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Star Ocean: The Second Story R im Test - Die Rückkehr eines wahrhaftigen Klassikers

Ich verstehe, warum Teil 2 der Fanliebling ist.

Die Neuauflage des JRPGs überzeugt dank technischer Überarbeitung, ungewohntem Kampfsystem und dramatischer Geschichte bis zum Schluss. Das Kampfsystem wirkt erfrischend, doch einige Elemente der Welterkundung veraltet. Zahlreiche Figuren und Enden sorgen für einen hohen Wiederspielwert.

Mit Star Ocean: The Second Story R hat Square Enix den beliebtesten Teil der Science-Fantasy Reihe neu aufgelegt. Dabei wurde das Spiel aus 1998 nicht an allen Stellen überarbeitet. Das Studio Gemdrops, das für die Überarbeitung auf Basis des Originals von tri-ace zuständig war, konzentrierte sich stattdessen auf einen speziellen "2.5D-Look". Die zuvor vorgerenderte Welt ist nun in Echtzeit modelliert, während die Figuren ihre pixelige Signatur behalten.

Das Vorhaben geht auf: Der Stil des Spiels begeisterte mich durchgehend und raubte mir an mehr als einer Stelle den Atem. Aber können die alte Geschichte und das Gameplay die Neuauflage in der aktuellen Flut herausragender Spiele überhaupt über Wasser halten? Das finden wir gleich heraus, aber den neuen Anstrich oder die überarbeitete Musik, welche wir bereits mit Komponist Motoi Sakuraba näher betrachtet haben, könnt ihr euch im obigen Video ganz genau anschauen und anhören.

Zwei Geschichten, 13 Charaktere, 99 Enden

Image credit: Square Enix, Eurogamer.de

Wir schreiben das Weltraumjahr 366, in dem Menschen bereits mit Raumschiffen durch die Galaxie reisen. Die wichtigste Entscheidung trefft ihr gleich nach dem Intro, denn je nach Figur, erlebt ihr die nächsten 20 bis 30 Stunden die Geschichte aus einer bestimmten Perspektive. Zur Auswahl stehen Claude C. Kenny, der Sohn eines Admirals (Ronyx J. Kenny) der Pangalaktischen Föderation, welcher auf einem geheimnisvollen Planeten landet und Rena Lanford, ein junges Mädchen, die mit ihrer Mutter in einem kleinen Dorf lebt. Die zwei Figuren finden früh zueinander, doch ihre Wege trennen sich immer wieder, sodass stetig zwei verschiedene Perspektiven auf das Geschehen entstehen.

Obwohl "The Second Story" ein direkter Nachfolger des ersten Teils ist, müsst ihr den Vorgänger nicht kennen, um die Geschichte des zweiten Teils zu verstehen. Es werden keine wichtigen Referenzen gezogen, einige Figuren haben jedoch Verbindungen zu denen aus dem ersten Spiel. Beim Abschluss bestimmter Herausforderungen erhaltet ihr weitere Figuren, die Fans aus anderen Spielen der Star-Ocean-Reihe wiedererkennen dürften. Diese unterstützen euch im Kampf als passive Einheiten.


Star Ocean: The Second Story R bietet keine speziellen Einstellungen zur Barrierefreiheit auf der PlayStation 5, man kann aber die Vibrationsstärke des Controllers einstellen. Es gibt deutsche Texte, vertont ist das Spiel auf Englisch und Japanisch.


Die Mischung aus 3D-Schauplätzen, 2D-Avataren und Pixelfiguren steht Star Ocean: The Second Story R gut. | Image credit: Square Enix, Eurogamer.de

Die Geschichte stellt sich sehr schnell als das Highlight heraus, denn sie überrascht mit vielen Wendungen. Ständig macht ihr unerwartete Begegnungen, denn die Hauptfiguren treffen häufig auf neue Charaktere, die sich als spannende Persönlichkeiten herausstellen. Es gibt bis zu 13 Figuren, die ihr im Spiel freischalten könnt, doch werden nicht alle gleichzeitig eurer Geschichte folgen. Insgesamt acht Figuren dürft ihr maximal aufnehmen, nur vier davon werden am aktiven Kampf beteiligt. Einige von ihnen tauchen beispielsweise nur in Claudes Version auf und können sich euch nicht anschließen, wenn ihr mit Rena begonnen habt — umgekehrt genauso.

