Star Fox Guard - Test
Fingerübung.
Star Fox Guard, für 15 Euro in Nintendos E-Shop oder als Beilage zur First-Print-Edition von Star Fox Zero (siehe Star-Fox-Zero-Test) erhältlich, ist nett. Nicht gut, nicht meh, nichts, was die Zeit davor rückblickend als "Wie konnte ich nur ein Leben ohne führen?" erscheinen lässt, sondern eben... nett. Ich weiß, das Wort erlaubt in einen Spielbezug gesetzt streng genommen keine qualitative Einordnung, aber so ist das nun mal. In meinem Fall beschreibt es die Begebenheit, wenn man nichts erwartet und am Ende trotzdem die eine oder andere Stunde vor einem launigen Tower-Defense-Spiel verbringt.
Weinerlich-infantiler Bezugspunkt zur Star-Fox-Welt: Slippy mit seinem Geschwätz und sein Onkel Grippy, der von Corneria bis Zoness und Co. Bergbauanlagen aus dem Boden stampft. Ihr werdet regelmäßig Slippy hören und seinen blöden Onkel, und ihr belangloses, irgendwann nur noch wie ein quietschendes Geräusch tönendes Gerede obendrein, das als letzte Warnung. Zum Beispiel jedes Mal, wenn wie Gorillas gebaute Roboter die im Ansatz labyrinthisch aufgebauten Anlagen überrennen und es bis zum Kern schaffen. Wie Tower Defense nun mal ist, müsst ihr das verhindern.
Nintendo machte daraus ein in seiner Einfachheit recht schmuckloses, aber tadellos funktionierendes und freudig aufgelegtes Spiel. Auf dem Fernseher seht ihr die Bildausschnitte Dutzender rings um die schützenden Mauern gerichteter Überwachungskamerageschütze. Auf dem Screen des Wii-U-Gamepads habt ihr die Draufsicht des Komplexes und müsst mit dem Finger auf die Kameras tippen, um zwischen ihnen zu wechseln und die Angreifer zu erschießen, bevor sie den wunden Punkt erreichen können. Das war es. In allen Abschnitten tut ihr genau das und ich war gestern durchaus überrascht, dass ich 30 dieser Szenarien spielte, ohne dass ich mich extra hätte dafür aufraffen müssen.
Auflockerung erfährt die Monotonie des Beobachtens und Reagierens durch unterschiedliche Basenbeschaffenheit je nach Planet und verschiedene Roboter. Der eine ist groß und langsam und wird schneller, sobald man ihn kleinschießt; die anderen stemmen einen Schutzschild vor ihren Blechkörper und erfordern den umsichtigen Wechsel zwischen den Kamerageschützen. Einige sind als Ablenkung lediglich dazu da, euch möglichst lange in Schach zu halten. Es gibt extra hergerichtete Bosse, hochgewirbelte Sandfontänen mit erschwerter Sicht oder anfliegende Ufos, die Kameras stören und wehrlos machen können.
Obwohl sich jeder Abschnitt gleich spielt, reduziert aufs Durchwechseln und Draufhalten, schlägt Nintendo immer wieder einen zumindest kleinen Haken in stets ähnlich aussehenden und sich nur durch den Hintergrund unterscheidenden Basen. Mein Favorit sind die freischaltbaren Spezialmissionen unter erschwerten Bedingungen. Hierbei unterliegt man etwa stark verknapptem Munitionsvorrat und muss die Schüsse schon an den Fingern abzählen, will man erfolgreich sein. Woanders gibt es ausschließlich fliegende Roboter oder man hat man nur eine Kamera und muss sie nach und nach den diebischen Eindringlingen von den Köpfen ballern.
Star Fox Guard gelingt ein mit verspieltem Stress verbundenes Erlebnis, besonders in den Momenten mehrseitiger Belagerung, wenn man sich panisch umblickt und schnell mit dem Finger zur richtigen Kamera wechseln muss. Wie so oft beim Agieren unter Druck. Netterweise füllt sich nach jeder gewonnenen Runde der Levelbalken und schaltet frei, was die Motivation aufrechterhalten soll: Extramissionen, vereisende Laser oder solche, die durch Wände zu schießen in der Lage sind. So kriegt Guard, das nach einer kleinen Fingerübung vonseiten Nintendos aussieht, doch noch die Kurve, zumindest wenn man ohnehin schon die First-Print-Edition hat.
Für E-Shop-Käufer ist es wie mit dem Fünf-Dollar-Shake: Ich weiß nicht, ob es den geforderten Preis von 15 Euro wert ist, aber kann man machen. Star Fox Guard gibt sich so selbsterklärend, wie es für seine einfachen Spielregeln einsteht. Vermutlich keiner wird sich fasziniert an der Basenverteidigung festbeißen oder zu Weihnachten einen Spiel-des-Jahres-Platz dafür übrig haben. Dennoch ist es überraschend, wie viel Spaß die gelegentliche Robotermüllpresse bereiten kann. Wenn das nichts Nettes ist, was dann?