Star Trek Online
Endliche Weiten
Es ist die letzte noch übrige, die letzte wirklich große Lizenz. Mit Star Trek Online kann auch hinter das von Gene Roddenberry erfundene Science-Fiction-Universum ein MMO-Haken gemacht werden. Nach Star Wars, nach dem Herrn der Ringe und nach Warhammer wird nun endlich auch in der Trek-Welt gelevelt, gequestet und gedanct.
Die Umsetzung ist sicher keine dankbare Aufgabe. Schon lange ist klar, Cryptics Trek-Interpretation würde kein Spiel aus einem Guss werden. Kein Spiel, dass nur eine klare Vision hat. Schon die notwendige Trennung von Raum- und Bodenszenarien fordert zwei völlig verschiedene Dynamiken. Das war seit der ersten Präsentation klar und ist auch genau so im fertigen Spiel. Also eine Lizenz, zwei Spiele?
Die Charaktererstellung ist wie gewohnt eine Sternstunde Marke Cryptic und wie schon bei Champions Online fast ein eigenes Mini-Spiel. Von Variationen der Uniformen (durch alle Serien und Filme, von Retro bis Kampfanzug) bis zu den Rassen ist alles veränderbar. Egal ob vorgefertigter Ferengi oder lieber selbst geknetetes Alien, man kann sich munter austoben. Zusätzlich zum Look und Namen muss natürlich noch entschieden werden, welche Karriere ihr einschlagt. Die teilen sich in drei Bereiche auf, die sich durch das ganze Spiel durchziehen: Wissenschaft, Taktik, Technik. Die Festlegung ist aber nicht so dramatisch, wie es sich anhört. Durch ein semi-offenes Skillsystem kann auch später noch quer durch alle Bereiche gelernt werden.
Mit dem erstellten Nachwuchs geht es dann auf das Schiff und mit voller Warpgeschwindigkeit ins Unbekannte. Oder auch nicht. Der Alltag in Star Trek Online hat schon ein bisschen was vom echten Sternenflottendienst, denn zu Beginn wird erstmal richtig schön patrouilliert. Hierhin fliegen, ein paar Klingonen abschießen, dort Artefakte auf einem Planeten scannen und dann nochmal einige Gorn in die Schranken weisen.
Abwechslungsreich ist das nicht, jedenfalls nicht besonders lange. Nach einigen Leveln kann man keine Asteroidengürtel mehr sehen und selbst die friedlichen Missionen haben meistens dasselbe Muster (fünf Gegenstände scannen, fertig). Wer also nur stumpf die Quests abfliegt, wird schnell an seine Geduldsgrenze stoßen. Da helfen auch die abwechslungsreicheren Episoden (so heißen die Quests, natürlich in Anlehnung an die TV-Serien) nur begrenzt, obwohl die Storymissionen durchaus gute Ansätze bieten. Mal muss man Feuer auf einer Raumstation löschen, mal ein paar Raketen mit Sprengladungen versehen. Cryptic gibt sich durchaus Mühe, das Flair der Serien einzufangen, scheitert aber leider an einem einfachen Problem. Die immer präsenten Kämpfe machen nicht wirklich Spaß.
Auch wenn Cryptic gerade daran in den letzten Wochen vor der Veröffentlichung viel geschraubt hat, das Ergebnis ist einfach noch nicht befriedigend. Die Idee ist eine Mischung aus World of Warcraft mit ein bisschen Taktik-Shooter, wie zum Beispiel Ghost Recon: Advanced Warfighter. Ihr könnt eurem mehrköpfigen Außenteam Kommandos geben und Positionen zuweisen, die sie dann auch nach bestem Wissen und Gewissen ausführen. Addiert dazu noch weitere Faktoren, etwa mehr Schaden, wenn der Treffer von der Seite oder von hinten kommt, und so weiter. Was sich interessant anhört, funktioniert jedoch nur sehr selten. Die Taktik-Offizierin wirft ihre Photonen-Granate im richtigen Moment, der Doc heilt sie parallel und man selber schleicht sich hinter die Gegner und nimmt sie mit dem Phaser-Gewehr als Scharfschütze aufs Korn. So sollte es eigentlich sein.