Star Wars Jedi Knight 2: Jedi Outcast auf Nintendo Switch ist pure Nostalgie mit klaren Altersanzeichen
Weckt den Wunsch nach einem echten Remake.
Um das gleich klarzustellen: Erwartet von Star Wars Jedi Knight 2: Jedi Outcast auf Nintendo Switch (und PS4) kein technisches Wunderwerk. Und es zeigt zugleich, dass Nostalgie nicht immer gleichbedeutend mit schönen Dingen ist. Wenngleich es in diesem Fall zwei verschiedene Seiten der Macht (um beim Thema zu bleiben) gibt. Denn zum einen zeigt der Klassiker 17 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung klare Altersanzeichen, zum anderen ist es so schön wie anno dazumal, das Lichtschwert zu schwingen.
Bis es dazu kommt, vergehen zuerst ein paar Stunden Spielzeit. Kyle Katarn und seine Partnerin Jan Ors untersuchen einige Jahre nach der Schlacht um Endor Aktivitäten der verbliebenen imperialen Truppen und treffen dabei auf einen ehemaligen Jedi aus Luke Skywalkers Akadamie auf Yavin, der sich der dunklen Seite zugewandt hat. Und der bringt Kyle dazu, seine Jedi-Kräfte aufzufrischen und erneut zum Lichtschwert zu greifen.
Ich weiß nicht, ob mich meine Erinnerungen an früher täuschen, aber heute fallen mir vor allem die teils merkwürdigen Bewegungen der KI in den Kämpfen auf. Sturmtruppen und andere außerirdische Gegner rennen zum Teil wie verrückt durch die Gegend oder auf euch zu. Und je nachdem, wie intensiv sie im Zickzack herumwuseln, ist es verdammt schwierig, sie dabei zu treffen. Gut möglich, dass das damals besser klappte, weil ich es mit Maus und Tastatur spielte, mit dem Controller ist es ab und an eine Herausforderung. Vor allem mit den kleinen Sticks der Joy-Cons, mit dem Pro-Controller hatte ich weniger Probleme. Die Bewegungssteuerung auf der Switch vergesst ihr besser gleich wieder.
Was die Sache nicht einfacher macht, sind die spärlich verteilten Gegenstände, mit denen ihr euch heilt und eure Schilde aufladet. Hinzu kommen zum Teil ganze Massenaufläufe von Sturmtruppen in den Anfangsbereichen. Haben mich die modernen Shooter mit ihrem durchdachten Leveldesign verweichlicht? Nun, zumindest sind sie in ihrem Levelaufbau häufig geradliniger. Jedi Knight 2 ist zum Teil verschachtelt, hat dabei keine Übersichtskarte und so regelmäßig wie hier starb ich lange nicht mehr in einem FPS. Was, so würde ich behaupten, mehr an den verwirrenden KI-Laufwegen lag als an meinen Fähigkeiten.
Vieles davon ist aber vergessen, nachdem Kyle sein Lichtschwert in den Händen hält, dann beginnt der Spaß. Okay, erst gilt es noch, die nervigen Scharfschützen auf Nar Shaddaa hinter sich zu bringen, danach läuft Jedi Knight 2 dann zu Hochform auf. Es macht so viel Spaß, sich mit gezündeter Lichtschwertklinge durch Gegnergruppen zu kämpfen. Feinde bekommen ihre reflektierten Blasterschüsse zu spüren und ihr nutzt eure Machtkräfte, um eure Widersacher in Abgründe zu stoßen, ihnen ihre Waffen aus den Händen zu reißen oder schleudert das Lichtschwert durch die Gegend, während es im Weg stehende Schurken durchbohrt. Das ist pure Freude angesichts der toll umgesetzten Kämpfe mit dem Lichtschwert.
Hier drin steckt so viel Nostalgie, dass ich mir beim Spielen häufig wünschte, Jedi Knight 2 bekäme ein echtes, aufwendiges Remake. Eines auf dem Niveau von Shadow of the Colossus zum Beispiel. So gut sich das zum Teil spielen lässt, so stark nagt der Zahn der Zeit am Spiel. Texturen, Animationen in Zwischensequenzen, das KI-Verhalten... Seufz. Ich denke, es wären nicht zwingend Massen an Geldern nötig, um das Spiel in vielen dieser Bereiche deutlich zu verbessern. Allein der Wille dazu fehlt. Dabei ließen sich viele Star-Wars-Spiele technisch modernisieren und würden noch heute viel Freude bereiten. Vielleicht kommt ja noch einer der Entscheidungsträger bei Disney auf diesen Gedanken.
Jedi Knight 2 verdeutlicht zugleich schön die Unterschiede in Sachen Design zwischen heute und früher. Wer das deutlich sehen möchte, spielt zuerst einen modernen Shooter und befasst sich anschließend mit diesem Titel. Das betrifft vor allem das Level-Design. Wo euch heutige Titel des Genres an die Hand nehmen und kaum Fragen bezüglich des weiteren Weges offen lassen, lässt euch Jedi Knight 2 ab und an im Regen stehen. Zweimal bemühte ich einen Walkthrough, weil ich auf dem Schlauch stand. Danke, Internet. Das Spiel passt nicht zu den heutigen Denkmustern in Spielen, in denen vieles unübersehbar ist. In meinen Augen macht es das nicht schlechter, es erfordert allein eine Umstellung eurerseits.
Es sei noch erwähnt, dass das Speichersystem des Spiels an den Nerven zehrt. Das Problem ist, dass euch Jedi Knight 2 maximal fünf Spielstände anlegen lässt. Und dann fangt ihr an, die nicht mehr benötigten Saves manuell zu löschen. Und das immer von vorne, da ihr häufig speichert, weil die automatischen Kontrollpunkte spärlich verteilt sind. Es ist unnötiger Aufwand, zumal sich vorhandene Spielstände nicht einfach überschreiben lassen, was eine gut funktionierende Lösung wäre. Nein, ihr müsst sie löschen, sonst geht das nicht mit dem Speichern.
Darüber hinaus habt ihr in den Optionen zwar eine Option zur Darstellung in 16:9, bei der das Spiel allerdings allein das vorhandene Bild streckt. Wer es originalgetreu haben möchte, schaltet auf 4:3 um. Dann habt ihr zwar links und rechts schwarze Balken, als großartig störend empfand ich die aber nicht.
Im Endeffekt lässt mich Jedi Knight 2 auf der Switch mit dem Wunsch nach einem echten Remake zurück. Wie toll wäre es bitte, diesen Klassiker in modernisierter Technik zu erleben? Ich wäre bereit, dafür einige Euro mehr als für diese Portierung auf den Tisch zu legen. Die bekommt ihr indes zu einem echt günstigen Preis, für den es sich lohnt, diesen Shooter zu erleben. Auf jeden Fall, wenn ihr Star-Wars-Fan seid und dieses Spiel bis jetzt verpasst habt. Stellt euch aber auf ein paar harte erste Stunden ein, bevor der Spaß so richtig losgeht.
Entwickler/Publisher: House House/Panic - Erscheint für: PC, Switch, Xbox One, PS4 - Preis: 8,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Gespielte Version: Switch - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: nein