Die Figuren entwickeln außerdem Bindungen untereinander. Es gibt 99 verschiedene Enden, die von diesen Beziehungen abhängen. Die Geschichte selbst entwickelt sich linear, wobei das Ende unterschiedliche Herangehensweisen erlaubt. Generell habe ich das Gefühl, dass die Geschichte sehr gut gealtert ist, auch wenn mir die Auflösung selbst nicht gefällt. Trotzdem habe ich mich durchgehend gut unterhalten gefühlt und viele Nebenfiguren ins Herz geschlossen. Auch die Nebenquests sind eine Bereicherung für das World-Building, weshalb ich unbedingt jedes gelbe Ausrufezeichen auf der Map erkunden wollte und das nie bereut habe.

Der Kampf ist manchmal ein Krampf

Star Ocean: The Second Story R bietet ein ungewöhnliches Kampfsystem, das durch viele gleichzeitige Angriffe etwas überladen wirken kann. | Image credit: Square Enix, Eurogamer.de

Das Kampfsystem des zweiten Star Ocean weicht von der regulären JRPG-Formel etwas ab, wirkt aber dennoch vertraut. Ihr könnt zwischen drei Schwierigkeitsstufen wählen, die passenderweise "Erde", "Universum" und "Galaxie" heißen. Trefft ihr auf einen Gegner, wird eure Truppe in einen Echtzeitkampf verwickelt, in dem ihr nur einen von vier Charakteren selbst steuern könnt. Vier weitere Charaktere können als Unterstützer ausgerüstet werden, die euch per Knopfdruck mit einer Attacke helfen. Zum Unterstützungsteam zählen bis zu vier inaktive Charaktere, die euch bei eurer Reise begleiten, oder die Easter-Egg Figuren, die aus den alten Spielen hinzugefügt wurden.

Sind Magier im aktiven Team, hab ihr die Möglichkeit per Tastendruck die Zeit anzuhalten und einen Zauberspruch zu wählen. Diese Zauber sind anfangs grundlegende Angriffe oder Heilungen, später führen einige Zaubersprüche zu epischen Animationen, weshalb das Erlernen neuer Sprüche eine gute Motivation zum Leveln bietet. Zudem gibt es diverse Gegenstände, die ihr im Kampf verwenden könnt, einige davon sind sogar starke Magieattacken.

Freundet euch mit anderen Figuren an, auf die ihr während der Geschichte oder beim Erkunden trefft. Macht ihr alles richtig, könnt ihr sie in eure eigene Gruppe aufnehmen und ihren Beziehungsstatus erhöhen. | Image credit: Square Enix, Eurogamer.de

Das System rund um das Inventar ist ebenfalls einfallsreich. Ähnlich wie beim Final Fantasy Jobsystem verdient ihr nach jedem Sieg nicht nur Fähigkeitspunkte und Level, um KP, MP und Co. aufzubessern, sondern erhaltet zusätzliche Fertigkeitspunkte für Spezialisierungen. Eure Figuren erlernen so beispielsweise "Kochen", "Psychologie" oder "Maschinist". Das erlaubt eurem Team unterstützende Gerichte zu kochen, Magie zu verbessern oder zum Beispiel eine Kamera herzustellen, die Items dupliziert. Wer Spaß an dem perfekten Teambuild hat und es liebt, sich in die Meta einzuarbeiten, kommt mit Sicherheit auf seine Kosten.

Während der Grind durch Verkettungen von Gegnern erfreulicherweise auf das Mindeste reduziert wird, wirkt die Erkundung an einigen Stellen veraltet, denn die Weltkarte ist zu weitläufig. Auch Dungeons wirken linear und ihre Rätsel oft uninspiriert. Hinzu kommt das Gegnerdesign, das im Gegensatz zum Rest des Spiels kaum Abwechslung bietet. Dass die lästigen Gegner, denen man deutlich überlegen ist, das Team nicht in Ruhe lassen, hilft auch nicht, denn das führt trotz schneller Kämpfe zu langen Animationspassagen.

