Star Trek Online: 25 Jahre nach Deep Space Nine geht die Reise weiter
Im Gespräch mit Leeta-Darstellerin Chase Masterson.
Star Trek: Deep Space Nine feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Im Januar 1993 flimmerte die dritte (und beste) Star-Trek-Serie erstmals über amerikanische Fernsehbildschirme, ein Jahr später folgte die Deutschlandpremiere. Dieses Jubiläum nehmen die Cryptic Studios zum Anlass, der Serie mit Victory is Life eine eigene Erweiterung zu widmen.
Mit Victory is Life bekommt ihr erstmals im Spiel die Chance, einen Jem'Hadar zu spielen und euch somit dem Dominion anzuschließen, der größten militärischen Macht im Gamma-Quadranten. Um die Tatsache zu berücksichtigen, dass das Dominion die Jem'Hadar kampfbereit klont, starten entsprechende Charaktere direkt auf Level 60. Sie erhalten ein Raumschiff mit Crew und die Skillpunkte sind verteilt - eine Umverteilung ist möglich.
Wie zuvor bei den Romulanern liegt es nach Abschluss ihres Tutorials bei euch, wen ihr im Alpha-Quadranten unterstützt. Ihr kämpft entweder auf Seiten der Föderation oder schließt euch den Klingonen an. Danach habt ihr die Möglichkeit, nahezu alle Raumschiffe der jeweiligen Fraktion zu befehligen.
Darüber hinaus erwarten euch unter anderem neue Episoden, für die zahlreiche Originalschauspieler aus der Serie zurückkehren, um ihre alten Rollen wieder aufleben zu lassen. Dazu zählen zum Beispiel Alexander Siddig als Doktor Julian Bashir, Andrew Robinson als Elim Garak, Jeffrey Combs als Weyoun, J.G. Hertzler als General Martok, Nana Visitor als Kira Nerys und René Auberjonois als Odo. Auch die Ferengi mischen in Form von Armin Shimerman als Quark, Aron Eisenberg als Captain Nog und Max Grodénchick als Großer Nagus Rom mit.
Zu den weiteren Rückkehrern zählt Chase Masterson als Leeta. Als Kind lebte sie eine Zeit lang in Deutschland und wir hatten die Gelegenheit, ihr ein paar Fragen zu stellen, unter anderem zu ihrer Rolle in Victory is Life.
Sie findet es wundervoll, zu Deep Space Nine zurückzukehren. "Eines der besten Dinge an Star Trek Online ist, dass es eine Fortführung der Serie darstellt. Die Serie hat für viele eine große Bedeutung und sieben Staffeln waren nicht genug", sagt sie. "Es gab so viele Handlungsstränge, als die Serie zu Ende ging."
"Die Fans liebten es und wünschten sich einen Deep-Space-Nine-Film. Leider war uns das nicht vergönnt, aber wir haben Star Trek Online, um diese Geschichten fortzusetzen und es den Spielern zu ermöglichen, sich in dieser Welt zu vertiefen."
In Victory is Life ist sie keine Nebenfigur am Rande, sondern ein wichtiger Teil der Geschichte. Sie schließt sich erneut mit den Ferengi zusammen, um - einfach gesagt - die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Damit folgt Star Trek Online der Art und Weise, wie die Serie Leeta und die Ferengi darstellte. "Das Wunderbare ist, dass beide in der Serie nie die mächtigsten Personen waren", schildert sie. "Wir waren für die Unterhaltung zuständig und ein wenig tolpatschig, doch hin und wieder vollbrachten wir Bedeutsames. Das passiert ebenso in der Erweiterung."
"Es ist eine wunderbare Lektion und das, worum es in Star Trek geht. Wir sehen geliebten Charakteren dabei zu, wie sie Erfahrungen machen, die sie nie für möglich hielten. Es sind keine eindimensionalen Figuren. Sie sind zu mehr in der Lage als sie denken - so wie wir. Es ist schön zu sehen, wie Charaktere ihre Grenzen überwinden. Leeta ist nicht länger ein Dabo-Mädchen. Sie ist die First Lady von Ferenginar und hilft in dieser Erweiterung dabei, etwas wirklich Bemerkenswertes zu tun."
