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Star Trek Infinite im Test - Die Stellaris-Suchtspirale ist wieder da, nur etwas anders

Hier vergeht die Sternzeit wie im Flug.

Süchtig machendes Stellaris-Gameplay trifft auf Star-Trek-Lizenz. Funktioniert gut, fühlt sich aber künstlich eingeschränkt an.

Seien wir ehrlich: Legt man Screenshots von Star Trek Infinite und Stellaris nebeneinander, erkannt man auf den ersten Blick kaum Unterschiede. Was seine Gründe hat. Etwa, dass Star Trek Infinite auf der Engine von Stellaris aufbaut. Und das übernimmt, was vorhanden ist und gut funktioniert, um ihm einen Star-Trek-Anstrich zu verpassen. Klingt nach wenig Aufwand, wenngleich es letztlich mehr ist als nur eine 1:1-Kopie der Vorlage.

Das heißt in diesem Fall auch, dass ich von Beginn an wieder in der Stellaris-artigen Suchtspirale gelandet bin. Nur noch dieses eine System unter meine Kontrolle bringen, nur noch diesen Planeten kolonisieren, nur noch diese Forschung beenden… So geht das immer weiter. Star Trek Infinite kann das genauso gut wie Stellaris und euch stundenlang an den Bildschirm fesseln, während ihr genau beobachtet, wie euer Imperium wächst und gedeiht und ihr an all den kleinen Rädchen dreht, die das beeinflussen.

Wenn Wünsche wahr werden

Tatsächlich stand ein Spiel wie Star Trek Infinite – oder irgendein neues Star-Trek-Strategiespiel – schon lange auf meiner Wunschliste, umso glücklicher war ich, als dieses Projekt angekündigt wurde. Es mit Stellaris zu kombinieren, das ich ebenfalls lange gespielt habe, ist natürlich keine dumme Idee, schließlich nimmt man eine gute funktionierende Vorlage und adaptiert sie. Der Vorteil für Stellaris-Spielerinnen und -Spieler ist, dass sie sich dadurch im Grunde sofort zurechtfinden.

Was wären Klingonen ohne ihren Bird of Prey?

Das Gameplay wurde nicht maßgeblich umgekrempelt. Hier und da vielleicht etwas dezent vereinfacht, aber im Großen und Ganzen ist es derselbe Ablauf. Deckt neue Systeme mit euren Forschungsschiffen auf, schickt eure Konstruktionsschiffe zum Bau von Außenposten, um sie unter Kontrolle zu bringen, baut Bergbau- und Forschungsstationen sowie Gebäude und Distrikte auf Planeten. Dazwischen gibt es noch Anaomalien, Spezialprojekte, Zufallsereignisse und alles, was noch dazugehört. Und nicht die Flotten mit Kriegsschiffen vergessen, schließlich müsst ihr euch auch mal verteidigen oder selbst angreifen. Nicht zuletzt gegen Piraten oder andere Gefahren, die in den unendlichen Weiten des Weltraums auf euch lauern.

Vier Großmächte und der Rest

Zum Launch könnt ihr in Star Trek Infinite die Kontrolle über vier verschiedene Fraktionen übernehmen: Föderation, Klingonen, Romulaner und Cardassianer. Sie alle haben ihre eigenen Schwerpunkte, zum Beispiel setzt die Föderation erwartungsgemäß mehr auf Forschung und Diplomatie. Die Romulaner agieren heimlich und hinterlistig, die Klingonen tun das, was sie am Besten können, und auch die Cardassianer sind keine Unschuldsengel, wenn es um Kriegsführung und Besatzung geht.

Wer erlangt die Vorherrschaft?

Diese Unterschiede übertragen sich auch auf die spielerischen Aspekte, was ihr zu spüren bekommt. Es vergeht kaum Zeit, in der sich die Klingonen nicht mit irgendjemandem anlegen. Indes ist die Föderation darauf bedacht, neue Welten zu entdecken und neue Mitglieder aufzunehmen. Und von solch kleineren Fraktionen gibt es eine Menge, denen ihr begegnet. Darunter sind bekannte Völker wie die Trill, aber zum Beispiel auch Malcorianer, J'naii oder Kesprytt, die man aus verschiedenen Star-Trek-Episoden kennt. Das gibt euch ein gutes Gefühl dafür, dass ihr euch hier wirklich durchs Star-Trek-Universum bewegt.

