S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky
Lust und Frust
Erwähnenswert außerdem: Die NPC-Begleiter lassen sich endlich rudimentär steuern. Doch während Euch die Gegner über weite Strecken spannende Gefechte liefern und eine erschreckende Wurf-Genauigkeit mit Granaten besitzen, wirkt Eure eigene Mannschaft oft zu träge. Nur selten gehen sie aggressiv vor oder leisten einen wichtigen Beitrag zum Ausgang des Gefechts. Mit Version 1.503 verharkten sich die eigenen Superkämpfer derart ineinander, dass das passende Skript nicht ausgelöst wurde. Endergebnis: Neustart beim letzten Spielstand. Ein Vorgang, der bei Clear Sky nach einer Weile aber zur Routine wird. Insgesamt habe ich in 15 Stunden ca. 50 Spielstände generiert. Ein neuer Rekord, der selbst den Vorgänger auf die Plätze verweist.
Doch genug gemeckert. Viele der genannten Probleme verblassen angesichts der gelungenen Features, die S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky wie schon seinen Vorgänger zu einem einmaligen Titel machen. Da wäre zum einen die Grafik, die mit ihren modernen Effekten und hochaufgelösten Texturen für Begeisterung sorgt.
Das Design einiger Spielfiguren mag zwar nicht zur Genrespitze zu gehören, dafür ist die Landschaft so hervorragend gelungen, dass man immer wieder mit offenem Mund vor dem Bildschirm setzt. Auch der Hardware-Hunger ist angesichts der Grafikpracht erträglich. Wie schon in der Vorschau erwähnt, genügt ein einigermaßen aktueller PC, um die dicht bewachsenen Steppen und Hügel in voller Grafikqualität zu genießen. Nur das neue Beleuchtungsmodell verlangt nach einer modernen Grafikkarte.
Einige Features wie volumetrischer Rauch lassen sich nur unter Windows Vista aktivieren. Der Titel sieht aber so oder so fantastisch aus und muss sich nur in puncto Physik vor Blockbustern wie Crysis geschlagen geben. Vor allem in den heruntergekommenen Innenräumen glänzt Clear Sky mit herrlich detaillierten Abschnitten, die mit Dreck und Rost fast Ekel hervorrufen. Schade, dass es diesmal so wenig Untergrundabschnitte gibt.
Doch viel wichtiger als das ganze Optik-Bling-Bling ist das hervorragende Gunplay und die solide Grundstruktur. Wie schon bei anderen Sandbox-Games wie Grand Theft Auto ist die Spielwelt der eigentliche Star von S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky. Es ist ihr Detailreichtum und ihre Glaubwürdigkeit, die den Titel trotz aller Fehler über das Mittelmaß erhebt. Dabei ist es ein Wunder, dass trotz des Open-World-Charakters jedes Gefecht eine dichte Kampf-Atmosphäre liefert und das Adrenalin auf Rekord-Niveau befördert. Die Waffen haben genau die richtige Kraft, die Upgrades sind jederzeit spürbar und jeder Gegner geht mit einer anderen Taktik vor. So fungiert das Gunplay als die richtige Vorband, um das Publikum auf das fehlerhafte, aber charakterstarke Gesamterlebnis einzuschwören.
Es ist mir unerklärlich, wie die Ukrainer auf die Idee kommen, ihren Fans einen weiteren Holperstart zuzumuten. Schon beim Vorgänger konnte erst ein Fan-Patch (Oblivion Lost) das ganze Potential des Titel wachrufen und nun etwa das gleiche Spiel?
GSC Game World muss sich auf jeden Fall am Riemen reißen und weiter an Clear Sky arbeiten. Mit etwas Mühe und weiteren Patches könnte der Titel am Ende vielleicht seinen Erwartungen gerecht werden. Da wir aber keine Note für die besten Aussichten vergeben, ist Clear Sky im aktuellen Zustand leider keine 8.
Trotz seiner Fehler ist es aber auch noch lange keine Katastrophe. Die Substanz des Vorgängers bleibt bestehen und dank einiger geschickter Verbesserungen, spielt sich der Titel über weite Strecken fantastisch. Immer wieder bestaunt man atemberaubende Panoramen, kann sich an der gelungenen Grafik kaum satt sehen und ist ob der dichten Atmosphäre stundenlang gefesselt. Schade, dass GSC nicht mit der gleichen Hingabe an das Bugfixing gegangen ist. Hoffen wir, dass sie nun die Fehler nachträglich ausbessern, dann klappt es ja am Ende vielleicht sogar mit einer Aufwertung.
S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky ist am 5. September erschienen. Der zweite Patch wird in den nächsten Tagen erscheinen.