Masterson liebt es, sich beziehungsweise ihre Figur in einem Videospiel zu sehen. "Ich schaue mir diesen Charakter an und denke mir: 'Meine Güte, sie sieht wie ich aus. Tatsächlich sieht sie manchmal sogar besser aus als ich, aber das ist okay", schwärmt Masterson und lacht. In Victory is Life spricht sie neben Leeta noch weitere Protagonisten, zum Beispiel eine Zechkumpanin von Scotty und andere, kleinere Rollen.
Egal welche Figur es ist, Spaß bereitet es ihr bei allen, sagt sie. Gleichzeitig gefällt ihr die Entwicklung ihrer Figur. Leeta sei in der Serie leidenschaftlich und mutig gewesen, setzte sich für das ein, was richtig war. Das tue sie nach all dieser Zeit weiterhin und auf eine noch erwachsenere Art und Weise.
Viel Zeit nehmen die Sprachaufnahmen nicht in Anspruch. "Lass mich überlegen. Wir brauchten diesmal knapp zweieinhalb Stunden", verrät sie. "Sprachaufnahmen gehen schnell vonstatten. Selbst wenn der Tontechniker damit zufrieden ist, sage ich manchmal 'nein, kann ich das noch mal machen?' Ich weiß, dass dann mehr in mir steckt, ich noch mehr aus mir herausholen kann. Ich tendiere dazu, perfektionistisch zu sein, daher dauert es zum Teil länger. Aber das ist es wert."
Das sei jedoch eher die Ausnahme. Wie Masterson angibt, vertraut sie den Tontechnikern bei dem, was sie tun. Angesichts der großen Fangemeinde, die die Serie heute noch hat, nimmt sie das Ganze nicht auf die leichte Schulter und erkennt die Verantwortung, die damit einhergeht. Ihr ist es wichtig, gute Arbeit abzuliefern und den Fans das zu geben, was sie erwarten.
"Bei Leeta und jedem anderen Charakter, den du nach einer gewissen Zeit erneut sprichst, ist die sprachliche Qualität wichtig. Ich bin eine andere Person als vor 30 Jahren. Und Leeta ist das ebenso, auf eine andere Art und Weise", sagt sie. "Sie versprüht eine liebenswerte Eleganz und ich möchte sicherstellen, dass ich den Charakter dementsprechend porträtiere und zeige, dass sie sich nichts gefallen lässt. Vor allem nicht von Quark."
Ihre früheren Kollegen traf sie bei den Aufnahmen nicht, da sie diese alleine durchführte. Das sei normal, erklärt Masterson. Als Beispiel nennt sie den Film Robotech: The Shadow Chronicles. Darin hatte unter anderem Mark Hamill eine Sprechrolle. Beide arbeiteten am gleichen Projekt, trafen sich dabei aber nie.
Da Masterson beide Seiten kennt - die Arbeit vor der Kamera und hinter dem Mikrofon - stellt sich die Frage nach dem Unterschied zwischen beidem. "Wenn du vor der Kamera schauspielerst, hast du so viele verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten. Du sagst und betonst Dinge mit deinen Augen, deinem Gesicht, mit den kleinsten Gesten. Oder mit Stille. Es gibt so viele Möglichkeiten", erklärt sie.
"Mit der Stimme zu schauspielern ist eine viel größere Herausforderung. Die Dinge, die du normalerweise physisch zum Ausdruck bringst, vermittelst du dann mit deiner Stimme. Dabei ist es wichtig, nicht zu übertreiben. Einige Leute spüren, wenn es falsch klingt. Es geht darum, authentisch zu sein. Es ist ein schmaler Grat zwischen Authentizität und Übertreibung." Bei beidem helfe eine gute Vorstellungskraft. Wenn man vor der Kamera den intimsten Moment habe, stünden noch immer 60 andere Leute um einen herum, beobachten, halten Mikrofone oder beleuchten die Szene.