Volle Kontrolle

Wie in Stellaris gilt es, die richtige Balance zu finden. Und das ist manchmal ein echter Balanceakt zwischen dem Erhalt von ausreichend Rohstoffen, der Aufrechterhaltung der Versorgung, der Sicherstellung der militärischen Stärke und so weiter. So ziemlich jeden Aspekt könnt ihr selbst kontrollieren oder automatisch regeln lassen. Die Entwicklung der Planeten könnt ihr im vom Spiel übernehmen lassen und normalerweise werden auch Schiffsdesigns automatisch erstellt und aktualisiert. Wer möchte, kann manuell eingreifen. Ein Unterschied zu Stellaris ist, dass ihr nicht auf Routen zwischen den Systemen angewiesen seid. Ihr könnt euch mit einer Invasionsflotte direkt und ohne Umwege auf den Weg von Qu'noS zur Erde machen, wenn euch der Sinn danach steht. So seid ihr freier in euren Bewegungen, gleichzeitig können potentielle Feinde aus allen Richtungen und nicht nur über bestimmte Routen kommen.

Jede Fraktion hat ihren eigenen Missionsbaum.

Mit der Zeit begegnet ihr allerlei bekannten Star-Trek-Charakteren, die ihr rekrutieren und für eure Zwecke einsetzen könnt. Bei den Klingonen sind das unter anderem Martok, Gowron, die Duras-Schwestern und viele mehr, auf der Seite der Föderation dürfen bekannte Persönlichkeiten wie Spock und Jean-Luc Picard ebenso wenig fehlen.

Obendrein hat jede Fraktion einen eigenen Missionsbaum mit einer ganzen Reihe von Missionen, die wichtige Meilensteine in der eigenen Geschichte repräsentieren. Bei manchen Verläufen müsst ihr euch für eine Seite entscheiden. Bei den Klingonen orientiert ihr euch an einer Stelle zum Beispiel mehr in Richtung der Föderation oder der Romulaner. Indem ihr die spezifischen Aufgaben erfüllt, schaltet ihr weitere Boni oder auch besondere Raumschiffe frei, ebenso weitere Missionen und Story-Events, die sich für Fans vertraut anfühlen. Es lohnt sich, wenn ihr euch damit beschäftigt, weil es dem Spiel so noch mehr Star-Trek-Feeling verleiht.

Eine Basis für die Zukunft

Star Trek Infinite mag sich in seiner Gesamtheit zwar wie Stellaris anfühlen, aber eben nur wie Stellaris in seiner ursprünglichen Version. Paradox spendierte dem Titel eine Menge DLCs mit vielen neuen Optionen, Gefahren und Möglichkeiten, die den Umfang deutlich erweiterten. Hier hat man den Eindruck, dass das ebenfalls passieren wird. Was alleine schon daran liegt, dass ihr zum Launch nur die Alpha- und Beta-Quadranten der Milchstraße erkunden könnt. Keine Sorge, dort gibt es ebenfalls viel zu entdecken, aber ein fehlender Gamma-Quadrant bedeutet zugleich kein spielbares Dominion. Schade.

Ein guter Kampf darf bei den Klingonen nicht fehlen.

Anders gesagt: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Star Trek Infinite am Ende seines Lebenszyklus alle vier Quadranten umfassen wird. Es ist nur nicht das schönste Gefühl, diesen Eindruck schon von Beginn an zu haben. Bei Stellaris hattet ihr von Anfang an vollständige Galaxien, hier fühlt es sich erst einmal nach einer künstlichen Beschränkung an, wenn man die Möglichkeiten bedenkt, die das Trek-Universum zu bieten hat.

Star Trek Infinite - Fazit

Star Trek Infinite ist im Grunde genau das, was ich wollte. Und doch bin ich nicht in vollem Umfang glücklich damit. Man kann dem Spiel ankreiden, dass es letzten Endes noch zu sehr an Stellaris erinnert, dann wiederum ist der Preis von 30 Euro ziemlich fair angesetzt, wie ich finde. Was mich mehr stört als das, ist, dass es sich so anfühlt, als würde da noch einiges in DLC-Form kommen. Das kennen wir von Stellaris und es war hier nicht anders zu erwarten, aber da Teile der Galaxis einfach weggelassen wurden, fühlt sich das hier offensichtlicher an als im Vorbild. Aber nun gut, es ist etwas ärgerlich, ruiniert mir aber nicht den Spielspaß. Und davon hatte ich bei Star Trek Infinite jede Menge und vergaß beim Erkunden und Erobern der Galaxis zuweilen die Zeit. So ist das eben mit diesen 4X-Spielen, Star Trek Infinite bildet da keine Ausnahme...

Star Trek Infinite
PROCONTRA
  • Bewährtes Stellaris-Gameplay funktioniert auch mit Star-Trek-Lizenz
  • Süchtig machendes Gameplay
  • Stellaris-Spieler und Trek-Fans fühlen sich vertraut
  • Viele Details, die Fans bekannt vorkommen
  • Individuelle Missionen pro Fraktion
  • Zum Launch nur Alpha- und Beta-Quadranten verfügbar
  • In manchen Punkten Stellaris vielleicht noch zu ähnlich

Ihr könnt Star Trek Infinite auf Steam kaufen.

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