Fahrer selbstständig aus und landet im Normalfall ohne Probleme auf dem Boden.

Mit der Ausführung der Tricks sammelt Ihr aber nicht nur Punkte, sondern steigert zudem den Balken der Groove-Anzeige am rechten Bildschirmrand. Und die ist für zweierlei Dinge gut: Zum einen könnt Ihr mit der gesammelten „Energie“ zu jeder Zeit einen kleinen Geschwindigkeitsschub aktivieren. Zum anderen stehen Euch ab Groove-Level 3 die so genannten Übertricks zur Verfügung. Sobald Ihr dann in die Lüfte abhebt, taucht am unteren Bildschirm ein kleines Symbol auf, das eine bestimmte Form anzeigt – etwa ein Z oder ein Herz. Diese müsst Ihr nach Betätigung des A-Buttons per Wiimote auf dem Bildschirm nachzeichnen, bei einigen ist sogar zusätzlich der Nunchuck erforderlich. PC-Spieler dürften das so ähnlich bereits aus Black & White kennen.

Beliebt unter Extremsportlern: Die tägliche Morgengymnastik auf dem Snowboard.

Sofern das Spezialmanöver erfolgreich abläuft, verlangsamt sich der Spielablauf und Ihr könnt weitaus mehr Punkte sammeln als mit normalen Tricks. Allerdings gibt es wegen der zum Teil recht komplexen Formen ziemlich oft Probleme, wenn zuweilen das gezeichnete Symbol trotz mehrerer Versuche nicht erkannt wird. Nützlich wäre an dieser Stelle ein kleiner Cursor, der Euch den Verlauf Eurer Bewegungen anzeigt. So könnt Ihr nur abwarten, ob das Spiel es registriert oder einfach normal weiter läuft. Im schlimmsten Fall entgehen Euch dadurch wichtige Punkte, die ansonsten für einen Sieg gereicht hätten. Zusätzliche Übertricks lassen sich ebenfalls freischalten. Dazu sammelt Ihr die entsprechenden Symbole im Freeride-Modus auf.

Generell dauert es eine ganze Weile, bis man die Steuerung von SSX Blur wirklich perfekt beherrscht. Am ersten Abend hätte ich wirklich am liebsten den Controller in die Ecke gefeuert, denn selbst die Tutorials machten teilweise schon Probleme. Wer aber dran bleibt und nicht gleich aufgibt, der kommt immer besser zurecht. Abgesehen davon dürfen speziell Anfänger den einen oder anderen frustrierenden Moment erwarten. Gerade die Slaloms sind eine äußerst harte Nuss und verlangen neben dem Beherrschen der Steuerung auch eine gute Kenntnis der Strecke. Rauscht Ihr nämlich ohne groß nachzudenken über einen Abhang, verpasst Ihr unter Umständen schon eine oder mehr Fahnen. Da hilft dann wieder nur ein Neustart.

Einwandfreie Optik

In Sachen Grafik gibt es bei SSX Blur fast nichts zu meckern. Electronic Arts' Titel zählt schlicht zu den derzeit schönsten Vertretern auf Nintendos Konsole. Die Berge sind ungemein groß ausgefallen und überzeugen mit diversen schön gestalteten Streckenabschnitten, beispielsweise Wälder, Höhlen oder riesige Gefälle. Ebenfalls schick anzusehen sind verschiedene kleinere Details, etwa wenn der Schnee im Sonnenlicht glitzert. Das fällt aber weniger in der schnellen Bewegung auf, sondern viel mehr dann, wenn Ihr gerade stillsteht. Legt Ihr eine Bruchlandung im Schnee hin, ist der eigene Charakter anschließend von Kopf bis Fuß mit dem weißen Pulver bedeckt. Und das löst sich erst nach und nach wieder von der Kleidung ab.

Ein paar Probleme macht allerdings die Kollisionsabfrage. Zumindest erscheint sie teilweise etwas unglaubwürdig. Ein Beispiel: Während eines Wettkampfes prallt man von einer Holzhütte ab, wird später jedoch durch einen wesentlich kleineren Eisbrocken von den Beinen geholt. Wenn Ihr beide Controller schüttelt, steht Ihr zwar schnell wieder auf dem Brett, aber dennoch ist es ärgerlich, da sich durch solche Stürze die Groove-Anzeige im schlimmsten Fall vollständig entleert.

Der Groove-Level hat im Übrigen noch Einfluss auf die Musikuntermalung. Je höher er ist, desto dynamischer verhält sich der Soundtrack und umso mehr Punkte könnt Ihr sammeln. Die temporeichen Songs wiederholen sich leider recht schnell. Zudem sind sämtliche Kommentare, wenn auch eher spärlich vorhanden, nur in englischer Sprache enthalten.

Wie praktisch alle aktuellen Wii-Titel, muss Electronic Arts' Snowboardspiel ebenfalls ohne einen Online-Modus auskommen. Kleiner Wermutstropfen: Immerhin dürft Ihr via Splitscreen offline mit einem weiteren Mitspieler oder nacheinander mit bis zu vier Teilnehmern den Berg hinunter rasen.

SSX Blur macht vieles richtig, allerdings auch einiges falsch. Speziell die Übertricks hätten etwas mehr Feintuning vertragen können, da sie oftmals nicht ausgelöst werden und recht komplex sind. In Kombination mit dem knackigen Schwierigkeitsgrad erleben dabei vor allem Einsteiger mehr Frust als Spaß. Zudem gibt es keine wirkliche Geschichte, die sich im Hintergrund abspielt. Speziell mit den diversen Charakteren hätte man sich da durchaus etwas einfallen lassen können. Wer genug Zeit in die Beherrschung des Spiels investiert und mit den Macken leben kann, der wird jedoch mit Sicherheit seine Freude daran haben. Zumindest für ein paar Abende.

SSX Blur ist seit dem 15. März für die Nintendo Wii erhältlich.

6 / 10

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