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Star Wars Jedi: Survivor im Test - Firefly-Feeling mit einem Hauch Indiana Jones. Ist das noch Star Wars?

Star Wars darf sich gern öfter daran erinnern, dass das Universum voller Abenteuer ist

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Die Technik zickt noch etwas, aber das Abenteuer ist da: Star Wars kann mehr sein als nur Krieg mit dem Imperium. Survivor mixt erneut und gekonnt viel Erkundung mit Souls-Elementen.

So wie vorher, nur mehr davon. Und schöner. Und größer. Und mehr. Wenn das eure Wünsche für eine Fortsetzung von Star Wars Jedi Fallen Order waren, dann wurden sie erhört und nun mit Star Wars Jedi Survivor erfüllt. Haken hinter, wenn euch das reicht und ihr den Vorgänger kennt, macht weiter, wo ihr aufgehört habt.

Als jemand, der den Vorgänger nur ein paar Stunden spielte – nicht weil das Game schlecht war, sondern erst war nicht die Zeit, später kam ich nicht mehr rein, dann gab es andere Spiele, ihr kennt das – bin ich darüber nicht unglücklich. Jetzt komme ich doch noch zum Star-Wars-Souls, das ich eigentlich schon damals spannend fand. Und es ist nach wie vor der Beweis, dass ein Souls-Spiel nicht schwer sein muss und sogar verschiedene Schwierigkeitsgrade bedienen kann. Was dann bleibt, ist die Rücksetzmechanik nach dem Ableben, das einmalige Aufsammeln wichtiger Items, der Gegner-Respawn nach dem Ausruhen und alles sonst, nur eben in locker-fluffig, zumindest auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad. Geht, Miyazaki, geht.

Man darf natürlich nicht innerhalb eines weniger außerweltlichen Szenarios darüber zu lange nachdenken. In Star Wars machen die Sturmtruppen mal lockere Witze untereinander, die Droiden scherzen herum, eure Gegner haben mehr Leben als ein durchschnittlicher Grunze-Untoter in einem Souls-Game und wie funktioniert das eigentlich dann? Erleben sie einen Reset der Realität? Ein kurzes Blinzeln und alles ist vergessen? Erinnern sie sich an all die Tode und reden deshalb irgendwann nicht mehr, sondern kontemplieren die endlose Horror-Schleife, in der sie fern der Heimat irgendwo herumwandern? Nur darauf hoffend, dass der komische Jedi wieder des Weges kommt und diesmal hoffentlich die Ruhe des Todes den endlosen Zyklus beendet?

Es ist Star Wars, dafür reicht ein Blick. Aber oft genug fühlt sich Survivor „größer“ an. Auf eine gute Art.

Täglich grüßt das Laserschwert wird auch dieses Mal nicht als Kanon in das wohlbekannte Universum verbaut und erklärt, sondern Respawn nimmt es einfach als das Gameplay, das wohl en vogue ist – siehe Time Magazine Top 100. Passt schon und ich mag es. So wie mich auch erstaunt, dass ich das Star Wars Universum wieder mehr mag. Ich bin nicht jemand, der hier alle Verweise und Kopfnicker erkennt und insoweit ist es auch ein Test, ob Leute, die sich sonst wenig um Star Wars kümmern, Survivor genießen können.

Die Antwort ist ein halbherziges Ja. Ihr solltet schon wenigstens ein paar der Filme gesehen haben, um Grundkonzepte mitzunehmen. Was die Jedi generell sind, was es mit Macht und dunkler Seite auf sich hat, was der politische Stand im Universum ist, was die alte Republik war und dass es sie eine Weile gab. Viele solcher Dinge könnt ihr zwar zumindest partiell auch in Logs nachlesen, aber das schmälert den Spaß dann doch irgendwann. Aber Grundwissen reicht, der Rest kommt dann.

Was die Notwendigkeit angeht, den Vorgänger gespielt zu haben: Das scheint zuerst so, zumal auch gleich ein Bösewicht aus dem Fallen Order präsentiert wird. Aber nach ein oder zwei Stunden dreht sich das und eine neue Welt und Bedrohung wird aufgebaut. Im Grunde ist es wie bei einem Superhelden-Film, bei dem der erste Teil die Origin-Story war. Wenn in der Fortsetzung die Kräfte kurz erklärt werden, reicht das eigentlich und so ist es hier auch.

In solchen Momenten denkt man unwillkürlich, dass Nathan Drake mal über Abenteuer im Weltraum nachdenken sollte.

