Star Trek - Test
Es ist kein Aliens, aber eben auch kein Batman.
Um es gleich vorwegzunehmen: Star Trek ist kein Desaster á la Aliens: Colonial Marines. Es ist obendrein besser als viele andere Filmumsetzungen. Im Gegenzug klafft allerdings auch noch eine große Lücke zwischen dem jüngsten Trek-Titel und Vorzeige-Lizenzspielen wie Rocksteadys Batman-Reihe.
Nicht dass Digital Extremes - immerhin verantwortlich für Spiele wie Dark Sector, BioShock 2 Multiplayer, The Darkness 2 - nicht mehr könnte, aber man merkt dem Spiel auf der technischen Seite einfach an, dass es sich budgettechnisch wohl nicht auf der Höhe der üblichen Triple-A-Titel befand.
Where no man has gorn before
Was den Hintergrund des Spiels betrifft: Es basiert auf dem Universum der aktuellen Kinofilme, ihr habt es also mit der jungen Crew rund um Captain Kirk zu tun. Die Geschichte baut dabei auf dem Film von 2009 auf. Vulkan ist zerstört, die Vulkanier suchen immer noch nach einer neuen Heimat und hoffen, dass das sogenannte Helios-Gerät ihnen dabei hilft, wertvolle Energie zu sammeln und zu ihrem Planeten zu transferieren.
Dummerweise hat das Stück Technik Nebenwirkungen und erzeugt einen Riss im Raum, durch den dann auch gleich ein paar bekannte Feinde in die Galaxie eindringen: die Gorn. Allerdings hat man sich bei den Echsenwesen doch einige Freiheiten gegönnt, bei denen sich Trekkies womöglich die Haare raufen. Hier kommen die Gorn nämlich aus einer anderen Galaxie und zerstörten dort Planet um Planet, obwohl sie im Pre-Abrams-Trek-Universum eigentlich ganz gewöhnliche Nachbarn der Föderation sind. Das sind dann doch deutlich mehr Freiheiten, als sich die Filme bislang genommen haben. Sieht man aber mal davon ab, bietet Star Trek eine gute, interessante und eigenständige Handlung, gespickt mit Humor im Stil des letzten Trek-Films. Sie ist so etwas wie ein Bindeglied zwischen beiden Filmen, ohne aber wirklich direkt Bezug darauf zu nehmen. Man erfährt am Ende lediglich, dass das System, in dem sich die Enterprise zu Beginn von Star Trek Into Darkness aufhält, das nächste Ziel der Reise ist.
Was das Design der Gorn anbelangt, hat man sich ebenfalls ein gutes Stück vom legendären Original entfernt. Im Gegensatz zu ihren bisherigen Auftritten in den Serien tragen sie etwa keine Kleidung mehr, verhalten sich insgesamt noch mehr wie Reptilien, fast wie Dinosaurier. Wenig überraschend erinnert einer der verschiedenen Gegnertypen daher auch an einen kleinen, aber flinken Velociraptor, der auf euch zu stürmt und euch zu Boden reißt. Überhaupt hat man sich einige neue Gorn-Arten ausgedacht, die verschiedene klassische Rollen erfüllen: Die Standard-Soldaten, die besser gepanzerten Shotgun-Träger, Scharfschützen und dergleichen.
Action trifft Logik
Im Kern ist Star Trek ein Third-Person-Deckungsshooter. Stellt euch einfach ein Mass Effect ohne die große Zahl an Dialogen und mit deutlich weniger Zwischensequenzen vor. Fertig. Gut, ganz so einfach ist es dann auch nicht, denn zusätzlich ist Star Trek ein Koop-Spiel. Man kann es aber natürlich ebenso alleine spielen und verpasst dabei nicht allzu viel. Die gemeinschaftlichen Aktionen von Kirk und Spock beschränken sich auf das Übliche: Mal entfernte Konsolen gemeinsam aktivieren, Türen aufstemmen oder sich gegenseitig heilen.
Spielt ihr nicht mit einem Partner, übernimmt die KI Kirk oder Spock - je nachdem, wen ihr selbst steuert. Deren Qualität beziehungsweise Intelligenz schwankt allgemein zwischen Totalausfall und ganz okay. Es kommt manchmal vor, dass zum Beispiel Gegner mal gar nicht reagieren und einfach stehen bleiben, obwohl sie euch längst entdeckt haben - ihr könnt sie dann einfach abknallen. Andernorts marschierte Spock einmal geduckt vor einem Feind entlang, wurde währenddessen aber interessanterweise gar nicht gesehen. Besonders clever stellt sich euer KI-Kamerad an, wenn ihr zu Boden geht und er sich munter mitten ins Feindfeuer stellt, um euch wiederzubeleben. Ergebnis: Beide am Boden, Checkpoint laden. In solchen Momenten würde man am liebsten selbst den Phaser gegen seinen Mitstreiter erheben.
