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Star Ocean: First Departure

Futur Fantasie Perfekt

In Star Ocean spielt Ihr Roddick, ein Mitglied der Local Defense Force. Diese patrouilliert die Dörfer Kratus und Coule und sorgt für Ruhe und Ordnung. Eines Tages lässt eine seltsame Krankheit die Dorfbewohner versteinern. Roddick und seine Freunde ziehen aus, um ein Heilkraut zu finden. Da treffen sie eine Truppe von Bewohnern außerhalb ihres eigenen Planeten, die ihnen erzählen…

...nein, lassen wir das besser. Ich sollte nicht versuchen, meine Schreibfertigkeit in die Zeit zurück zu versetzen, als Star Ocean frisch und neu war, vor so langer Zeit auf dem SNES. Nehmt mein Wort dafür, dass Ihr in Star Ocean: First Departure mit einer Truppe von ahnungslosen Fantasy-Hillbillies im Weltraum echt wilde Sachen erlebt, verrückte Frisurenfarben tragt und am Ende mal wieder das Universum rettet. Oder zumindest Euren Heimatplaneten. Ist doch auch was.

Das eher konservative Skript geht dabei klar mehr die Richtung Jean Luc als Zaphod. Insbesondere die Raumfahrer der Federation vom fremden Planeten Erde mit ihrer Regel, nicht in die Belange unterentwickelter Welten einzugreifen – Alarmstufe Rot, wir stellen einen Bruch im Roddenberry-Copyright fest! – überzeugen mehr durch grammatikalische Richtigkeit als gepflegten Wortwitz oder tiefschürfende Dialoge. Der Plot inklusive Zeitreisen und allen sonstigen Sci-Fi Extras weiß auch heute noch durchaus zu überzeugen. Im Angesicht moderner Schwergewichte im Stile von Mass Effect brilliert er nur nicht mehr ganz so wie damals. Lobenswert ist aber sicher, dass jede wichtige Rolle mit brauchbaren Sprechern auf Englisch vertont wurde.

Wenn Dich jemand fragt: 'Bist Du ein Gott?', dann sagst Du 'JA'! Nicht, 'Nein, ich bin auch Mensch'…

Was das Gameplay angeht, mischt keine andere Serie Fantasy mit so viel Science-Fiction, ohne daraus großartige spielerische Abweichungen resultieren zu lassen. Es mag in die Tiefen des Weltalls gehen, in jeder anderen Hinsicht sitzt Square Enix Produkt tief verwurzelt im goldenen Zeitalter der 16- und 32-Bit Rollenspiele.

Eine 3D-Oberwelt verbindet die interessanten Flecken des Planeten, die dann wiederum in hübsch handgemaltem 2D dargestellt werden. Und zwar in einer Größe, die Euch unwillkürlich zu einer Lupe greifen lässt. Ihr habt an mehr als nur einer Lokalität den Eindruck, Ameisen beim Wandern zuzuschauen. Viel der in das Design geflossenen Liebe ist noch spürbar, aber ohne Details ausmachen zu können, verfliegt doch ein wenig der Charme, den die Story von der ersten Minute an aus dem absolut blendenden Anime-Sequenzen zieht.

Das Gesamtpaket lässt sich schwer in eine Schublade stecken und schwankt heftig zwischen allen Remakes vor sich hin, ohne wirklich eigene Merkmale herauszuarbeiten. Ihr könnt es im positiven Sinne als eine Art Best-Of Kompilation verschiedener Motive und Mechaniken verstehen, die ein schlüssiges Ganzes ergeben. Alles schon mal da gewesen, aber trotzdem warmherzig begrüßt wie einen Lieblingssong, den man schon lange nicht mehr hörte.

Vor allem die Tiefe der Charaktere bleibt schnell auf der Strecke, während die Handlung sich um sie entfaltet. Jemand liebt irgendwen, hasst jemand anders oder vollbringt etwas wahnsinnig Heroisches, aber es fesselt einfach nicht, solange man die Gefühlswelt mehrerer Hollywood-Schmachter in fünf, wenige Zeilen lange Sprechblasen packt. Es zieht einfach nicht so richtig in den Bann. Glück für die Protagonisten, dass der Überbau der großen Handlung diese Schwächen in den allermeisten Fällen souverän auffängt.

Space-Hair

Das einzige Problem, mit dem das sonst ausgereifte und unterhaltsame Action-Kampfsystem aufwartet, ist die Tatsache, dass es den Anschein hat, die KI auf der eigenen Seite würde die meiste Arbeit übernehmen. Niemand kann bis zu vier Actionhelden gleichzeitig auf dem Screen lenken und so ist es sicher gut daran getan, dass die drei nicht gesteuerten Kämpfer ihren vollen Teil zum Sieg beitragen. Trotzdem werdet Ihr Euch, vor allem in Kämpfen mit voller Besetzung, von Zeit zu Zeit ein wenig „außen vor“ fühlen.

Die Anpassungsfähigkeit der Helden holt Euch wieder ein wenig in das Geschehen zurück. Jeder kann aus diversen Materialien neue Waffen und Rüstungen bauen, die Eurer Party eine persönliche Edge in den Kämpfen geben. Das System kann man nur schwer als neuartig bezeichnen, frisch genug passt es sich aber immer noch in die klassische JRPG-Formel ein und hilft, die zum Glück nicht im Übermaß auftretenden Gefechte auch nach Stunden noch interessant zu halten.

Das war das letzte. Jetzt reicht's.

Das sage ich mir nach jedem neuem Square Enix–Remake und nehme mir vor, mit dem nächsten hart umzuspringen. Einfach nur, weil es mal wieder nur etwas Altes in neuer Hülle zu spielen gab. Aber dann ist das nächste so etwas wie Star Ocean: First Departure und einfach doch zu gut, um es mit harten Worten zu strafen.

Geboten wird solidestes Fernostrollenspiel mit einer anständigen Handlung, einem felsenfesten Spielprinzip und einem Mischlook aus 16-Bit-Freuden und Anime-Schöpfung, der das Retroherz lachen lässt. Da verzeiht man schnell ein paar kleinere Schwachpunkte in der Wahl der Perspektive oder der Ausgestaltung der Figuren.

Das SNES–Original stammt aus dem Jahr 1996, das 2008er Remake ist ab sofort und ausschließlich auf der PSP zu haben. Mit Ausnahme des deutschen Handbuchs übrigens komplett in englischer Sprache.

8 / 10

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