Star Trucker im Test: Containerware von der guten Sorte
Trucker fahr’n!
Star Trucker ist ein Spiel für Piloten, die gerne zupacken. Um eine Batterie zu wechseln, hebt man erst die Klappe an, zieht den alten Energiespeicher raus und schieb anschließend den neuen hinein. Der Raumanzug braucht nach jedem Spacewalk eine Weile, bis er wieder geladen ist. Und die Bildschirme am Steuerpult schaltet man händisch durch, um Informationen über den Zustand des Trucks zu erhalten.
Ich mag Star Trucker! Wie mein Walross mit schwerer Container-Last durchs Weltall schnaubt, wie ich es mit Blick durch den Rückspiegel an Raumstationen andocke, wie ich nicht einfach einen Knopf drücke, sondern nach oben schaue, um am Hebel für die Hupe zu ziehen und mich vor einem Sprungtor positionieren muss, bevor ich den Transfer in einen anderen Sektor initiieren kann – so muss sich jemand fühlen, der einen Semi durchs All steuert.
Ich verwende extra die amerikanische Bezeichnung, weil das Indie-Duo Monster and Monster nicht den geringsten Zweifel daran lässt, dass es ausschließlich vom US-Flair des Trucker-Daseins inspiriert wurde. Das fängt bei den Wagen mit ihren langen Schnauzen an, geht über das Radio, in dem ausschließlich Rock und Country läuft, und hört bei Charakteren nicht auf, deren Attitüde klar nordamerikanisch geprägt ist.
Die melden sich immer dann per Funk, wenn man eine ihrer Aufgaben erfüllt hat, um mit der nächsten Mission weiter durch die kleine Geschichte des interplanetaren Transportierens zu führen. Auf diesem Weg schaltet man auch anfangs versperrte Sektoren frei. Ohne einen Schutzschirm gegen die im zweiten Bereich herrschende Elektrizität könnte man dort zum Beispiel gar nicht gefahrlos fliegen. Den darf man aber erst installieren, wenn die Geschichte das vorsieht.
Solche Gefahren spielen jedenfalls eine große Rolle – genauso wie das Reparieren dadurch entstandener Schäden sowie das Austauschen von Batterien und Steuerungsmodulen. Die muss man vorher natürlich erst kaufen, wofür man wiederum das mit den Transporten verdiente Geld benötigt. Von Beginn an sollte man zudem auf Gesteinsbrocken sowie den Schrott verunglückter Trucks Acht geben, der hier und da im Weltall schwebt. Am besten fliegt man deshalb durch die markierten „Highways“, anstatt Stationen und Sprungtore direkt anzusteuern.
Ach, und verstaut wichtige Ausrüstung in Kisten! Denn sollte der Schwerkraftgenerator mal ausfallen oder müsst ihr ihn zum Reparieren deaktivieren, schwebt sonst alles frei durch die Kabine. Klingt amüsant? Ist es auch – allerdings nur so lange, bis man feststellt, dass empfindliche Gegenstände doch tatsächlich Schaden nehmen, wenn sie irgendwo anstoßen. Dazu zählt auch das Purzeln auf den Boden nach dem erneuten Einschalten der Schwerkraft.
Auf den höheren Schwierigkeitsgraden wurde mir das schnell zu viel. Dort müssen all diese Handgriffe nämlich viel häufiger ausgeführt werden, weil die Ausrüstung deutlich wartungsanfälliger ist, und das Ergebnis ist eine ermüdende Sisyphusarbeit. Das will ich Star Trucker allerdings nicht ankreiden, weil es logischerweise auch niedrigere Einstellungen gibt und man sich über ein ausführliches Menü den Schwierigkeitsgrad sogar selbst zusammenstellen kann. Das ist mal vorbildlich!
Schön wäre es nur, wenn man das alles im laufenden Spiel auch anpassen dürfte. Schade außerdem, dass die Bildrate auf dem Steam Deck selbst bei niedrigsten Einstellungen mitunter so stark fällt, dass ich das mobile Truckern leider nicht empfehlen kann.
Ich muss außerdem sagen, dass sich das Umherziehen der Container auf Dauer durchaus einförmig anfühlt. Die Wege sind zudem so kurz, dass man nie das Gefühl hat „on the Road“ zu sein. Und so sehr man stets zwischen verschiedenen Aufträgen wählen darf beziehungsweise es sogar riskieren kann, ebenso unerlaubte wie lukrative Waren (Alkohol, Sprengstoff, Betäubungsmittel) zu transportieren, so überschaubar ist das immer gleiche Containerschleppen unterm Strich.
Star Trucker ist sowohl bei Steam als auch auf Xbox in den entsprechenden digitalen Stores zum Preis von kapp 25 Euro erhältlich. Abgesehen davon ist es im Game Pass verfügbar.
- Steam
- Xbox
- Stimmungsvolle Verbindung von Weltraum-Freiheit und Trucker-Alltag
- Hebel ziehen, Schalter drücken, Zustand checken – fast alles muss händisch bedient werden
- Wahlweise sehr frei einstellbarer Schwierigkeitsgrad
- Wenig spielerische und inhaltliche Abwechslung
- Nennenswerter Fortschritt nur über Folgen des roten Fadens, weniger über Charakter- und Truckentwicklung
Klar: Erfolgreiche Fahrten füllen nicht nur das Portemonnaie, sondern bringen auch Erfahrungspunkte. Darüber erhält man Zugang zu besonderen Aufträgen, für die man zerbrechliche Waren oder sie besonders pünktlich transportieren soll. Zusätzlich verbessert man über kleine Upgrades den Truck und verpasst ihm neue Lackierungen. Das sind kleine Veränderungen, die ein wenig Fortschritt suggerieren, aber weder an Rollenspiel noch 4X erinnern.
Stellt euch Star Trucker daher am besten als eine Art Elite Dangerous oder Rebel Galaxy: Outlaw vor – nur ohne Action, Erkundung oder Ressourcenabbau; reduziert auf kurze Warenlieferungen. Und mit einem gesteigerten Bedürfnis nach Aufmerksamkeit des eigenen Raumschiffs, weil alleine der Unterhalt des Trucks viele Handgriffe und kleine Umwege erfordert.
Star Trucker im Test – Fazit
Ich mag fiktive Alltagssimulationen und Star Trucker fühlt es sich tatsächlich so an, als würde man in einem Raumschiff-Schlepper auf dem Bock sitzen beziehungsweise in dessen Kabine hantieren. So vielseitig und erfüllend wie in Hardspace: Shipbreaker ist die Arbeit hier allerdings nicht – dazu sind die kurzen und im Grunde immer gleichen Fahrten weder abwechslungsreich noch fordernd genug. Man sucht ja keine Lösungen für interessante Probleme, sondern fliegt einfach umher und hält das Cockpit instand. Dieser eine Aspekt funktioniert allerdings so gut, dass ich mich hier ausgesprochen wohl fühle. Und falls euch das reicht, dann kann ich euch Star Trucker doch sehr ans Herz legen.
Star Trucker | |
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PRO | CONTRA |
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