Sofern ihr aber nicht ständig offen in den Arealen herumlauft und euch niederballern lasst, ist das glücklicherweise ein eher seltenes Phänomen. Auch ansonsten gibt es hier und da mal Aussetzer, wenn der Kollege beispielsweise plötzlich nicht mehr folgt oder merkwürdigerweise an einer Plattform festhängt. Dumm, wenn ihr ihn genau dann bräuchtet, um eine Tür aufzustemmen. Da hilft dann wiederum nur der letzte Checkpoint. Ohne Frage sind das Ärgernisse, die vermeidbar gewesen wären - mit mehr Zeit und mehr Geld -, aber sie kommen auch nicht an jeder Ecke vor und machen das Spiel in seiner Gänze nicht ungenießbar.
Optional habt ihr im Spielverlauf bei vielen Situationen die Gelegenheit, das Ganze etwas Sternenflotten-typischer anzupacken. Soll heißen: Nicht einfach die Waffen zücken und alles über den Haufen ballern, was euch in die Quere kommt. Ihr könnt durch Schächte kriechen, Gegner leise ausschalten oder feindliche Drohnen hacken, die euch dann unterstützen. Und das macht dann auch mehr Spaß, als sich stupide durch die Level zu schießen. Ihr müsst die Routen der Gegner beachten, lasst Gechütztürme für euch arbeiten, lockt mit eurem Tricorder - Upgrades vorausgesetzt - Feinde zu bestimmten Punkten, etwa zu zuvor von euch umprogrammierten Minen, oder tarnt Körper, damit diese nicht entdeckt werden.
Für erfüllte Aufgaben, via Tricorder gescannte Objekte oder gefundene Audio-Logs erhaltet ihr wiederum Erfahrungspunkte, die ihr in besagten Verbesserungen von Tricorder oder Phaser investiert. In verschiedenen Kategorien könnt ihr dann jeweils ein Upgrade aktivieren, das euch beispielsweise eine schnellere Kühlung für den Phaser oder eine größere Reichweite für die Manipulation von Objekten mit dem Tricorder beschert. Dabei kommen dann wiederum häufig kleinere Mini-Spiele zum Einsatz. Nichts Nerviges und unnötig Kompliziertes und - sofern nicht beide Hauptcharaktere nötig sind - ihr könnt die Arbeit auf Wunsch auch vom KI-Kollegen erledigen lassen. Dabei ist dann jedoch erneut Aufmerksamkeit gefragt, denn mitunter ist er so auf die zugeteilte Aufgabe fixiert, dass er alles andere rundherum ignoriert und entdeckt wird.
Mit veralteter Technik in die Zukunft
Abseits von den bereits angesprochenen Problemchen muss man sagen, dass die Unreal Engine 3 mittlerweile wirklich zum alten Eisen zählt. Das merkt man in manchen aktuellen Titeln mal mehr, mal weniger - hier wäre Batman wieder ein gutes Beispiel dafür. Star Trek repräsentiert eher die Seite, auf der es einem deutlicher ins Auge fällt. Besonders die matschigen, pixeligen Texturen der Gorn springen euch in den Zwischensequenzen ins Auge. Im normalen Spielverlauf fällt es einem hingegen weniger auf. Gleichzeitig hat man grundsätzlich einige interessante Szenenbilder anzubieten, die jedoch eher unter der durchschnittlichen Grafikqualität leiden. Die Welten wirken zumeist nicht wirklich lebendig und eher detailarm - grau-braune Farbtöne haben leider die Überhand. Sie erwecken nicht unbedingt das Gefühl, dass man hier die oft zitierten „strange new worlds" erkundet.
Lobenswert ist, dass alle Schauspieler für ihr virtuelles Alter Ego Pate standen und gleich noch die Rolle des Synchronsprechers übernahmen - eine deutsche Vertonung hat man sich im Zuge dessen gleich komplett gespart. Die optische Qualität schwankt dabei ebenfalls recht stark. In einem Augenblick sieht das alles wirklich überzeugend aus, im nächsten Moment wähnt man sich dann aber wiederum in den tiefsten Tiefen des Uncanny Valley.
Eines meiner aktuellen Wunschspiele wäre ein Mass Effect im Trek-Universum. Spielerisch müsste man dafür gar nicht mal so viel ändern. Man könnte mit der Enterprise durch die Galaxie fliegen und Aufgaben erledigen. Von der Qualität eines Mass Effect ist Star Trek aber leider weit entfernt. Was am Ende bleibt, ist ein solider Third-Person-Deckungsshooter mit Koop, guter Story, einigen technischen Unzulänglichkeiten und überwiegend mittelmäßiger Grafik. Besonders Trek-Fans kann er aber nichtsdestotrotz rund zehn Stunden durchaus unterhalten. Es ist nicht das Über-Lizenzspiel im Stile eines Batman, aber gut genug, um nicht im Sumpf der vielen schäbigen Lizenztitel zu versinken.