"Beides erfordert eine ungemeine Konzentration. Es ist witzig, dass vor der Kamera die gleiche Vorstellungskraft nötig ist wie hinter dem Mikrofon", erzählt Masterson. "Ich hatte mal eine Rolle, bei der ich durch ein Schwert starb. Sie nutzen einen Mopp, um mich zu töten und ihn später durch CGI zu ersetzen. Du brauchst so eine große Vorstellungskraft, ob für das Spiel oder vor der Kamera. Als Schauspieler ist immer Konzentration gefragt."
Aufgrund ihrer Arbeit kommt sie nicht dazu, regelmäßig Star Trek Online zu spielen. Von Zeit zu Zeit wirft sie einen Blick in die virtuelle Welt des MMOs und erfreut sich an den detailgetreu umgesetzten Schauplätzen. Dadurch erhalte sie das Gefühl, zurück am Set zu sein. "Die Art und Weise, wie es gestaltet ist, vermittelt wirklich das Gefühl, über die Promenade und durch die Station zu gehen. Es ist bemerkenswert", sagt sie.
Ihre früheren Kollegen sieht Masterson mehrmals pro Jahr, zum Beispiel auf Conventions. Jeder lebt sein eigenes Leben, daher kommt es nicht zu regelmäßigen und längeren Treffen. Die engste Freundschaft verbindet sie mit Max Grodénchick, der in Österreich lebt. Gerne denkt sie an früher und an den Cast der Serie zurück, den sie als etwas Besonderes bezeichnet. Ihr gemeinsame Arbeit verbinde sie miteinander.
"Dieses Gefühl schweißt uns als Cast zusammen und das ist nicht überall so. Es besteht diese Art von familiärer Beziehung. Und das gilt ebenso für die Serien untereinander. Mir geht es so mit Schauspielern aus TNG, Voyager und Enterprise. Wir lieben uns untereinander. Es ist schön", erzählt sie. Wie bei Star Trek Online verfolgt Masterson das Franchise und seine Entwicklung, auch wenn sie sich nicht jede einzelne Episode anschaut. Interessiert wäre sie daran, erneut für Star Trek vor der Kamera zu stehen. Da sie davon ausgeht, dass Charaktere aus "ihrem Teil des Universums" nicht in Discovery auftauchen, wäre das ihrer Vermutung nach eine Rolle mit viel Make-up. Gleichermaßen ist sie offen für mehr Leeta in der Zukunft von Star Trek Online. Ob die Entwickler das planen, bleibt abzuwarten. Unwahrscheinlich ist es nicht.
Abseits dessen beschäftigt sich Masterson mit ihrer Wohltätigkeitsorganisation Pop Culture Hero Coalition. Diese nutzt Elemente aus der Popkultur - Comics, Film und Fernsehen - dafür, Anti-Mobbing-Programme für Popkultur-Events, Schulen und Gemeinschaften zu entwickeln. Die gemeinnützige Organisation setzt sich gegen alle Formen von Hass ein, ob Mobbing, Rassismus oder Frauenfeindlichkeit.
Wie Masterson betont, orientiert sich die Organisation damit an den Botschaften, die Star Trek vermittelt, an "Gene Roddenberrys Konzept der unendlichen Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination". Jeder habe das Recht, die Person zu sein, die er oder sie sein möchte. Roddenberry habe das vor langer Zeit zu Anfang der Bürgerrechtsära in den USA erkannt.
Weltweit gebe es viel Unterdrückung, die es zu stoppen gelte. Ganz egal ob in Schulen, auf der Arbeit, in Beziehungen oder durch Kriege. "Unterdrückung ist überall gleich und sie hat keinen Platz in unserer Welt", betont sie. Die Pop Culture Hero Coalition vermittle mithilfe der Popkultur Werte, die ein Leben auf Basis von Inklusion, Mitgefühl und Einfühlungsvermögen ermöglichen.
"Wir möchten eine Welt erschaffen, in der wir alle lange und in Frieden leben können", sagt Masterson.