Was die neue Story in Survivor angeht: Ja, das war richtig gut. Den Auftakt fand ich furchtbar. Hässliche Welt, lahme Heist-Handlung, grausige Dialoge, alles, was ich an Star Wars hasse, kam geballt auf Coruscant auf mich zu. Aber dann zog es an und irgendwann war ich wirklich darin investiert, ob die kleine Truppe es zu ihrem spektakulären Ziel schafft, was sie dort finden und wie sie ihre Gegner austricksen werden. Es war fast schon mehr ein Firefly-Feeling, mit ein wenig Indiana Jones im Star Wars Universum. So viel Spaß hatte ich in diesem Universum schon lange nicht mehr. Auch wenn ich den Bösewicht schwach fand, aber irgendwas ist ja immer.

So wie man nicht über den Respawn der Gegner innerhalb des Spiel-Universums nachdenken sollte, darf man auch geflissentlich ignorieren, dass es keinen Sinn macht, dass der Held in der kurzen Zeit, sie seit Teil 1 verging - fünf Jahre -, alles vergessen hat. Ist ja seit Ultima so: Übermächtig geht man aus einem Spiel raus, nur um wieder als Level-1-Noob von vorn zu starten. Okay, Level 2: Wandlauf und andere grundlegende Bewegungen kann Cal noch. Immerhin. Und werdet ihr hier mit einem noch mal ausgebauten und verfeinerten Fertigkeiten-System belohnt, das euch durchaus ein Weilchen über den ersten Durchgang hinaus beschäftigen sollte (ja, New Game Plus ist diesmal direkt vorhanden).

Es gibt nun fünf Arten, das Laserschwert zu halten und jede hat ihren eigenen Fertigkeitenbaum, der auch nicht klein ausfiel. Jede der fünf ist sehr eigen, mit Vor- und Nachteilen und ihr könnt immer nur zwei gleichzeitig aktivieren. Das ist einerseits nett, weil es eure Optionen sinnvoll limitiert und ihr nicht wild wechseln könnt. Hat aber auch das Problem, dass ich irgendwann eigentlich gar nicht mehr wechselte, mich auf einen Stil konzentrierte und die anderen jetzt vielleicht im weiteren Durchgang angucke. Oder auch nicht. Man nimmt sich ja immer vor, New Game Plus zu spielen, aber dann fehlt halt doch die Zeit, neue Spiele kommen, man kommt nicht mehr rein, ihr kennt das.

Alles im Universum von Star Wars kann so High-Tech sein, wie es will. Wenn es um Bildschirme geht, bleiben sie der CRT-Technik einfach treu. Ein altes Science-Fiction-Paradox.

Macht nichts, jeder der Stile hatte sofort seinen Charme und für welchen ihr euch auch entscheidet, ihr werdet damit euren Spaß haben. Das liegt auch daran, dass die Präzision im Kampf erhöht wurde. Die Hitboxen funktionieren nun besser und das Schlagen fühlt sich etwas wuchtiger und direkter an. Das ist schon mal gut. Was sich leider nicht so sehr änderte, ist die initial passive Natur des Kampfes. Jeder Gegner – außer den kompletten Wegwerf-Feinden – kann erst mal gut verteidigen und blocken. Es dauert ein paar Schläge, seine Ausdauer zu reduzieren und im Grunde müsst ihr immer warten, dass er seinen Move macht, damit ihr kontert. Bei den Bossen und anderen Macht-Meistern hier macht das sicher Sinn, wenn die Luft zwischen ihnen krisselt und das setzt Survivor auch toll um. Wenn ihr auf dem für euch richtigen Schwierigkeitsgrad spielt – ich empfehle eins über normal für halbwegs routinierte Spieler –, dann bekommt ihr tolle Matches gegen würdige Feinde.

Was mich eher nervte, waren Gruppen von Sturmtruppen oder anderen Routine-Gegnern. Bei jeder Version von ihnen wusste ich, wie ich reagieren muss, aber ich wusste eben, dass ich anfangs reagieren und nicht agieren muss. Zumindest, wenn ich nicht sinnlos ein wenig Schaden kassieren will. Manche der Kampfstile sind etwas offensiver, aber immer noch ist das ganze Spiel auf dieses Konzept ausgelegt. Wo von Tsushima über Sekiro bis Souls Initiative mit der richtigen Technik möglich ist und belohnt wird, arbeitet Survivor für meinen Geschmack zu viel mit Kontern. Schade, aber vielleicht ist das ja Teil der Jedi-Philosophie, die mir irgendwo entging.

Hey! Rätsel (kleine wenigstens)...

Erneut, egal, das ist Genörgel im Detail, denn die Kämpfe machen trotzdem Spaß, wenn man sich damit arrangiert hat, und nach und nach bekommt ihr jede Menge Optionen, weiter an eurem Stil zu feilen und ihn zu perfektionieren. Ich kam nie ganz in den Flow eines Sekiro, wo die Reflexe allein die Kontrolle übernahmen, und jede Millisekunde saß, aber dann wiederum war das hier auch nie nötig, um einmal vergnügt durch ein paar Gegner zu marodieren.