Die Musik macht hier die Musik

Kleine Überraschungen, wie Charaktere aus anderen Star-Ocean-Spielen, spezielle Fähigkeiten oder von Figuren komponierte Musik, sorgen für reichlich Abwechslung. | Image credit: Square Enix, Eurogamer.de

Leider hilft auch der — für sich allein genommen wunderschöne — Soundtrack von Motoi Sakuraba bei der monotonen Erkundung nicht so wirklich. Denn die Musik startet immer neu, sobald ein Kampf beginnt oder endet. Etwas mehr Varianz bei der Musikauswahl in den verschiedenen Dungeons hätte hier vielleicht geholfen. Zum Glück kann man ja zwischen Original und Neu-Arrangement wechseln, damit man nicht auf die eigene Playlist zurückgreifen muss. Generell trug der Soundtrack aber zur Entwicklung der Geschichte positiv bei und untermalte die Atmosphäre stimmig. Eigene Stücke stachen sogar im Kampfablauf heraus, denn die Figuren erhalten mit der Spezialisierung "Musik" die Möglichkeit selbst zu komponieren. Diese kurzen Stücke ertönen in der Welt, sobald eine Figur sie erfolgreich erstellt und aufgeführt hat und versorgen das Team mit Buffs oder weniger Monsterbegegnungen. Eine sehr kreative Spielerei – apropos Spielerei, Angeln könnt ihr auch, das hier ist immer noch ein JRPG.

Im "2.5D-Remake" kann man alle drei Auflagen der Charakterporträts bestaunen. Im direkten Vergleich wird schnell deutlich, wie sehr die Zeichnungen von Yukihiro Kajimoto das Spiel aufwerten. Aber auch die Zeichnungen der Gegenstände wurden überarbeitet. In Verbindung mit der plastischen Welt, macht der Stil der Neuauflage schon was her. Nicht selten entstehen Szenen, in denen man nicht anders kann, als innezuhalten und das Gesamtbild zu bestaunen. Spätestens dann, wenn die Gruppe an einem wunderschönen Sonnenuntergang, am Strand oder einer kaputten, mit Pflanzen bewachsenen Ruine entlangläuft.

Portraits aus der Vergangenheit. | Image credit: Square Enix, Eurogamer.de

Star Ocean: The Second Story R im Test - Fazit

Gemdrops und Square Enix ist es sichtlich wichtig, ein wenig Nostalgie zu bewahren, während sie gleichzeitig auf eine technisch und ästhetisch modernisierte Version des Spiels abzielen. Diese Kombinationen ist ihnen zwar gelungen, jedoch birgt diese Nostalgie die Gefahr, dass man heute einige monotone Spielbläufe nicht mehr so lange aushält wie früher. Das hat sich bei Star Ocean: The Second Story R in der Erkundung niedergeschlagen.

Trotzdem hatte ich insgesamt sehr viel Spaß mit dem Spiel, denn die Geschichte (bis auf die Auflösung selbst) und das ungewöhnliche Kampfsystem können Motivation und Spannung durchgehend halten. Besonders hilfreich erscheinen dafür die Spezialisierungen, welche stetig neue Impulse und kreative Ideen bieten. Das 2.5D-Design und die neuen Zeichnungen der Figuren werten das Spiel augenfällig auf. Sowohl die Möglichkeit, 99 verschiedene Varianten für ein Ende mit den 13 Figuren zu erhalten, als auch die zahlreichen Unterstützungs-Charaktere aus anderen Teilen des Franchise, sorgen für einen hohen Wiederspielwert.

Star Ocean: The Second Story R
PROCONTRA
  • 2,5D-Stil funktioniert gut und sorgt für wunderschöne Szenen
  • Neue Charakterdesigns von Yukihiro Kajimoto erwecken die 2D-Figuren deutlich besser zum Leben, als im Vorgänger
  • Erfrischendes Kampfsystem mit interessanten Spezialisierungen
  • 99 verschiedene Enden, 13 Figuren und zwei Perspektiven sorgen für hohen Wiederspielwert
  • Spannende Geschichte voller Twists, gut gealtert
  • Angenehme, nostalgische Note bleibt erhalten
  • Viele Motivatoren, um das Spiel durchzuspielen
  • Manch monotone Erkundungspassagen
  • Bisweilen langweilige Rätsel in Dungeons
  • Uninspiriertes Gegnerdesign im späteren Verlauf des Spiels
  • Auflösung der Geschichte ernüchtert
  • Einsatz des Soundtracks im Spiel wird der Musik selbst nicht gerecht

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