Was ich wirklich geliebt habe, ist, wie weit die Welt sich nun geöffnet hat. Ich weiß, dass ich nicht der Erste bin, der den Vergleich zieht, aber er passt perfekt: Fallen Order war Arkham Asylum, Survivor ist jetzt Arkham City. Es ist nicht grundlegend anders, was hier geboten wird, nur viel größer und interessanter. Die offenen Bereiche in Survivor sind riesig und selbst die lineareren Abschnitte haben mehr Auslauf und Optionen zu bieten. Auf dem ersten Planeten ist es im Nachhinein gut, dass der Anfang alles etwas gradliniger hält, bevor es sich dann richtig öffnet und ihr für Stunden erst mal auf Erkundung gehen könnt. Das oder ihr folgt dem Marker und seid nach fünf Minuten in der Handlung drin.

... und sogar richtig gute Rätsel-Dungeons finden sich in Star Wars Jedi: Survivor!

In der Richtung gibt sich Jedi Survivor vorbildlich. Was zum Erkunden da ist, ist sinnvoll und es bringt euch auch weiter, wenn ihr euren Charakter hochleveln und vor allem aufhübschen wollt, aber es verfällt praktisch nie in die Not, dass ihr Grinden müsst. Das, was nötig ist, passiert fast nebenbei, aber es gibt so viel zu tun, was einen auf die beste Art ablenken kann. Die schiere Masse an Sammelkrams ist erschlagend und auch wenn ich mich nicht für den Sinn aller Items begeistern konnte, so hatte ich fast immer Spaß, sie zu finden. Erst auf den zweiten Blick wurde mir so richtig bewusst, dass es nicht die Gießkanne war, sondern man sich bei vielen Schätzen durchaus Mühe gab, sie angemessen zu verstecken. So gut, dass die Suche eine noch größere Freude als das Finden war und das ist der beste Zustand für ein Spiel dieser Art. Wenn der Spieler glücklich den neuen Planeten abgrast, statt sich um die eigentlich spannende Story zu kümmern, dann hat man schon mal mehr richtig gemacht als Assassin’s Creed.

Ein wichtiger Teil dessen ist natürlich die Metroidvania-Natur des Ganzen. Nach und nach gibt euch das Spiel immer mehr Möglichkeiten, optionale Gebiete zu erreichen und auf schon bekannten Planeten aus dem halben Dutzend, das ihr besucht, neue Areale zu entdecken. Alles wird durchaus clever genutzt, um euch mit den neuen Fertigkeiten Spaß haben zu lassen und manchmal ein komplett neues Gebiet zu entdecken, ist immer ein Highlight. Ich liebe diese Art der Erkundung der Expansion eines Spiels und Survivor liefert hier bestmöglich ab. Und das ist, bevor ihr dann Kopfgeldjagden und legendären Kreaturen nachgeht oder all den anderen Kram macht, der hier drinsteckt. Es ist in diesem Punkt wie Assassin’s Creed. Nur nicht… dumm? Sagen wir lieber “weniger vorhersehbar und durchdekliniert”. Und Survivor weiß auch, dass es dann und wann den Schwierigkeitsgrad mal hochziehen muss, vor allem, wenn der Boss optional ist. Das hat es sich bei Souls abgeguckt und wem das Spiel sonst etwas zu soft ist, der wird hier dann schon glücklich werden.

Jeder Planet hat was zu bieten. Oft genug Ruinen aller Art. So ist das eben, wenn man alten Geheimnissen nachspürt.

So weit ist Jedi Survivor in vielerlei Hinsicht ein Idealfall. Tolle Welten, interessante Story selbst dann, wenn man jetzt nicht so Star-Wars-verwurzelt ist, immer wieder spektakuläre Boss-Kämpfe, ausgefeilte und weit gefächerte Kampfmechaniken, gelungene Erkundung, es ist alles da. Sogar die Optik ist wunderschön… Manchmal. Für die PS5-Power war das hier schon ein wenig grenzwertig. Bombenfeste 4K30 sollten eigentlich ein Kinderspiel sein, wenn man schon nicht die 60 anpeilt. Vor allem in einem Spiel, das auf präzises Timing baut, ist es nicht so feierlich, wenn Nebel- oder andere Effekte dafür sorgen, dass es immer mal wieder schwer fluktuiert. Selbst im 1440-Performance-Modus, wo die Grafikqualität wirklich sichtbar abfällt, kann auch nach dem ersten Patch von stabilen 60 keine Rede sein. Dazu hatte ich noch vereinzelt Screen-Tearing. Ich dachte, so etwas wäre mittlerweile ausgestorben. Nehmt noch ein paar Abstürze auf der PS5 dazu und einen Fall, bei dem ich zitterte, weil der einzige Spielstand, den das Game anlegt, sich für sechs oder sieben Versuche nicht mehr laden ließ und ihr könnt euch denken, dass ich Jedi Survivor nicht als Technik-Referenz bezeichnen würde. Patches werden es richten, aber wie lange das dauert, wissen wir halt nicht.

Aber kommen wir noch mal kurz zu “wunderschön” zurück, denn das ist das Spiel im Prinzip. Jeder Planet hat Abwechselung in sich selbst zu bieten und unterscheidet sich noch einmal von anderen Planeten. Es gibt großartige Panoramen, schöne Details, fantastische Wesen. Ich hatte Freude daran, jedes neue Gebiet zu sehen und mich an der Pracht eines Universums zu erfreuen, das sich zwar auch sehr gerne selbst zitiert, aber dann und wann mal genug dazu dichtet, um frisch zu bleiben. Ja, dieses Spiel hat seinen nächsten Patch dringend verdient, denn was Jedi Survivor zu bieten hat, sollte in bester Schönheit präsentiert sein und nicht nur mit 90 Prozent davon.

Wenn ich Star Wars Jedi: Survivor etwas vorwerfen kann, dann ist es die Tatsache, das ich beim Flug nur zuschauen darf, aber nicht selbst ans Steuer. Okay, die meiste Zeit wäre das auch eher langweilig.

Ich kenne nicht so viel Star Wars, kaum den Vorgänger und hatte trotzdem richtig viel Spaß und Freude mit Star Wars Jedi: Survivor. Vielleicht auch deshalb. Ansonsten wäre es mir noch vertrauter vorgekommen als einem harten Fan oder auch zu ähnlich dem, was Fallen Order tat. Jedi Survivor bedient sich zwar aus seinem Universum, aber schiebt das Imperium und die alten Konflikte zu einem guten Teil in die zweite Reihe und erfreut sich daran, dass man ja auch mal etwas anderes in einer fernen Galaxis erleben kann. Es ist einfach gutes Widescreen-Sci-Fi und würde mit leichten Tweaks wunderbar in jedem Universum funktionieren. Star Wars war eigentlich immer am besten, wenn man das sagen konnte und Survivor ist da keine Ausnahme.

Sicher, das ganze Konzept der Souls-Mechaniken macht hier inhaltlich wenig Sinn, aber spielerisch passt es wunderbar in diesen Mix aus mal sehr offenen, dann mal klar strukturierten Wegen. Dabei bedient es sich auf die beste Art bei seinen viel schwierigeren Kollegen und hat viel Gutes von ihnen gelernt. Sicher, es sollte sich noch mal genauer deren Präzision und Herangehensweise an den Kampf vornehmen, aber dann wiederum weiß eh niemand, wie es wirklich ist, etwas mit einem Laserschwert zu treffen. Egal, schwamm drüber, setzt mich auf diese fantastischen, gewaltigen Welten und ich habe zu viel Freude dabei, mich darum zu kümmern, dass hier wenig neu erfunden wird und nicht alles immer ganz rund läuft. Nur die Technik kostet es dann doch einen Punkt. Ein fast toter Spielstand, Abstürze, in manchen Einstellungen Tearing und eine instabile Bildrate? Wir reden hier nicht von PC, da soll das alles noch schwieriger sein, das hier ist PS5. Das sollte laufen, so beeindruckend ist Survivor dann auch nicht. Meistens tut es das ja auch. Aber eben nicht immer.

Gut, nichts davon bringt Star Wars Jedi: Survivor um und auch wenn noch ein Patch zum Glück fehlt, diese Weltraum-Saga hier war für mich das beste Star Wars seit langer Zeit. Vielleicht sollte es sich öfter daran erinnern, dass im Weltraum auch Abenteuer warten und nicht nur Politik und Krieg.

Star Wars Jedi: Survivor Wertung: 8 / 10

Star Wars Jedi: Survivor
PROCONTRA
  • Große Abenteuer, viele Welten, Star Wars fühlt sich frisch an
  • Souls-Mechaniken funktionieren ausgezeichnet, selbst wenn sie inhaltlich seltsam sind
  • Survivor bietet viel Optionales zu entdecken, aber ohne den Fokus zu verlieren
  • Schwertkampf-Optionen noch mal deutlich ausgebaut und verfeinert
  • Ausgezeichnete Balance des wählbaren Schwierigkeitsgrades für Anfangänger bis Profis
  • Aktuell noch technische Probleme
  • Kampf etwas zu passiv, da ihr häufig auf den Angriff des Gegners wartet, um am effizientesten zu sein
  • Schwacher Start, eigentliche Nemesis könnt interessanter sein

Ihr könnt Jedi Star Wars Survivor unter anderem bei Steam, im Microsoft Store und im PlayStation Store kaufen.

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